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Havelaar, Just; Galerie Ferdinand Möller [Hrsg.]
Blätter der Galerie Ferdinand Möller: Hildo Krop: neue Bildhauerkunst in Holland — Berlin: Galerie Ferdinand Möller, Heft 3.1929

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Wolfradt, Willi: Aus dem Kunstleben
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https://doi.org/10.11588/diglit.49701#0014
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AUS DEM KUNSTLEBEN

Kollektiv-Ausstellungen, Aufgebote also einer geschlos-
senen Reihe von Werken desselben Verfassers, empfangen ihren
besonderen Sinn daraus, daß sie dem einzelnen Objekt die eigen-
tümliche Qualität, Teil eines Ganzen zu sein, anschaulich über-
tragen. Wie das Ganze nicht lediglich die Summe seiner Teile
ist, so auch der Teil kein bloßes Absprengsel des Ganzen. Sondern
ein Zugehöriges, das hinweist auf die komplexe Einheit, Glied
eines Zusammenhanges. Indem sich das einzelne Bild als Teil
eines Gesamtschaffens darstellt, rückt es in ein ganz anderes
Licht. Es wird zum Dokument der schöpferischen Persönlichkeit,
deren Gestalt die Kollektiv-Ausstellung eben heraustreten läßt.
Man sieht gleichsam den tragenden Baum vor sich und er-
lebt nun das einzelne Bild als Frucht, will sagen: als ein Her-
vorgebrachtes, in dem die Kräfte, die es zeugten, lebendig ent-
halten sind. Wie man auch ein unansehnliches Tier, das der
Fuß achtlos zertreten könnte, mit bewundernder Scheu betrachtet,
sobald es einmal als Teil des Naturganzen bewußt und empfunden
wird, so gewinnt auch manches an sich minder bestechende
Stück, wenn es als Auswirkung der schöpferischen Individualität
erkannt ist, den Glanz, den die Größe der künstlerischen Total-
erscheinung ausstrahlt. Die Kollektiv-Ausstellung ergänzt jedes
Einzelwerk aus dem Ganzen, das hier weniger als Summe der ver-
sammelten Schaffensergebnisse, wie in ihrer Konvergenz erfaßt
wird.
Das ist aber nicht etwa so zu verstehen, daß ein flüchtiger
und täuschender Nimbus noch die schwächere Leistung umgibt,
während sie sich in diesem Rahmen präsentieren kann, — ein nur
geborgter Abglanz der Bedeutsamkeit, der dem später wieder
isolierten Bild sofort verloren ginge. Hat die Kollektiv-Ausstellung
erst einmal den betreffenden Künstler und sein schöpferisches
Wesen als konkreten Begriff etabliert, wozu ja ein jedes hier vor-
handene Werk seiner Hand beiträgt, und ist einem von diesem
Begriff her aufgegangen, wie das einzelne Bild aus dem Ganzen
lebt, wie es die Reize, die Größe der Persönlichkeit spiegelt, so
kann diese Beziehung, die natürlich stets bestand und durch die
Gunst der kollektiven Veranschaulichung nur erst offenbart
worden ist, schwerlich mehr übersehen werden.
Diese Form der Ausstellung wendet sich vorzüglich an den
Sammler, der ja ein Bild nicht erwerben wird, um eine schadhafte

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