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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 3.1907

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Heft 8
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Wilhelm Bernatzik
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Todesfälle
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https://doi.org/10.11588/diglit.27900#0187

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Nr. 8.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

i59

reiht. Noch höher steht der Versehgang
(genannt die Heilsboten) aus dem Jahre 1887,
ein Bild, das sich im Besitze des Kaisers
von Österreich befindet. Spätwinterlicher
Schnee liegt stellenweise auf der Heide und
im hügeligen Nachbarlande, über das nach
der Ferne zu der Blick hinausreicht. Düsterer
Himmel. Rüstigen Schrittes kommen der
Priester und Ministrant von rechts her des
Weges. Kaiser Franz Josef besitzt auch ein
zweites großes Bild aus der besten Zeit des
Künstlers, es ist das mit den zwei Mönchen
auf dem Kalvarienberge. Ein weiteres treff-
liches Werk, die Vision des hl, Bernhard,
gehört der kaiserlichen Galerie. Bernatzik hat
dazu Motive vom Kreuzgang im Stift Heiligen-
kreuz benützt. Dort hat er manche Studie
geschaffen, und das große Bild mit dem jungen
polychromierenden Mönch in der Klosterwerk-
statt trägt vor dem Datum: (18)90 auch die
Ortsangabe „Hlg. Kreuz“. Es ist eine Kompo-
sition von feinem psychologischem Gehalt und
von hohem künstlerischem Wert. Späterschloß
sich Bernatzik der Bewegung der Wiener
Sezession an, zu deren Gründern er äußerlich
zählte, ohne ihr eigentlich seinem innersten
künstlerischen Wesen nach ganz anzugehören.
Seine freiwillige Sezession fällt noch in die
Zeit, als er die Äkademie verließ. In der neuen
Künstlerverbindung von 1897 mußte sich
Bernatzik ein neues Sehen und Denken ange-
wöhnen. Statt des sinnigen Sittenbildes, zu
dem seine Begabung ihn gedrängt hatte,
mußte nun das Visionäre, das sonst nur
nebenher lief, gepflegt werden. Ungewöhnliche
Beleuchtungswirkungen waren zu studieren.
Die neueren dekorativen Aufgaben der Kunst
durften nicht unbeachtet bleiben. So machte
der Künstler notgedrungen eine zweite Sezession
mit, die ihm nicht mehr ganz wohl bekommen
hat. Was Bernatzik seither schuf, ist ja immer
voll Talent gewesen, verriet aber zumeist ein
Suchen und Tasten, das in den Arbeiten aus
seiner besten Zeit nicht zu gewahren ist. Die
Stimmungsbilder vom Steinfeld bei Wiener-
Neustadt und Neunkirchen, die in der VII. und
X. Sezessionsausstellung zu sehen waren, legen
dafür Zeugnis ab. Einige davon werden bei
Miethke wiedergefunden (in den Räumen
I. Graben 17, wogegen die älteren im alten
Miethke-Hause der Dorotheergasse zur Schau
gestellt sind). Dasselbe gilt von mehreren
dekorativen Ärbeiten, die sich kräftig von der
früheren sicheren Weise des Malers lossagen,
ohne damit echte Kinder der neueren Art
geworden zu sein. Vielleicht, ja sogar wahr-
scheinlich war das der innerliche Beweggrund,
der Bernatzik bestimmte, 1905 aus der Sezession
auszutreten. Es war zur Zeit, als auch die
Maler Adolf Böhm, G. Klimt, M. Kurzweil,

W. List, C. Moll und einige Architekten und
Kunstgewerbler aus dem Bunde schieden.

Bernatzik hat kein hohes Alter erreicht.
Am 18. Mai 1853 ist er geboren. Demnach
war er wenig über 53 Jahre alt, als er in der
letzten Novemberwoche von 1906 verschied.
Er starb in der Hinterbrühl im Hause seines
Schwagers, des Fabriksbesitzers Hugo Max.

TODESFÄLLE.

Am 24. September 1906 ist zu Paris ver-
schieden der Maler Abel Berger (Chronique
des arts et de la curiosite vom 1. Dezember
1906). — Am 5. November starb zu Volendam
der berühmte Maler Fritz Thaulow, dessen
Hinscheiden in allen Kunstzeitschriften und
vielen Zeitungen gemeldet und mit Recht be-
dauert wurde. — Ferner starben: Anfangs No-
vember der Lütticher Maler Leon Philippet.

Am 13. November zu Morat der Schweizer
Maler Alfred Berthoud (Chronique des
arts 1906, S. 323). — Gegen die Mitte November
zu Furnes der Landschaftsmaler Theodore
t' Scharner (Chronique des arts 17. No-
vember). — Vor dem 24. November 1906 der
belgische Aquarellist Henri Stacquet zu
Brüssel, 69 Jahre alt. — Vor dem 1. Dezember
zu Lüttich der Maler Emile d’Heur (Chr. d.
arts vom 1. Dezember 1906). — Gegen Ende No-
vember der Maler Andreas Brübach, Kassel
(Berliner Tageblatt 28. November 1906). — Im
November zu Neapel der Maler Teofilo
Patini (La Domenica del Corriere 16. De-
zember 1906). — Am 26. November der
Wiener Maler Wilhelm Bernatzik (ein
Nachruf für Bernatzik wird in einer besonderen
Notiz gegeben). — Am 17. Dezember zu La
Ferte-sous-Jouarre, erst 35 Jahre alt, der Maler
Albert Louis Cordier (Le Journal des arts,
Ende Dezember 1906). — Am 18. Dezember
zu München der Maler Horst Hacker (M.
N. N. 20. Dezember 1906). — Am 22. Novem-
ber der Maler Ernst Joseph sohn zu
Stockholm („L’art et les artistes“). — Am
31. Dezember 1906 zu Hamburg der Maler
Moritz Delfs, 85 Jahre alt (Über Land und
Meer 1907, Nr. 17). Am 31. Dezember zu
Mailand der Maler Aleardo Villa, 41 Jahre
alt (Neue Freie Presse 3. Jänner 1907). — Am
6. Jänner 1907 zu Krakau der Maler Jan
Stanislawski im Alter von 45 Jahren (Neue
Freie Presse 7. Jänner 1907). — Die Chronique
des arts vom 19. Jänner meldet das Ableben
des Elsässer Malers Charles-Alfred Touche-
molin, der um die Mitte Jänner zu Brighton
in England verstorben ist. — Um dieselbe
Zeit starb zu Paris die Malerin Frau Charles
Lacroix, geborene De Gessler, die unter
 
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