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nur noch in ziemlich geringer Anzahl bis zur Stunde erhalten haben.
Wir erinnern uns deutlich, dass mehrere solche mit drei verzierten
Bandstreifen der Länge nach ausgestatteten Leintüchlein, welche
oben in der Regel mit einem reich ausgestatteten Kopfstücke in
Dreieckform verziert sind, sich heute noch in der Sacristei der
Marienkirche zu Danzig vorfinden. Dieselben lassen in ihrer or-
namentalen Ausstattung ziemlich sicher erkennen, dass sie dem
gedachten Zwecke als paniselli gedient haben mögen. Diese An-
nahme schliesst jedoch die andere nicht aus, dass diese sudariola
auch als Lavabotüchlein ehemals eine liturgische Anwendung ge-
funden haben dürften.
6.
Die Vesperaltüeher,
(telae slrayulae, cortinae altaris).
Im Mittelalter bestand in vielen Diöcesen der löbliche Brauch,
der sich auch heute noch vereinzelt erhalten hat, dass man unmittel-
bar nach dem Morgengottesdienste nicht nur den Hochaltar, son-
dern auch die Nebenaltäre des oberen Altartuches entkleidete.
Nachdem nämlich vorher durch sorgfältiges Bürsten der etwaige
Staub von demselben entfernt worden, legte der Sacristan, der in
früheren Zeiten auf die Würde und Zierde der Kirche und die Rein-
lichkeit der Altäre grösseres Gewicht zu legen gehalten war, als
dies leider heute in vielen Kirchen der Fall ist, das Altartuch in
mehrere Falten so zusammen, dass es in der Sacristei bei dem
übrigen kirchlichen Weissleinen leicht eine passende Stelle finden
konnte. Am folgenden Tage wurden alsdann, bevor der Morgen-
gottesdienst begann, sowohl der Hochaltar als auch die Neben-
altäre mit diesem dritten und letzten Altartuche wieder bekleidet,
bevor die Canones-Tafeln, sowie die Kissen für das missale wieder auf
den Altar gelegt wurden. Dieser Gebrauch des Mittelalters, der
sich schon durch Reinlichkeits-Rücksichten im Hinblick auf die
würdevolle Feier des h. Opfers von selbst ergab, ist leider zumeist
durch die Saumseligkeit und Nachlässigkeit der Küster in den
letzten Jahrhunderten in Wegfall gekommen 1). Als einzige Remi- 4
4) Dom. Claude de Vert berichtet in seinem interessanten Werke: Explication
des c6r6monies de VEglise, dass zu seiner Zeit, d. h. im Beginne des
XVIII. Jahrhunderts, in vielen französischen Kirchen, unter andern zu
Lyon, der frühere Gebrauch, die Altäre nach Beendigung des Morgen-
gottesdienstes zu entkleiden, noch fortbestanden habe.
nur noch in ziemlich geringer Anzahl bis zur Stunde erhalten haben.
Wir erinnern uns deutlich, dass mehrere solche mit drei verzierten
Bandstreifen der Länge nach ausgestatteten Leintüchlein, welche
oben in der Regel mit einem reich ausgestatteten Kopfstücke in
Dreieckform verziert sind, sich heute noch in der Sacristei der
Marienkirche zu Danzig vorfinden. Dieselben lassen in ihrer or-
namentalen Ausstattung ziemlich sicher erkennen, dass sie dem
gedachten Zwecke als paniselli gedient haben mögen. Diese An-
nahme schliesst jedoch die andere nicht aus, dass diese sudariola
auch als Lavabotüchlein ehemals eine liturgische Anwendung ge-
funden haben dürften.
6.
Die Vesperaltüeher,
(telae slrayulae, cortinae altaris).
Im Mittelalter bestand in vielen Diöcesen der löbliche Brauch,
der sich auch heute noch vereinzelt erhalten hat, dass man unmittel-
bar nach dem Morgengottesdienste nicht nur den Hochaltar, son-
dern auch die Nebenaltäre des oberen Altartuches entkleidete.
Nachdem nämlich vorher durch sorgfältiges Bürsten der etwaige
Staub von demselben entfernt worden, legte der Sacristan, der in
früheren Zeiten auf die Würde und Zierde der Kirche und die Rein-
lichkeit der Altäre grösseres Gewicht zu legen gehalten war, als
dies leider heute in vielen Kirchen der Fall ist, das Altartuch in
mehrere Falten so zusammen, dass es in der Sacristei bei dem
übrigen kirchlichen Weissleinen leicht eine passende Stelle finden
konnte. Am folgenden Tage wurden alsdann, bevor der Morgen-
gottesdienst begann, sowohl der Hochaltar als auch die Neben-
altäre mit diesem dritten und letzten Altartuche wieder bekleidet,
bevor die Canones-Tafeln, sowie die Kissen für das missale wieder auf
den Altar gelegt wurden. Dieser Gebrauch des Mittelalters, der
sich schon durch Reinlichkeits-Rücksichten im Hinblick auf die
würdevolle Feier des h. Opfers von selbst ergab, ist leider zumeist
durch die Saumseligkeit und Nachlässigkeit der Küster in den
letzten Jahrhunderten in Wegfall gekommen 1). Als einzige Remi- 4
4) Dom. Claude de Vert berichtet in seinem interessanten Werke: Explication
des c6r6monies de VEglise, dass zu seiner Zeit, d. h. im Beginne des
XVIII. Jahrhunderts, in vielen französischen Kirchen, unter andern zu
Lyon, der frühere Gebrauch, die Altäre nach Beendigung des Morgen-
gottesdienstes zu entkleiden, noch fortbestanden habe.