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Board, Hermann
S. [Sankt] Maria im Kapitol zu Koeln: ein Beitrag zur Geschichte der frühromanischen Baukunst am Niederrhein — Heidelberg, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.52540#0059
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Weiterführung der Seitenschiffe bedingte Lösung der Kreuz-
flügel. — Durch diese Kombination wurde ein Grundriss-
schema gezeitigt, das die bewussten künstlerischen Absichten
des Erbauers aufs glänzendste illustriert. Kühn, einfach
und klar, in kerniger Formensprache, von wahrhaft monu-
mentalem Geiste durchweht, ist dieses Schema in seiner
Einfalt, Wucht und Grösse nie wieder verstanden und ver-
wendet worden. Betrachten wir im Grundrisse, wie die
Seitenschiffe sich in gleicher Axenführung in den Bogen-
gängen des Hauptchores verlaufen, so sehen wir, wie trotz
der Uebereinstimmung der Seitenconchen mit dem Chore,
doch Alles zum geistigen Mittelpunkte, zum Allerheiligsten
drängt und wir bewundern die geradezu akademische Klar-
heit, die im Grundplane herrscht. — Aber nicht nur in ihm,
auch im Aufbaue zeigt sich diese wundervolle Einheit.
Es ist vielfach wegen der in Säulenstellungen aufgelösten
Mauern behauptet worden, dass sich in ihm byzantinische
Elemente vorfänden, die aber in Wirklichkeit nicht vorhanden
sind. In byzantinischen Kirchen wurde man dem Bedürf-
nisse nach Raumerweiterung durch Anfügen von Excedren
gerecht. Von solchen kann, bei der vollgeschossigen Ab-
rundung der Kreuzarme, mit der gleich hohen Decke, wohl
nicht die Rede sein; sie wären auch, wenn lediglich eine
Erweiterung des Raumes angestrebt worden wäre, mit ein-
facheren Mitteln zu erreichen gewesen. Ebensowenig tritt
ein zweiter, durch den, eine Trennung der Geschlechter er-
fordernden, orientalischen Ritus bedingter Baugedanke, der
zum zweigeschossigen Umgänge führte und den wir bei
Centralbauten, wie S. Fedele in Como, S. Lorenzo in Mai-
land,1) St. Vitale in Ravenna, beim Aachener Münster und

Durchschnitt bei Adamy II. S, 95, Restauration von Hübsch.
 
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