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Bock, Franz; Willemsen, M.
Die mittelalterlichen Kunst- und Reliquienschätze zu Maestricht: aufbewahrt in den ehemaligen Stiftskirchen des h. Servatius und Unserer Lieben Frau daselbst — Köln [u.a.], 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.26787#0131
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Sieben verschiedene Eifenbeinbästchen.

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enthäit. scheint gegen Ausgang des XV. Jahrhunderts ungefertigt
worden zu sein. Es sprechen dafur jene kupfer-vergoldeten sechs-
blättrigen Rosen, deren Biätter die Stylisirung der rosenfönnigen
Ornainente mit eingedrückten Biättern deutiich erkennen iassen,
wie sie gegen Schluss des Mitteialters ühiich waren.

Aus einer früheren Periode, dern Schlusse des XIV. Jahrhun-
derts, rührt ein grösseres Kästchen in Eichenhoiz her, welchos
ehemals mit einer starken Grundirung überzogen und versiibert
war. In der Grundirung waren ähnliche punktirte Ornamente
vor der Glanzversiiberung angebracht, wie an jener joya'ü's JüyHga
üfgatüüra^a unter Fig. 28. Auch die achtbiättrige Rose auf dem
Deckci ist an diesem Reiiquiar ebenso ersichtiich, wie an dem
unter Fig. 28 veranschauiichten; endlich formiren die vier Stän-
der jene sechsblättrigen Rosen, wie sie als feststeliende Ver-
zierungen auf den Reiiquiaren unter Fig. 26, 28, 29 mehrmais
vorkommen. Uiese merkwürdige üürcMJa o^Jowya^ 0,25 m. lang,
0,14 m. breit und 0,t2 m. hoch, welche Reiiquien des h. Bertui-
nus und anderer Heiligen enthält, ist in der jüngsten Zeit styi-
gerecht wiederhergestellt worden.

Hier scheint die passende Steüe zu sein, um einen aus Eichen-
holz gefertigten und im Aeussern mit einer Beinmasse bekieideten
Reliquienschrein zu erwähnen, der die sieben vorhin besprochenen
Kästchen bedeutend an Dimension übertrüft: seine Länge beträgt
nämiich 0,89 m., die Breite 0,365 m. und die Höhe 0,305 m.
Ehemals enthielt derselbe den Körper einer Gefährtin der heil.
Ursula. Die Bcschläge und sonstigen Ornamente, sämmtlich aus
Kupfer, weisen ihm anscheinend eine Entstehung im XIV. Jahr-
hundert zu. Wir sagen nicht ohne Absicht ->anscheinend«, denn
die Durchbrechungen an diesen Beschlägen sind sehr eigenthüm-
licher Art, und man weiss in Wirklichkeit nicht, ob die For-
ination der d-y'oüüü--Durchbrechungen auf orientalische Arbeit hin-
weist, oder ob schon Anklänge an die Renaissance des Westens
darin zu erblicken sind.


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