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Bulletin de la Société pour la Conservation des Monuments Historiques d'Alsace — 2.Sér. 24.1915

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Forrer, Robert: Das Mithra-Heiligtum von Königshofen bei Strassburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.24773#0023
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einige rômische Scherben, einen zerschlagenen Widderkopf und eine
kleine Pferdefigur aus Sandstein nebst dem Bericht, daB es sich an-
scheinend um alte Abfallhaufen handle. Er wurde daraufhin, fol-
genden Tages (26. September), von neuem an den Fundplatz beordert,
gleichzeitig mit ihm nnser damaliger Volontâr-Assistent Adolj Rifj
zur nâhern Untersuchung und Berichterstattung. Die beiden fanden
dort bereits wieder einige von den Arbeitern beiseite gelegte Stein-
skulpturen und Scherben, unter erstern einen zweiten Widderkopf
und eine groBe, sehr stark verstümmelte Tierfigur, die sich bei
der Waschung als die fast lebensgroBe Statue eines Lôwen ent-
puppte. In der abgestochenen Ostwand der erwàhnten Heizanlage
zeigten sich mehrere Erdschichten, welche durch Kohlenschichten
getrennt waren und mit den vielen zntage getretenen Ziegelabfâllen
und Scherben, besonders aber Tierknochen, in der Tat an ,,alte
Schuttablagerungen“ denken heBen. Gleichzeitig traten im Boden
und an der fraglichen Ostwand steinerne Quader zutage, welche
unschwer als die Sockel einstiger Holzsâulen zu erkennen waren und

Fig. 6. Fig. 7.

Die bei Anlage der Kirchenheizung bei den Punkten 1, 14 und 4, 15 gefundenen
Pfostenquader, im Hintergrund das Erdprofîl an der Ostwand der Heizanlage
(Westfundament der Kirche).

auf das Vorhandensein eines alten Baues schlieBen lieBen (vgl.
Taf. V Fig. 2 und Textfigur 8, dazu die Punkte 1—4 und 14, 15
von Taf. I). Zur Aufnahme dieser Befunde wurde der damais an
unserem Muséum mitarbeitende Herr K. S. Gutmann herbeigerufen.
Den AbschluB dieses Tages bildete die Auffindung der Mithra-
Inschrift Fig. 1 Taf. XIX, des Oberteils des Attis-Altares Fig. 4
Taf. XVI, und des schriftlosen Altârchens mit Herzornament Fig. 9
Taf. XVIII.

Jene Inschrift, in Verbindung mit den erwàhnten, noch in situ
gefundenen Steinquadern lieB keinen Zweifel zu, daB man es hier
mit den Überresten eines Mithreums zu tun habe. Diese Deutung
fand ihre Bestâtigung vor allem auch in einem in dem erwàhnten
Profil der Figur 8 deutlich zum Ausdruck gelangenden konstruktiven
Detail. In dem Mithreum, wie es auf der Saalburg rekonstruiert
und durch zahlreiche frühere Funde belegt ist, liegt links und rechts
des Mittelschiffes eine lang gezogene Bank, auf welcher die den
Mithra-Mysterien beiwohnenden Zuschauer ihren Platz hatten. Diese
 
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