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Blum, Gerd
Hans von Marées: autobiographische Malerei zwischen Mythos und Moderne — München, Berlin, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.14541#0093

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III. Bilder aus der Zeit des Bruches mit Hildebrand
(1874-1875)
Julius Meier-Graefe verklärte Marees’ Leben zur »Heldengeschichte«.1 2 Seine Mo-
nographie hat großen Anteil daran, dass die Bedeutung der Auseinandersetzungen
und des schließlichen Bruches mit Adolf Hildebrand und Irene Koppel für das
Werk des Künstlers bislang nicht wahrgenommen worden ist. Um die Verarbeitung
dieser auf die Vollendung der Fresken folgenden biographischen Ereignisse in den
>Hesperidenbildern< zu untersuchen, sollen diese aus bisher zum größten Teil un-
veröffentlichten Quellen rekonstruiert und somit von den Mystifikationen Meier-
Graefes befreit werden. Im Anschluss werden die im zeitlichen Umfeld des Zer-
würfnisses in den Jahren 1874—76 entstandenen Zeichnungen auf ihre autobiogra-
phischen Implikationen hin analysiert. Sämtliche >Hesperidenbilder< gehen aus
Blättern hervor, in denen Marees die häufig noch unverschlüsselten autobiogra-
phischen Figurenkonstellationen dieser Zeichnungen weiterentwickelt hat.
III.1. Der biographische Hintergrund
Der zehn Jahre jüngere Hildebrand war Marees der nächste Freund. In den letz-
ten beiden Jahren seines ersten römischen Aufenthalts, danach in Berlin und zu-
letzt während der gemeinschaftlichen Ausmalung der Zoologischen Station in
Neapel bestand eine enge Lebens- und Arbeitsgemeinschaft.“ Mit der Fertigstellung
der Fresken war für Marees die Hoffnung zur Gewissheit geworden, gemeinsam
mit dem Freund und Schüler seine hochgespannten künstlerischen Absichten end-
lich erreichen zu können.
Obwohl Fiedler der gemeinsamen Arbeit an den Fresken skeptisch entgegen
gesehen und Dohrn sogar gewarnt hatte, Marees zu beauftragen, kam das Projekt
ab Mai 1873, wie erwähnt, zügig voran und war schon wenige Monate später be-
endet. Während die meisten früheren Briefe von Marees seit Jahren von einem de-
pressiven Grundton gekennzeichnet waren, ist aus Neapel von Gelingen und Glück
die Rede. Erstmals erreicht er die ihm vorschwebenden künstlerischen Ziele und
führte, nach eigenem Bekunden, ein glückliches Leben. Im September 1873 be-
richtet Marees Fiedler von »einigen Wochen wirklichen Glücks«.3 In einem ande-
1 Meier-Graefe 1909-1910, Bd. I. S. 10.
2 Bei der Darstellung der Auseinandersetzungen und des Bruches mit Irene Koppel und Hilde-
brand lasse ich möglichst die — häufig unveröffentlichten — Zeugnisse der dramatis personae
selbst sprechen. Sie hätten raumsparend paraphrasiert werden können, vermitteln jedoch nur
in ihrem Wortlaut etwas von der Atmosphäre, in der die Zeichnungen, die in diesem Kapitel
behandelt werden, entstanden sind.
3 An Fiedler, Neapel, 8. September 1873: Meier-Graefe 1909-1910, Bd. III, S. 81.

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