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Hausrats der merowingische gesetzt zu haben und lange noch nach dem
offiziellen Untergang der Bômerherrschaft rômisches Geschirr in Be-
nutzung gewesen und rômische Technik geübt worden zu sein.
Im Gegensatz zu der vollig ungegliederten Flâche der Westhâlfte
erwies sich die Osthàlfte deutlich in zwei Gelasse zerle-gt, deren west-
liches mit seiner Sohie um 50—'60 cm tiefer lag, als das ôstliche, aber
von diesem nur durch eine Holz- oder Fachwerkwand geschieden ge-
wesen sein muB, da keinerlei Mauerspuren gefunden wurden. Nach den
Scherbenfunden muB diese Trennung schon in spàtromischer Zeit an-
gelegt worden sein, als man den Bau zum Wohnbau einrichtete. Die
Unmôglichkeit, dies Terrain vollstândig und in Ruhe untersuchen zu
kônnen, ist die Ursache, daB wir leider über die weitere Einrichtung
dieser Râume keine voile Klarheit gewinnen konnten. Immerhin
• lieBen sich im Ostraum ein groBer Feuerherd und davor Schotter-
spuren, im Westraum mehrere ineinander übergehende Feuerstellen
Fig. 68. Erdschichtungen im Quergraben VI (Ostwand). — A. Pfostenloch. —
B, C. Schwache Füllschicht mit helleren Erdfetzen. — D, E. Graubraune Füllung
mit Asche und Scherben. — F. Profil mit kleinen Pfostenlôehern: im westlichen lag
ein graues Tonbecken ; darüber Aschenschicht. — G. Erdschicht mit spâtrômischen
und merowingischen Scherben.
nachweisen (vgl. Fig. 69). Ferner, daB sich dort eine Werkstâtte
zur Verarbeitung von Hirschhorn befunden haben muB, denn es lagen
dort viele Knochen- und Hirschhornreste, besonders abgesàgte Hirsch-
geweihsprossen und eine beidseits gesàgte Hirschkrone, ferner ein
abgesàgtes Hirschhornende, dessen Spitze würfelformig zugeschnitten
worden ist (Fig. 71 F u. K). Auch ein hier (in Quergr. VII) gefundener
groBerer Schleifstein aus Sandstein (40 zu 35 cm, bei 12 cm Dicke)
mag zum Werkstàttenbetrieb gehôrt haben. Man scheint hier in spàt-
romischer oder merowingischer Zeit allerlei Knochen- und Horngerâte
wie Beinkàmme und dgl. fabriziert zu haben. Gerade die spâtrômische
und merowingische Zeit hat ja Horn und Bein in groBen Mengen
(vielfach als Ersatz für Bronze) verarbeitet1. Vielleicht ist der im
Westbau zwischen merowingischen Scherben gefundene schône gra-
vierte Beinkamm Fig. 70 A ein Erzeugnis dieser Werkstâtte.
Die rômischen SigillatagefâBreste mogen teils bei Grabung von
Pfostenlochern nach oben gekommen, teils noch altes Inventar
aus der Frühzeit dieses Wohnbaues sein, d. h. der Zeit direkt nach
1. Prof. Wolfram macht mich darauf aufmerksam, daB auch in den Ruinen des
Metzer Amphitheaters und zwar im christlichen Einbau, die Fabrikationsreste einer
derartigen Knochenverarbeitungswerkstâtte gefunden worden sind (vgl. dazu Jahrb.
d. Ges. f. lothr. Gesch. XX p. 413).
Hausrats der merowingische gesetzt zu haben und lange noch nach dem
offiziellen Untergang der Bômerherrschaft rômisches Geschirr in Be-
nutzung gewesen und rômische Technik geübt worden zu sein.
Im Gegensatz zu der vollig ungegliederten Flâche der Westhâlfte
erwies sich die Osthàlfte deutlich in zwei Gelasse zerle-gt, deren west-
liches mit seiner Sohie um 50—'60 cm tiefer lag, als das ôstliche, aber
von diesem nur durch eine Holz- oder Fachwerkwand geschieden ge-
wesen sein muB, da keinerlei Mauerspuren gefunden wurden. Nach den
Scherbenfunden muB diese Trennung schon in spàtromischer Zeit an-
gelegt worden sein, als man den Bau zum Wohnbau einrichtete. Die
Unmôglichkeit, dies Terrain vollstândig und in Ruhe untersuchen zu
kônnen, ist die Ursache, daB wir leider über die weitere Einrichtung
dieser Râume keine voile Klarheit gewinnen konnten. Immerhin
• lieBen sich im Ostraum ein groBer Feuerherd und davor Schotter-
spuren, im Westraum mehrere ineinander übergehende Feuerstellen
Fig. 68. Erdschichtungen im Quergraben VI (Ostwand). — A. Pfostenloch. —
B, C. Schwache Füllschicht mit helleren Erdfetzen. — D, E. Graubraune Füllung
mit Asche und Scherben. — F. Profil mit kleinen Pfostenlôehern: im westlichen lag
ein graues Tonbecken ; darüber Aschenschicht. — G. Erdschicht mit spâtrômischen
und merowingischen Scherben.
nachweisen (vgl. Fig. 69). Ferner, daB sich dort eine Werkstâtte
zur Verarbeitung von Hirschhorn befunden haben muB, denn es lagen
dort viele Knochen- und Hirschhornreste, besonders abgesàgte Hirsch-
geweihsprossen und eine beidseits gesàgte Hirschkrone, ferner ein
abgesàgtes Hirschhornende, dessen Spitze würfelformig zugeschnitten
worden ist (Fig. 71 F u. K). Auch ein hier (in Quergr. VII) gefundener
groBerer Schleifstein aus Sandstein (40 zu 35 cm, bei 12 cm Dicke)
mag zum Werkstàttenbetrieb gehôrt haben. Man scheint hier in spàt-
romischer oder merowingischer Zeit allerlei Knochen- und Horngerâte
wie Beinkàmme und dgl. fabriziert zu haben. Gerade die spâtrômische
und merowingische Zeit hat ja Horn und Bein in groBen Mengen
(vielfach als Ersatz für Bronze) verarbeitet1. Vielleicht ist der im
Westbau zwischen merowingischen Scherben gefundene schône gra-
vierte Beinkamm Fig. 70 A ein Erzeugnis dieser Werkstâtte.
Die rômischen SigillatagefâBreste mogen teils bei Grabung von
Pfostenlochern nach oben gekommen, teils noch altes Inventar
aus der Frühzeit dieses Wohnbaues sein, d. h. der Zeit direkt nach
1. Prof. Wolfram macht mich darauf aufmerksam, daB auch in den Ruinen des
Metzer Amphitheaters und zwar im christlichen Einbau, die Fabrikationsreste einer
derartigen Knochenverarbeitungswerkstâtte gefunden worden sind (vgl. dazu Jahrb.
d. Ges. f. lothr. Gesch. XX p. 413).