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Bock, Franz
Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters: oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung (Band 3): [Die Paramentik des Altares und des Chores im Mittelalter] — Bonn, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.26752#0022
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kunstgerechten Vorbilder des Mittelalters bei vorkommenden An-
schaffungen herzustellen seien; andererseits beabsichtigen diese
Mittheilungen aber auch, jenen Kunsthandwerkern, die sich mit
der Anfertigung stofflicher Altarbekleidungen beschäftigen, dess-
gleichen auch Malern und Bildhauern vielleicht nicht unwillkom-
mene Anhaltspunkte darzubieten, damit sie sich bei der Ausübung
ihrer Kunstgewerke enger an die altkirchlich überlieferten Formen
und Verzierungen wieder anschliessen, als dieses seither der Fall
gewesen ist.

Um nun bei dieser Besprechung mit der stofflichen Bekleidung
des Altartisches gleich zu beginnen, so soll zunächst von dem eigent-
lichen Altarleinen in seinen einzelnen Bestandteilen die Bede sein.
Zu diesen linteamenta altaris gehören, ausser den leinenen pertinentia
calicis, welche bei Beschreibung der Kelchbedeckung im II. Bande,
von Seite 258 bis 274 ausführlich besprochen Avorden sind, die
Altar-, die Communion- und die Lavabotücher, und im weiteren
Sinne auch die Handtücher der Sacristei.

1.

Die Altartücher,

(pallae, linteamenta, mappae, tobaleae altaris).

Zu den stofflichen Bekleidungen des Altares, unter welchen
man in den späteren Jahrhunderten des Mittelalters namentlich
auch die reich in Seide und Golcl gewirkten und gestickten Seiten-
behänge des meist freistehenden Altartisches, Avelche später eine aus-
führlichere Besprechung finden Averden, verstand, rechnete man in
den ersten christlichen Zeiten nur jene einfachen Leintücher, mit
denen die obere Hache Tafel des Altares bei der Feier der heiligen
Geheimnisse bedeckt zu Averden pflegte. Die Darbringung und Con-
secration der Oblationen in frühchristlicher Zeit forderte schon
aus Reinlichkeitsrücksichten1), dass die obere Fläche der Altäre
mit reinen Leintüchern bekleidet Avurde, die sich nach Beendigung
der heiligen Opferhandlung leicht zusammenfalten und zugleich
auch eine öftere Reinigung durch Waschen vornehmen Hessen. Es
unterschied sich nämlich die zga/is^a der ersten Christen als Opfer-
stätte durchaus von der ara der Heiden, indem die christliche
mensa so ziemlich die Form eines beAveglichen Tisches hatte; da

b Schon im alten Testamente bestand bei den Juden der Gebrauch, den
Opfertiscb mit einem reinen Leintuch zu bedecken; vgl. Jahn, Häusliche
Alterthümer der Hebräer, 1. Theil, II. Bd. biblische Archäologie, S. 214.
 
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