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Bock, Franz
Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters: oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung (Band 3): [Die Paramentik des Altares und des Chores im Mittelalter] — Bonn, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.26752#0039
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Jesu zu Aachen, ist durch die Freigebigkeit Ihrer Durchlaucht der
Frau Fürstin von Arenberg dem Aachener Münster in letzten Jahren
zu Geschenk gemacht worden. Anstatt der eingewebten Damast-
musterungen hat hier die Kunst der Nadel in änsserst feinen, platt
gehaltenen Conturen die im alten Bunde vorkommenden Vorbilder
des Opfers des neuen Bundes, der h. Messe, in bräunlicher und
dunkelgrauer Seide eingestickt und mit passenden mäanderför-
migen Ornamenten umgeben. Man ersieht nämlich auf der mitt-
leren Fläche dieses kostbaren Altartuches,. das im Style des XIV.
Jahrhunderts gehalten ist, das Opfer Abrahams und Melchisedechs,
ferner an der Evangelienseite die Erhöhung der ehernen Schlange
in der Wüste und an der Epistelseite den Mannaregen. Auch die
Säume dieses Altartuches, das in künstlerischer Weise an die reich-
gestickten Altartücher des Mittelalters wieder anknüpft, sind mit
mäanderförmigen Musterungen in passender Ausdehnung verziert.

2.

Die Communiontüeher,

(mappae, ad communionem).

An. die im Vorhergehenden besprochenen Altartücher reihen
sich als grössere Leintücher zur stofflichen Bekleidung der Com-
municantenbank die Commnniontücher an. Von der textilen Be-
schaffenheit und künstlerischen Ausstattung dieser Leintücher, wie
sie heute in den meisten Kirchen üblich sind, kann jedoch erst
seit jener Zeit die Bede sein, als man die grossen architektonisch-
verzierten Apostelgänge (lectoria), welche eine in vielen Bezie-
hungen zweckmässige Trennung des Chores vom Langschiffe her-
stellten, wegfallen liess und an deren Stelle feststehende, mehr
oder weniger reich verzierte Communionbänke in Stein oder Holz,
als trennende Schranken errichtete. Dies geschah in deutschen
Kirchen erst seit dem Schluss des XVI. Jahrhunderts, aus welcher
Zeit auch die ältesten uns bekannt gewordenen Communionbänke
herrühren.

Es dürfte nun hier die Frage ihre Stelle finden, in welcher
Weise die h. Communion den Gläubigen vor Errichtung feststehen-
der Communiontische ansgetheilt wurde, und ob dabei vielleicht
auch Leintücher zur Anwendung kamen.

Die allgemeinste Art und Weise der Austheilung der h. Com-
munion im Mittelalter, die sich auch am längsten erhalten zu ha-
ben scheint, bestand darin, dass die Gläubigen unmittelbar nach der
Communion des Priesters, seltener nach dem letzten Segen, zu den

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