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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 3.1907

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Heft 7
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Ein signiertes Werk von Gerard Wigmana
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https://doi.org/10.11588/diglit.27900#0137

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Blätter für Gemäldekunde

ZU BEZIEHEN DURCH
DIE BUCHHANDLUNG
GEROLD & Co., WIEN,
I. STEPHANSPLATZ 8.

VON

Dr. TH. V. FRIMMEL

- ZUSCHRIFTEN AN -
DEN HERAUSGEBER ZU
RICHTEN NACH WIEN.
IV. SCHLÜSSELGASSE 3.

III. Band.

JÄNNER 1907.

Heft 7.

======== *

EIN SIGNIERTES WERK VON GERARD WIGMANA.

Der friesische Raffael, Gerard Wigmana, eine merkwürdige Erscheinung in
der Geschichte der holländischen Malerei. Er war, so will es scheinen, ein wenig
produktiver Künstler, dabei aber einer, der auch die Arbeit nicht scheute und
das Höchste der Kunst in technischer Vollendung suchte, eine Art Virtuose,
etwas äußerlich. Durch seine auserlesene Geschicklichkeit ragt er immerhin so
sehr hervor, daß man ihn gelten lassen muß. Zu seiner Zeit war Wigmana
wenn nicht berühmt, so doch wohl gekannt. Seither ist er nahezu vergessen,
gewiß recht unverdient zurückgesetzt worden, wahrscheinlich mehr verkannt als
übersehen. Denn seine feinen Werke dürften zumeist unter fremder Flagge durch
die Fluten des Bilderhandels segeln.

Ein Bild, das den Künstler von seiner vorteilhaften Seite zeigt, wird um/
stehend abgebildet und soll in wenigen Zeilen charakterisiert werden. Wigmana
wählte die ziemlich bekannte Szene mit Alexander dem Großen, dem Maler
Apelles und der Pankaste, auch Pakate und später Kampaspe genannt, und
zwar den malerisch gut verwertbaren und oft verwerteten Augenblick, in welchem
Alexander dem Maler seine Geliebte überläßt. Unsere Biographen des Apelles,
aus Plinius, Aelianus und Lukianos schöpfend,*) erzählen die Geschichte so:
Pankaste war eine der Geliebten Alexanders des Großen. Der Schönheit ihrer
Gestalt wegen wollte er sie nackt malen lassen, und zwar durch Apelles. Der
Maler verliebte sich sterblich in das anmutige Wesen, und Alexander, statt darüber
zu zürnen, machte es ihm zum Geschenk. Diese Anekdote ist von den Malern
des 17. und 18. Jahrhunderts nicht selten malerisch verwertet worden, nachdem
Van Mander in seinem Schilderboek (Originalausgabe Folio 79) das Geschichtchen
ziemlich eingehend erzählt hatte. Bei Van Mander heißt die Geliebte „Kam/
paspe“, offenbar durch ein Mißverständnis. Diesem mögen die Philologen nach-
gehen. Wir richten unser Augenmerk auf das Bild, das uns die genannten
Figuren aus der alten Anekdote und überdies einige Eroten vorführt. Die
Zeichnung ist sicher, doch zierlich, ja geziert. Die Färbung bevorzugt zarte, ge-
brochene Töne. In der Modellierung zeigt sich große Weichheit und Gewandtheit;
wie denn die Pinselführung überhaupt auch so geschickt ist, daß die einzelnen

*) Hiezu hauptsächlich die Stellen, die bei Heinrich Brun: Geschichte der griechischen
Künstler. 2. Aufl. (1889), II., Bd. S. 136 ff., genannt sind. Vgl. ferner den Artikel Apelles in
Jul. Meyers Künstlerlexikon. — Was Darstellungen der erwähnten Szene betrifft, so erinnere
ich an die zwei Beispiele von Josse de Winghe in der Wiener Galerie. Noch 1787 war von
der Akademie zu Parma die Preisaufgabe gewählt worden, dieselbe Szene darzustellen (Meusel:
„Museum für Künstler und Kunstliebhaber“ I, S. 72).

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