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Blümel, Carl; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Griechische Bildhauerarbeit — Berlin, Leipzig, Band 11.1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.42528#0035
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Bearbeitung des Reliefs

23

Hera von Ephesos1) weist in der Mitte einen breiten Streifen sehr grober Spitzmeißel-
arbeit auf, daneben setzt die Rund- und Schlageisenarbeit ein, die weiter am Rand
in die geglättete Oberfläche übergeht.
Was diese Arbeiten von der späteren Technik lehren, gilt fast ausnahmslos für
die Originale und die vielen Arbeiten der Kopisten römischer Zeit. Eine neue Zeit
ist mit anderen Forderungen an die Bildhauer herangetreten, ihre Formanschauung
hat sich von Grund auf geändert und damit mußte auch notwendig ein Wandel in
der Technik sich vollziehen.
Die Untersuchung hat sich zunächst auf die Rundskulptur beschränkt, weil
sie in erster Linie das Material bot; es müssen nun aber noch einige Verbindungs-
linien zur Reliefplastik gezogen werden. Ganz allgemein kann da gesagt werden,
daß in technischer Hinsicht ein starkes Flochrelief immer mit der Rundplastik
übereinstimmt. Man wird ohne weiteres annehmen können, daß die Metopen vom
Zeustempel in Olympia oder auch vom Parthenon eine gleiche technische Be-
handlung erfuhren wie auch die Giebelplastik dieser Tempel. Dasselbe gilt nur
mit großen Einschränkungen von einem flachen Relief. Die vielen verschiedenen
Ebenen, die sich oft scharf gegeneinander absetzen, scheinen geradezu ein Schlag-
eisen zu verlangen, und doch ist man damit wahrscheinlich sehr viel sparsamer ge-
wesen als man zunächst glauben sollte, man hat sicher auch dort versucht soweit
es irgend ging, mit Spitz- und Zahneisen auszukommen. Ein gutes Beispiel dafür
ist das unfertige Relief auf einem Rundaltar von Delos Nr. 18 Taf. 25 c, das nur
mit Spitz- und Zahneisen angelegt ist. Auch auf der Grundfläche der meisten fertigen
Reliefs der archaischen und klassischen Zeit finden sich noch deutlich feine Zahn-
eisenspuren; es ist charakteristisch, daß man selbst für diese meist vollkommen
ebenen Flächen das Schlageisen scheute.
Eines der unfertigen Stücke aus dem Fries vom Nereidenmonument 2) Abb. 5
läßt erkennen, wie der Bildhauer, wenn er sich seine Relieffiguren im Umriß in den
Stein geritzt hatte 3), erst einmal senkrecht bis zur Grundfläche des Reliefs durch-
arbeitete und diese mit dem Zahneisen ebnete. Uns ist dieses Reliefstück in dem
Stadium erhalten, wo die einzelnen Figuren wie mit einer Säge aus einem Brett
geschnitten vor dem ebenen Hintergrund stehen. Es sollte nun die Abrundung der
Figuren folgen. Sehr viel komplizierter wurde für den Bildhauer das Verfahren,
wenn er in seinem Relief mehrere Gründe hintereinander unterschied, wie im Par-
thenonfries; auch das kleine unfertige Weihrelief der beiden Dioskuren Nr. 11 Taf. 19
ist ein Beispiel dafür. Er konnte da nicht sofort bis zum Reliefgrund vorstoßen,
sondern mußte schichtenweis in die Tiefe gehen und dabei jedesmal die Vorzeichnung
für die folgende Schicht erneuern. Um diese verschiedenen Teile auch während der
Arbeit deutlich gegeneinander abzusetzen, bearbeitet er sie möglichst mit verschie-

’) BrBr. 507- 3) Über die Reliefgestaltung i. d. griech. Kunst ver-
z) A. H. Smith, Catalogue of Gr. Sculpture II gleiche: Bulle, der schöne Mensch2 Text S. 547 ff.
S. 33 Nr. 908. Rodenwaldt, Relief bei den Griechen S. 17 ff.
 
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