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Bock, Franz
Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters: oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung (Band 3): [Die Paramentik des Altares und des Chores im Mittelalter] — Bonn, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.26752#0145
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Einleitung.

In dem ersten Theile der vorliegenden Ergänzungsschrift zur
Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters wurde, so
weit es der enge zugemessene Raum gestattete, eine Besprechung
der formalen und künstlerischen Entwickelung aller jener stoff-
lichen Ornamente versucht, welche den Altar bei den verschiede-
nen gottesdienstlichen Handlungen im Mittelalter bekleideten und
ausschmückten. Im Gegensatz zu dieser panoplia altaris sollen in
dem folgenden zweiten Theile alle jene grösseren und kleineren
stofflichen Gebrauchsgegenstände eine kurze Besprechung und Be-
schreibung finden, welche im Chor und Schiff der Kirche zur Be-
kleidung, Verzierung oder Verhüllung verschiedener liturgischen
Utensilien oder einzelner Architekturtheile ehemals angewendet
wurden und theilweise heute noch im kirchlichen Gebrauche sind.

Die grösste Mehrzahl dieser im Folgenden zu behandelnden
textilen Ornate waren zur Bedeckung und Verhüllung bestimmt
und wurden im Mittelalter mit dem Gesammtausdruck vela be-
zeichnet. Für die umfangreichem Verhüllungsstoffe, die eigent-
lichen Vorhänge, finden sich häufig die Ausdrücke cortina oder
aulaeum, bei den griechischen Schriftstellern y.uxaneraopu (tento-
riuni), welches gewöhnlich noch von dem Eigenschaftswort f.ivotly.ov
begleitet ist, da in der That alle diese grösseren Vorhänge eine
symbolisch-mystische Bedeutung hatten.

Durandus, Bischof von Monde, welcher bekanntlich im XIII.
Jahrhundert lebte, unterscheidet drei Hauptarten der kirchlichen
vela, indem er sagt: Yelum in ecclesia triplex suspenditur: primum,
quod sacra operit; alterum, quod sacrarium a clero dividit; tertium,
quod cleruin a populo secernit1). Unter der ersten Art dürften wohl

Guil, Durandus, Ration, div. offic. lib. I, c. 3, n. 35.
 
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