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Bock, Franz; Willemsen, M.
Die mittelalterlichen Kunst- und Reliquienschätze zu Maestricht: aufbewahrt in den ehemaligen Stiftskirchen des h. Servatius und Unserer Lieben Frau daselbst — Köln [u.a.], 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.26787#0162
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Büste des h. Servatius in vergoidetem Kupfer.

Vergleich treten können. Der Kopf des Heiligen zeigt noch die
mittelalterliche hieratische Auhassung und Ausdrucksweise. Auch
der Bart und das Haupthaar lassen recht deutliche Anklänge an
die Stylisirung des Haarwuchses erkennen, wie dieselben im Mit-
telalter bei der Sculptur und bei den getriebenen Arbeiten der
Goldschmiede immer wieder vorkommen. Diese unbedingt mittel-
alterliche Form des Gesichtes legt die Annahme nahe, dass dieser
Theil noch von jener Büste aus dem Beginne des XV. Jahrhun-
derts herrühre. AHes Uebrige jedoch zeigt durch Form und
Ornamentirung deutlich auf eine Entstehung im Schlusse des XVF
Jahrhunderts. Dies letztere gilt auch von dem Schultertuche,
wie es der gehäufte Faltenwurf und der reich gestickte Streifen
(pcxrMm oder auf der hinteren Seite anzeigen. Die Kasel

ist mit charakteristischen Renaissance-Musterungen verziert und
mit einem über die Schulter herabhängenden gabelförmigen Kreuze
belegt, das sich an dieser SteHe fast als Imitation des erzbischöf-
lichen Palliums ausnimmt. Die Dessins dieser oTyroM liegen
erhaben auf und sind abwechselnd mit eingefassten Steinen ge-
schmückt. Denselben Charakter tragen die verzierenden Band-
streifen (VfyMAüg) auf der bischöhichen Inful, sowie das reich aus-
gestattete w?o?:ü7e auf der Brust. Die kleinen Stolen (j/anoneej,
die zu beiden Seiten der Mitra herunterhängen, hestehen aus klei-
nen, vennittels Charniere beweglich gestalteten Metallstreifen
und sind mit eingravirten und aufgelegten Dessins verziert.

An den in dieser Btiste aufbewahrten Reliquien vom Haupte
des h. Servatius fehlen die untere Kinnenlade, welche sich in der
St. Peterskirche zu Rom behndet, und der linke Theil der oberen
Kinnlacle, welcher im Jahre 1372 dem Kaiser Karl IV. geschenkt
und von diesem der Kirche zu Prag übertragen wurde. Das Aus-
sehen des Schädels befestigt die alte Uebei'Iieferung, dass unser
Heiliger ein sehr hohes Alter erreicht habe. Die Autheuticität
der Reliquie bezeugt eine alte dabei behndliche Inschrift vom
Jahre 1403, folgendes Inhaltes: Anno anatiuitateDomini MCCCC
tercio, mensis Maij die octaua, reliquie presentis capitis beati
Servatii Episcopi translate fuerunt ad opus istud fabricatum in
honorem eiusdem,, presentibus ibidem dominis henrico de Bylant
preposito, et Euerardo de Reys decano ac aliis . . Canonicis resi-
dentibus ecclesie beati Seruatij memorati.
 
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