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Board, Hermann
S. [Sankt] Maria im Kapitol zu Koeln: ein Beitrag zur Geschichte der frühromanischen Baukunst am Niederrhein — Heidelberg, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.52540#0060
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seinen Nachfolgern immer wieder finden, bei Maria im
Kapitol nicht zu Tage. Hier ist vielmehr die Absonderung
der Nonnen, um sie profanen Blicken zu entziehen, in der
(vergl. Essen)') im Rheinlande beliebten Weise, durch die
Westempore, dem sog. Nonnenchor, der den Jungfrauen
vermittelst der Treppentürme vom Kloster aus unmittelbar
zugänglich war, angestrebt und erreicht worden. Schliesst
das Fehlen der beiden byzantinischen Elemente die direkte
Nachbildung eines solchen Bauwerkes aus, so kann doch
nicht ohne weiteres von der Hand gewiesen werden, dass
der Baumeister byzantische Bauwerke gekannt hat. Gewiss,
man könnte schwache byzantische Anklänge in der Marien-
kirche finden, wenn man sie finden will, es muss aber dabei
berücksichtigt werden, dass der Erbauer von Maria im
Kapitol durch seine geniale Schöpfung, die selbst als Nach-
bildung eine solche bliebe, sich als ein geistvoller und
kenntnisreicher Mann zu erkennen gibt, dem keine Regung
der damaligen gebildeten Welt verborgen geblieben sein
kann. Erinnern wir uns beispielsweise der Züge, die Erz-
bischof Heribert (999—1021), der ehemalige Kanzler Otto’s III.
und sein Nachfolger Pilgrim (1021 —1036) als Erzbischof von
Köln nach Italien machten, ferner der engen Beziehungen
Pilgrims zu den französischen Ländern, so finden wir die
Kenntnis fremdländischer Kunstübungen erklärlich. Seit
Karl dem Grossen war die Verbindung des Reiches mit
Italien und dem Orient angebahnt und damit das Interesse
für die Bauten dieser Länder geweckt, wie aus der Beisteuer
Karls zur Wiederherstellung der Grabeskirche in Jerusalem
und der Uebertragung ausländischer Motive nach Aachen
hervorgeht; darf es da Wunder nehmen, wenn sich auf

J) Vergl. Humann, Der Westbau des Münsters zu Essen.
 
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