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Bulletin de la Société pour la Conservation des Monuments Historiques d'Alsace — 2.Sér. 22.1908

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Fundberichte und kleinere Mitteilungen
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Adam, A.: Einige römische Grabsteine im Zaberner Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.24954#0392

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II in der zweiten Zeile ist unbedingt. richtig. Bekannt ist aber, dass
Il oft für E gebraucht wird (z. B. VIINVS für VENVS).

DAROM ist jedoch verfehlt. Auf dem Steine und sogar schon auf de
Morlets Abbildung ist leicbt erkennbar, dass das angebliche R als CL
aufzufassen ist.

Das L ist ein wenig in das C hineingezogen, aber beide Buchstaben
sind deutlich angegeben. Auch in Bella ist der sonst wagerechte untere
Strich der beiden L so herabgezogen, dass der Buchstabe jedesmal
statt eines Gerade- oder Spitzwinkels einen Stumpfwinkel bildet. Diese
Form kommt auch in andern Inschriften vor.

Am Anfang der letzten Zeile fehlt ein Buchstabe, indem ein Stück
vom Steine abgesprungen ist. Die letzten Buchstaben sind FIL und nicht
NL. Wir bekommen dadurch

D(iis) M(anibus)

BELLA
DACLOM
[I] RI FIL(ia)

Dass in die Lücke vor R ein I oder doch ein Vokal einzusetzen ist,
kann nicht zweifelhaft sein. Auch braucht nicht besonders hervorge-
hoben zu werden, dass Daclomir, oder auch Daclomar, an Hlodomir
erinnert1. Mir oder mer ist ein altdeutsches Wort, dass sich noch in
«Mare» (cf. Nibelungen, I., Av. 1) erhalten liât und als Adjektiv durch
«berühmt, herrlich, bekannt» übersetzt wird. Es kommt als Substantiv
auch im Sinn von Heerführer vor.

Diese Inschrift ist also darum wichtig, weil sie auf eine Annàherung
zwischen dem allgermanischen und dem rômischen Elemente hinweist.
Der Vater der Verstorbenen ist ein Germane nnd die Tochter tragt
einen lateinischen Namen.

Daglo scheint auf Tagl, Haar, ein altdeutsches noch bei Ulphilas
(Malth. 5, 36 u. 10, 30; Mark. 1, 6) erhaltenes Wort zurückgeführt
werden zu müssen. Nach einem zuerst von Grimm hervorgehobenen

1. In Hlodomir oder Ghlodomir, berühmter Anführer, ist mir substantivisch ge-
braucht. In Theodomir oder Dietmar (berühmt unter dem Volk), ebenso in Ottomar
(hervorragend durch das Gluck), ist es Adjektiv. Heyne kônnen wir nicht beistimmen,
wenn er (Ulphilas S. 375; cf. auch Gurtius Griech. Etym. 1866 S. 96) das gotische
mers (berühmt) mit viemor zusammenbringen will. In «memor» gehort r, wie das
Lateinische «memini» und das Griechische p-vocop.ai und pipvïjaxw zeigen, nicht zum
Stamm. Dagegen dürfte vielleichl das Lateinische * mirus» mit dem altdeutschen «mer»
ursprünglich verwandt sein.
 
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