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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 3.1907

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Heft 10
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Natursinn und Landschaft
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.27900#0225

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Nr. io.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

197

gend in Italien gemalt haben, finden sich ein-
gestreut. Daß von Goethe, Philipp Hackert,
von Reinhart, J. A. Koch, Rohden bis herauf
zu Böcklin und H. v. Marees die 'Rede ist,
wird den Kundigen nicht überraschen. Ein
Album mit 45 Abbildungen ist beigegeben,
von denen viele die Serpentara selbst dar-
stellen. Darunter sind Nachbildungen nach
Blättern von Oswald Achenbach, Albert Franz
Venus, Max Roman, Hans Meyer, Rudolf
Müller, Albert Hertel und Viktor Paul Mohn.
Andere Abbildungen, alle auf die Gegenden
in der Nähe von Rom Bezug nehmend, repro-
duzieren Werke von Koch, A. L. Richter, Fr.
Preller dem Älteren, H. F. Dreber, Böcklin,
E. Kanoldt und vielen anderen. Es ist eine
anregende, in mancher Beziehung lehrreiche
Zusammenstellung, die besonders denen emp-
fohlen sei, denen Verständnis für stilvolle Auf-
fassung der Natur gegeben ist. Denn die
meisten der nachgebildeten Werke zeigen eine
vereinfachte, stark abgekürzte Wiedergabe
dessen, was der Künstler vor Augen gehabt
hat. Beim Durchsehen dieses Albums müßte
es jeder verstehen lernen, der es nicht längst
schon wüßte, daß man sich für eine Gegend
und nicht zuletzt für die Landschaft zwischen
Olevano und Civitella begeistern könne.

Aber, ich muß es auch durchblicken
lassen, nicht jeder braucht über landschaft-
liche Naturbilder ebenso zu denken, wie es ein-
gangs skizziert worden, nicht ebenso, wie der
Retter der Serpentara. Es gibt gar vielerlei
Arten, die freie Natur anzuschauen, zu beur-
teilen. Unzählbar die Nebenvorstellungen und
Nebenabsichten beim Hinschauen. Indes lassen
sich Gruppen unterscheiden. Der künstlerische
Blick ist vielleicht der seltenste. Die meistver-
breitete Art des Anschauens der Landschaft
ist wohl die mit Nebenvorstellungen von der
Nutzbarmachung der angeschauten Natur. Der
Blick gilt zumeist den Materialien und Kräften,
die etwa in Geld umzusetzen wären: das Ge-
fälle von Bächen und Flüssen, die Fruchtbar-
keit der Felder, das Erträgnis von Wald und
Wiese, von Steinbrüchen, Jagdbezirken wird
taxiert. Und ist es nicht vielleicht gerade der
Landbewohner, der so häufig den Standpunkt
der Utilität einnimmt? Ein vorteilhaft zu ver-
kaufender Wald, er mag noch so malerisch
aussehen, wird hingegeben, niedergemacht
ohne große Bedenken. Die alte trauliche
Mühle wird gründlich umgebaut, damit
das Erträgnis steige. Nicht der Groß-
städter allein ist es, der unter Umständen
lieblos gegen die freie Natur vorgeht. Wer
den Serpentarahain auf Bauholz Umschlagen
lassen wollte, das war kein Großstädter, son-
dern ein italienischer Bauer aus Civitella. Auf
die Erhaltung der Naturdenkmäler dringt zu-

meist der Städter. Man erwäge das Für und
Wider. Von der Großstadt geht ohne Zweifel
die Verwüstung der freien Natur aus. Das
Ungetüm dehnt sich und wächst. Baum,
Strauch und Gras müssen weichen. Man
blättere einmal in Neilreichs „Flora von Wien“.
Verbaut, vermauert sind hunderte von Stand-
plätzen, auf denen noch vor einem halben,
vor einem Vierteljahrhundert der Botaniker
reiche Ausbeute finden konnte. Die Großstadt
verleitet den Landbewohner dazu, seinen
Natursinn zu unterdrücken und ip vielen
Dingen dem städtischen Einfluß nachzugeben,
aber von der Großstadt sind auch schon Be-
strebungen ausgegangen, Naturschönheiten zu
erhalten.

Wir wollen in der verwickelten Sache
nicht unvorsichtig verallgemeinern. Es mag
genügen, auf die vielen Gefahren hinzuweisen,
die dem natürlichen Landschaftsbilde drohen
von seiten des Großstädters und ach! auch
von seiten der Landbewohner selbst. Man
kann nicht oft genug auf die nötige Pflege
des Natursinnes hinweisen.

RUNDSCHAU.

(Fortsetzung zu Seite 84 des Beilageheftes.)

Amsterdam. Den Sommer hindurch
eine Wenzel Hollar-Ausstellung im
Kupferstichkabinett desRyksmuseums.E.W.M.

Die Sammlung Six wird aufgelöst.

— Bei Fred. Müller & Cie (in der
Doelenstraat) eine Sommerausstellung von
holländischen Meistern des 17. Jahrhunderts. —
Anfangs Mai sind durch dieselbe Firma Bilder
der Sammlung Jos. Mönchen im Haag und
solche aus anderem Privatbesitz versteigert
worden. (Luxuriös ausgestatteter Katalog.)

Baden-Baden. Der Kunstmaler Robert
Engelhorn hat der Stadt Baden-Baden

150.000 Mark zur Erbauung eines großen Aus-
stellungsgebäudes geschenkt. (Z.)

Berlin. Große Berliner Kunstaus-
stellung. — Ausstellungen bei vielen Kunst-
händlern. — Die Neuerwerbungen der Museen
sollen in einem der nächsten Hefte be-
sprochen werden. — In der Sezession eine
„Liebermann-Ausstellung“.

Bordeaux. „Exposition maritime inter-
nationale.“ Darin eine Abteilung für die
bildenden Künste. Soll bis September dauern.
(„Art et Decoration.“)

Breslau. Der Rentner Konrad Fischer
hat dem Museum der bildenden Künste

250.000 Mark und seine Sammlung moderner
Meister vermacht. (B. T. xi. Juli 1907.)
 
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