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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 3.1907

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Heft 10
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Frimmel, Theodor von: Nochmals die Inschrift auf dem Bartolomeo Vivarini in der kaiserlichen Galerie zu Wien
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Frimmel, Theodor von: Zu Angelo Maria Costa
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https://doi.org/10.11588/diglit.27900#0219

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Nr. io.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

191

Inschrift auf dem Bartolomeo Vivarini
der Wiener Galerie zugekommen. Ich
halte Gronaus Deutung für vortrefflich
und will nicht versäumen, sie meinen
Lesern mitzuteilen. Gronau sieht von
dem Hereinziehen der dargestellten
Heiligen in die Deutung der Inschrift
gänzlich ab und geht sofort auf die
Würdenträger der Scuola los, für die
das Bild gemalt worden. Demnach löst
er die Kürzungen S nicht als Sanctus
auf, sondern als Ser. Nach dieser Auf-
fassung, der ich gerne beistimme, wäre
die mittlere Inschrift, deren Deutung
bisher recht fraglich war, so zu lesen:
,,S(er) Ambr(ogio) Viviani Cast(aldo)
S(er) Ant(onio) .... Vic(ario) S(er)
Petrus Munti(us) Scri(vano) e conf(ra-
telli).“ Diese Lesung ist einheitlicher
als die meine und hat noch den Vor-
zug für sich, daß die Würden der Scuola
in absteigender Reihe genannt sind:
Castaldo zuerst, dann der Vicario, an
dritter Stelle der Scrivano. Die schon
durch G. Ludwig in die Frage einge-
führten Familiennamen der Viviani und
Munti lassen sich wohl nicht anfechten.
Beim Vicario fehlt der Familienname,
der vielleicht noch zu ermitteln ist.
Über die mangelhafte Übereinstimmung
eines Vornamens in der Inschrift mit
dem Bilde selbst wird man sich wohl
hinaussetzen müssen. Es ist zwar ein
Sanctus Ambrosius dargestellt und ein
Petrus, aber kein Antonius. Dagegen
sieht man links den heiligen Ludo-
vicus. Dies veranlaßte mich, in der
Lücke vor VIC zu vermuten „Ludo“,
im ganzen also Ludovicus. Dann bleiben
aber noch zwei Heilige im Bilde übrig,
zu denen keinerlei Inschrift da ist. Dieser
Umstand spricht wieder lebhaft zu-
gunsten der Deutung des Herrn Doktor
Gronau, für deren gütige Mitteilung ich
meinen besten Dank sage.

Der Herausgeber.

ZU ANGELO MARIA COSTA.

Ein Sammelname für gute Architektur-
bilder des 18. Jahrhunderts mit römischen
Gebäuden oder Bauten, die ihnen verwandt
sind, ist G. P. Panini. Das ist der bedeutendste,
bestgezahlte Name aus einer langen Reihe vor-
züglicher Maler, die ähnliche Bilder geschaffen
haben. Die Sonderung der vielen Hände, die jetzt
noch zumeist als Panini gelten, sei hiermit
neuerlich angeregt, nachdem ein kleiner, älterer
Artikel, der sich in ähnlichem Sinne geäußert
hat-1'), doch sicher vergessen ist.

Ich versuche es, einen guten italienischen
Architekturmaler des 18. Jahrhunderts aus
dem Panini-Knäuel loszulösen, indem ich ein
signiertes Bild des Angelo Maria Costa ab-
bilde und in seiner Weise einigermaßen charak-
terisiere. Dieses, wie mir scheinen will, nicht
bedeutungslose Gemälde ist, soweit ich die
Angelegenheit überblicke, das erste signierte
Werk dieses Costa, das nachzuweisen ist, wie-
wohl daneben einige leidlich beglaubigte
Arbeiten desselben Meisters Vorkommen, der
auch „Costa da Milano“ genannt wurde. Das
signierte, anbei abgebildete Stück t gehört
Herrn Theodor Bindtner in Wien, dem ich,
nebstbei bemerkt, für die Herstellung der Ab-
bildung zu Dank verpflichtet bin.

Die Zeichnung auf dem Architekturbilde
bei Bindtner ist sicher, sauber, geschult. In
der Färbung fällt eine milchige Stimmung
auf. Helle, sonnige Ferne. Am Stylobat der
Bauten werden bläuliche Töne bemerkt. Dies
mag dazu Anlaß gegeben haben, das Bild für
ein Werk des Panini zu nehmen, der in seiner
Architektur das Blau an den Steinen liebte.
Mir wurde das Bild noch als Panini vorgestellt,
doch erwies eine genaue Untersuchung, daß
sich links unten eine echte Signatur vorfindet,
die nichts mit Panini zu schaffen hat, sondern
lautet: Angelo Maria Costa. F. Milano“
(sorgsame Züge in lateiniger Kursive). Darunter
noch die Datierung „1714“. iDiese Inschrift
klärt einigermaßen darüber auf, wer jener
Costa da Milano ist und um welche Zeit
dieser Künstler tätig war, von dem sich Archi-
tekturbilder in der Art des vorliegenden an
verschiedenen Orten erhalten haben. Ich fand
z. B. vor ungefähr sechs Jahren in Sommerau
bei Spital am Semmering in der gräflich
Brunsvikschen Galerie zwei Architekturbilder,
auf deren alten Blindrahmen ein Blatt mit
Hinweis auf Costa da Milano befestigt war**).
Zwei weitere als Costa beglaubigte Architektur-
bilder befinden sich in der Prälatur des

*) Er ist erschienen in Helbings Monatsberichten
über Kunstwissenschaft und Kunsthandel II (1902),
S* 247 f.

**) Ich notierte „Costa di (oder da) Milano“ 1709.
 
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