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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 3.1907

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Heft 10
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Frimmel, Theodor von: Zu Angelo Maria Costa
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Der monogrammierte Sebastian Vrancx im Museo Nazionale zu Neapel: (statt einer Antwort im Briefkasten)
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https://doi.org/10.11588/diglit.27900#0221

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Nr. io.

193

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Stiftes Klosterneuburg bei Wien; und
abermals hängen zwei traditionell benannte
Werke Costas in Klosterneuburg bei Wien
in der Sammlung Jäger.

Alle diese Gemälde zeigen nahezu den-
selben Stil, wie das signierte Werk bei Bindtner
in Wien. Sie dürften also alle Arbeiten des
Angelo Maria Costa sein, der, so sagt die In-
schrift, 1714 in Mailand tätig war. Es wird
Sache der Mailänder Ortsforschung sein,
Näheres über diesen geschickten Maler bei-
zubringen, der in den Handbüchern und
Lexika gründlich totgeschwiegen wird. An-
gemerkt sei noch, daß sich in der Wiener
Sammlung Birckenstock 1811 viele Werke dieses
Mailänders Costa befunden haben. d. H.

DER MONOGRAMMIERTE
SEBASTIAN VRANCX IM MUSEO
NAZIONALE ZU NEAPEL.

(Statt einer Antwort im Briefkasten.)

Schon längst liegt die Abbildung bereit,
die ich Ihnen zugedacht hatte. Aber es fehlte
an Muße für die Abfassung des Textes und
an Raum für die Antwort überhaupt. Auch
heute muß ich mich kurz fassen, und eine Ab-
handlung über Seb. Vrancx werden Sie nicht
zu lesen bekommen, wie bedeutend dieser viel-
seitige Antwerpener Maler auch gewesen ist.
Er leitet in vieler Beziehung, besonders in der
Darstellung und Behandlung militärischer
Szenen, von den Brueghels zu Peeter
Snayers herauf, der dann wieder einen Van
der Meulen und S. Lecomte vorbereitet. Man
müßte ziemlich weit ausgreifen, um dieWurzeln
und auch wieder die Nachwirkungen seiner
Kunst aufzudecken. Seb. Vrancx ist sicher in
Italien gewesen, vermutlich schon 1597 bis 1600.
Bis 1622 hat er italienische Motive in seinen
Bildern verarbeitet. H. Riegel (Beiträge zur
niederländischen Kunstgeschichte II, S. 52 f.)
machte ganz richtig darauf aufmerksam, daß
der große Stich nach der Bekehrung des Paulus
von Seb. Vrancx die Datierung: Rom 1597
trägt. Sie finden das Blatt in der Kupferstich-
sammlung der Wiener Hofbibliothek.
Die Datierung 1600 kommt vor auf der kleinen
vielfigurigen Landschaft mit der Predigt Jo-
hannis. Dieses Bildchen findet sich in der
Galerie zu Parma und gibt dem Gedanken
Raum, daß Vrancx noch 1600, unmittelbar vor
seiner Freisprechung zum Meister in der
Antwerpener Lukasgilde, in Italien gewesen
wäre (das kleine Bild in Parma ist in gelb-
licher sauberer Schrift signiert: „Sebas. Vrancx.“
Darüber Buchstaben, die nicht mehr leserlich

sind. Darunter die erwähnte Jahreszahl. Gut
erhaltene feine, hart behandelte Malerei auf
Kupfer. Das Gegenstück mit mythologischer
Darstellung ist in der Signatur schon un-
deutlich geworden). Die Jahreszahl 1615 steht
auf dem Bilde im Museo Nazionale zu
Neapel, das Sie besonders interessiert und
das im Mittelgründe rechts eine Darstellung
des Casino der Villa Medici in Rom bietet,
also noch immer mit dem italienischen Auf-
enthalt zusammenhängt. Ich komme noch auf
dieses Gemälde zurück. Dem italienischen
Kreise gehört auch ein Werk aus dem Jahre 1608
an, ein ziemlich großes Kupferbild in der
Galerie zu Hannover. Dieses Werk ist mit
Motiven aus den Ruinen Roms komponiert.
Rechts in der Ferne San Pietro in Vaticano.
Architektur an Willem van Nieulandt er-
innernd. Figürchen (sie stellen die Werke der
Barmherzigkeit dar) von harter, bestimmter
Formung. Monogrammiert und mit 1608datiert.

Die vielen Schlachtendarstellungen, die
man von Seb. Vrancx kennt, dürften zumeist
später fallen und mit Szenen aus dem Dreißig-
jährigen Krieg Zusammenhängen, den der
Künstler nahezu bis zum Ende miterlebt hat.
Vrancx ist 1647 zu Antwerpen gestorben, wo
er 1573 geboren worden war (nach Van den
Branden). Eine seiner Gefechtsdarstellungen be-
zieht sich allerdings auf das bekannte Duell
bei Vucht unweit Herzogenbusch, das 1600 vor-
gefallen ist (alt gestochen durch Michael
Snyders). Eine noch ältere Gefechtsszene findet
sich auf einer Zeichnung in der Albertina
zu Wien. Leider ist die Datierung durch Be-
schneiden des Blattes geschädigt worden. In
derselben Sammlung auch eine Zeichnung, die
mit dem Duell von 1600 zusammenzuhängen
scheint. Mit der Kopie nach Vrancx in der
Amsterdamer Galerie (neu Nr. 2599) habe ich
diese Blätter noch nicht verglichen.

1622 ist die Datierung auf einer Zeichnung
mit italienischen Szenen, die sich in Braun-
schweig befindet (Riegel a. a. O. S. 53).

Von Seb. Vrancx sind gar nicht wenige
Bilder erhalten, und Sie werden einige Zeit
brauchen, bis Sie dieSchlachten in Aschaffen-
burg (zwei abgebildet bei Bassermann-Jordan
„Unveröffentlichte Gemälde alter Meister aus
dem Besitze des bayrischen Staates“), die
Bilder in Austerlitz, Braunschweig (hiezu
auch H. Riegels Galeriewerk), Gotha, Ham-
burg (Sammlung Konsul Weber), Kassel,
München (datiertes Bild von 1622), in Parm a,
Neapel, Kopenhagen, Austerlitz, Wien,
Amsterdam (Ryksmuseum, hiezu Repert. f.
Kunstwissenschaft XXIV, S. 193), Rotter-
dam, Utrecht und auch in der Madrider
Galerie werden aufgesucht und verglichen
haben.
 
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