Christian Rohlfs
Aquarell: Magnolie 1927
geschürt, der Eindruck mystisch überboten. Das Malerische,
abgründig flutend, breit leuchtend, im Takte pulsend wie das
Meer, wendet sich hymnisch zum Absoluten. Es transzendiert
den Eindruck, um in der marmorierenden Schwingung des
Pinselschlags, die so kennzeichnend ist für Rohlfs, als Unruhe
und zugleich konstruktive Kraft des Bildes fortzubestehen.
Aus seinem Überschuß wächst Struktur, kristallisiert sich tanzend
die Sphäre. Es fällt Schatten gleichsam von hundert Schilf-
halmen oder Zweigen auf die Leinewand, die dadurch eine Magie
des Gleitenden gewinnt wie Waldboden oder Wasserfläche. Aus
dem Huschen welliger Konkavformen hebt sich in plötzlichem
Auftrieb, doch eingefangen vom netzhaften Geäder, der Spuk
der Gestalt. Das Konkave ist die Urform dieser Kunst. Es be-
stimmt die Umrisse, die gesamte Vibration. Mitunter läßt es
Tupfen wie bunte Federn sich wiegen auf der Fläche, es kurvt
das elastische Ausstrahlen farbentrunkener Blüten, bäumt sich
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