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achse ausgeweitet wie zur Aufnahme eines Querbarrens. Oben ist
dieses Loch von einer 41 cm Durchmesser haltenden, mit einem
erhôhten R and umgebenen kreisrunden Scheibe nmrahmt, diese
jedoch nicht wie die übrigen AuBenteile des Altares geglâttet, sondern
rauh belassen, als hàtte die Scheibe zur Aufnahme eines deckenden
Stein- oder Metallbeckens gedient. Die hintere Unterhdlfte des Altares
war auf 44 cm Weite ausgehôhlt, so daB nur 8 cm starke Seitenwânde
und ein 12 resp. 8|- cm dicker Boden übrig bheben; nach hinten zu ist
dieser Boden auBerdem halbrund eingeschnitten (vgl. Taf. XIX Fig. 2) *.
Was hat diese seltsame Konstruktion gerade am Hauptaltar zu
bedeuten ? Die Erklârung werden wir in dem Hokuspokus des mithrischen
Kults zu suchen haben, der den Beschauer durch aus dem Boden
emporquellende Stimmen und Flammen, durch künstliches Tiergebriill,
Rasselngeklapper, Zimbelngeklimper, Schellenzeichen und andere Künste
Fig. 55. Rekonstruktionsversuoh des ausgehôhlten Hauptaltares nach dem vorhandenen
obern Vorderteil (mit Inschrift Fig. 1 Taf. XIX und der vorhandenen hintern Hàlfte
des ZJnterteils Fig. 2 Taf. XIX). A Querschnitt von hinten gesehen, B Querschnitt
von der Seite, C Vorderansicht. Ca. 1/l8 der natürl. GrôBe.
zu fesseln suchte. Ich vermute, daB wâhrend der Mysterienabhaltung
in dem Hohlraum ein junger Mithradiener seinen Sitz hatte, der in ge-
eigneten Momenten durch das obéré Loch allerlei Stimmen erschallen
lassen oder verschiedenfarbene Feuerzauber losbrennen muBte1 2. Es
haben sich ja verschiedentlich in Mithreen ausgehôhlte Altare gefunden,
die âhnhchen Zwecken zu dienen hatten.
Auch der Gedanke an einen Opferstock ist nicht abzuweisen. Es
sind ja mehrfach antike Altare bekannt, die fur diesen Zweck ge-
arbeitet worden sind. Unser Altar ist für diesen Zweck allein zu weit
ausgehôhlt. Er kônnte aber sehr wohl nacheinander beiden Zwecken
gedient haben, erst den „Verborgenen“ als Aufenthalt für ihre
Zwischenrufe und Feuerzauber, dann, am SchluB der Zeremonien als
1. AnlâBlich der inzwischen erfolgten Restaurierung dieses Altares ergaben sich
folgende ursprüngliche Mafle : Totalhôho 100 cm, Breite 60 cm ; innen 83 cm hoch,
45 cm breit und 45 cm tief.
2. Vgl. dazu Cumont, Mystères, p. 169, Anm. 1.
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achse ausgeweitet wie zur Aufnahme eines Querbarrens. Oben ist
dieses Loch von einer 41 cm Durchmesser haltenden, mit einem
erhôhten R and umgebenen kreisrunden Scheibe nmrahmt, diese
jedoch nicht wie die übrigen AuBenteile des Altares geglâttet, sondern
rauh belassen, als hàtte die Scheibe zur Aufnahme eines deckenden
Stein- oder Metallbeckens gedient. Die hintere Unterhdlfte des Altares
war auf 44 cm Weite ausgehôhlt, so daB nur 8 cm starke Seitenwânde
und ein 12 resp. 8|- cm dicker Boden übrig bheben; nach hinten zu ist
dieser Boden auBerdem halbrund eingeschnitten (vgl. Taf. XIX Fig. 2) *.
Was hat diese seltsame Konstruktion gerade am Hauptaltar zu
bedeuten ? Die Erklârung werden wir in dem Hokuspokus des mithrischen
Kults zu suchen haben, der den Beschauer durch aus dem Boden
emporquellende Stimmen und Flammen, durch künstliches Tiergebriill,
Rasselngeklapper, Zimbelngeklimper, Schellenzeichen und andere Künste
Fig. 55. Rekonstruktionsversuoh des ausgehôhlten Hauptaltares nach dem vorhandenen
obern Vorderteil (mit Inschrift Fig. 1 Taf. XIX und der vorhandenen hintern Hàlfte
des ZJnterteils Fig. 2 Taf. XIX). A Querschnitt von hinten gesehen, B Querschnitt
von der Seite, C Vorderansicht. Ca. 1/l8 der natürl. GrôBe.
zu fesseln suchte. Ich vermute, daB wâhrend der Mysterienabhaltung
in dem Hohlraum ein junger Mithradiener seinen Sitz hatte, der in ge-
eigneten Momenten durch das obéré Loch allerlei Stimmen erschallen
lassen oder verschiedenfarbene Feuerzauber losbrennen muBte1 2. Es
haben sich ja verschiedentlich in Mithreen ausgehôhlte Altare gefunden,
die âhnhchen Zwecken zu dienen hatten.
Auch der Gedanke an einen Opferstock ist nicht abzuweisen. Es
sind ja mehrfach antike Altare bekannt, die fur diesen Zweck ge-
arbeitet worden sind. Unser Altar ist für diesen Zweck allein zu weit
ausgehôhlt. Er kônnte aber sehr wohl nacheinander beiden Zwecken
gedient haben, erst den „Verborgenen“ als Aufenthalt für ihre
Zwischenrufe und Feuerzauber, dann, am SchluB der Zeremonien als
1. AnlâBlich der inzwischen erfolgten Restaurierung dieses Altares ergaben sich
folgende ursprüngliche Mafle : Totalhôho 100 cm, Breite 60 cm ; innen 83 cm hoch,
45 cm breit und 45 cm tief.
2. Vgl. dazu Cumont, Mystères, p. 169, Anm. 1.