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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 3.1907

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Heft 7
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Zur Darstellung der vier Evangelisten des Jacob Jordaens im Louvre
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Aus der Galerie der Wiener Akademie
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https://doi.org/10.11588/diglit.27900#0158

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130

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 7.

Bilde den Evangelisten Johannes besonders
hervorgehoben hätte. Der Protestantismus
bevorzugt das Johannesevangelium vor den
anderen. — In dem jünst ausgegebenen Buche
über Jacob Jordaens von Max Rooses, das
mir während der Zusammenstellung dieses
Heftes zu Gesicht kommt, wird die Deutung
auf die vier Evangelisten verteidigt.

AUS DER GALERIE DER WIENER
AKADEMIE.

Zunächst seien die Neuerwerbungen aus
dem verflossenen Jahre in aller Kürze mit-
geteilt. Angekauft wurden einige Bilder von
alten Meistern und mehrere Werke von Malern
des 19. Jahrhunderts, von Anton Altmann,
Karl Geyling, Johann Grund, Andreas Lach,
Josef Hoffmann und Vöscher. Als ältere Bilder
seien genannt eine kleine mythologische Dar-
Stellung, die nach der Überlieferung als Werk
des ersten Lampi betrachtet wird, ein mit
H P monogrammiertes großes Breitbild, das
man nach den bisherigen Ermittlungen über
die Monogrammisten mit H und P für eine
Arbeit des Horatius Paulyn ansehen muß
(nebenstehend dieAbbildung), ferner ein großes
interessantes Tafelbild mit Judith und mehre-
ren Nebenfiguren (Verlegenheitsbestimmung
auf P. Aertszen; doch nicht von diesem,
sondern erst näher zu studieren. Wurde wie der
Paulyn im Herbst 1906 bei der Wiener Auktion
G. Pisko erworben) und ein Benjamin Cuyp:
Bekehrung Pauli (aus der sogenannten Auktion
Duc du Blaisel in Wien, Anfang 1906). (Die
neuen Erwerbungen erhielten die Inventars-
nummern 1282—1295.)

Der vorliegenden Notiz wird eine Ab-
bildung des alten Lambergschlößchens in
Nußdorf beigegeben, die daran erinnern soll,
daß einige der Bilder, die jetzt in der akademi-
schen Galerie hängen, ehedem in jenem Land-
sitze untergebracht waren. Das Gebäude be-
steht nicht mehr. Es hat bei Gelegenheit der
Stadtbahnbauten den modernen Verkehrs-
wegen seinen Platz einräumen müssen. Um
so dankbarer ist die Photographie zu be-
grüßen, durch die Herr Baron K. A. Bachofen
v. Echt noch rechtzeitig die Gestaltung jenes
Landhauses festgehalten hat, ehe der historische
Bau durch das unaufhaltsame Wachstum der
Großstadt vernichtet wurde.

Einen weiteren kleinen Beitrag zur Ge-
schichte der Gemäldesammlung in der heutigen
Akademie gebe ich mit einem Hinweis auf
eine alte Erwähnung des Aktsaales, der von
Quadal 1787 gemalt wurde und dessen Schick-
sale unmittelbar nach der Vollendung nicht

ganz klar sind. Ich vermutete früher und ver-
mute es noch heute, daß dieses Bild als Auf-
nahmewerk in die Akademie gelangt ist. Die
Wahrscheinlichkeit dieser Vermutung wurde
in meinem Bande über die Wiener Akademie-
sammlung (1900 1901, S. 62) begründet. Nun
fand sich nachträglich eine alte Korrespondenz
aus Wien, die Ratakowsky, der Wiener
Sammler und handeltreibende Kunstfreund,
an den Erlanger Professor Meusel für dessen
„Museum für Künstler und für Kunstliebhaber“
gesendet hat.’1') Die Zuschrift ist mit dem
Datum: 12. Oktober 1788 gedruckt und handelt
von Quadal, seinem Aktsaal und dem großen
Blatte, das Jacobe schon damals nach Quadals
Bild zu schaben begonnen hatte. Ratakowsky
erzählt, daß Quadal, ein geborener Österreicher
(Mährer), nach mehreren Reisen in Italien.
Frankreich und England nach Österreich
zurückgekehrt war und zur Ehre des Vater-
landes unter anderem auch das Gemälde mit
dem Wiener Aktsaal geschaffen habe. Er lobt
das Bild gar sehr und bemerkt, daß es der-
zeit in der Wohnung des Malers (Wieden, den
Paulanern gegenüber) ausgestellt werden soll.
Auch wird mitgeteilt, daß Professor Jacobe
das Gemälde in Schabkunst nachbilden wollte
und beabsichtige, die besten frühen Drucke
schon bis Ende August 1788 zu liefern. Dieses
Datum scheint verlesen oder verdruckt zu
sein, denn es paßt gar übel zu der besser ge-
festeten Datierung der eingesendeten Nach-
richt: 12. Oktober 1788. Der Monatsname
kann nicht wohl verlesen sein, dagegen dürfte
die Jahreszahl 1789 oder 1790 gelautet haben.
Der fertige Stich trägt das Datum 1790. Die
Korrespondenz Ratakowskys gewinnt für die
Geschichte des Bildes insoferne einige Be-
deutung, als sie hilft, zu erklären, warum das
Heft von Weinkopf über die Wiener Akademie
aus dem Jahre 1790 das Bild von Quadal
nicht als Eigentum der Wiener Akademie
neben den anderen Aufnahmewerken inven-
tarisiert. Das Gemälde befand sich eben zur
Zeit, als Weinkopf seine Aufschreibungen
sammelte, nicht, wohl noch nicht, in den
Räumen der Akademie und mag erst nach
Vollendung des Schabkunstblattes, also 1790
oder später dahin gelangt sein. Überdies können
wir aus Ratakowskys Mitteilungen schließen,
daß Quadal bis gegen den 12. Oktober 1788
noch nicht als Mitglied der Wiener Akademie
bekannt war, sonst hätte Ratakowsky in dem
gegebenen Zusammenhänge doch diese Mit-
gliedschaft erwähnen müssen. Der Sachverhalt
dürfte eben der sein, daß Quadal damals
sich erst mit dem Aktsaalbilde die Mitglied-
schaft der Wiener Akademie verdiente.

*) Sie erschien im „Dritten Stück“ (von 1788) des
erwähnten Museums.
 
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