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Boehlau, Johannes
Aus ionischen und italischen Nekropolen: Ausgrabungen und Untersuchungen zur Geschichte der nachmykenischen griechischen Kunst — Leipzig, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.669#0156
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150 Dritter Abschnitt.

der Ebene des Ausgusses liegenden Bügelhenkel an altmykenische Tradition an, und
dieser kommt das S. 40 erwähnte Fragment aus Grab 22 noch näher.

Von den Trinkgefäfsen erinnert die häufiger gefundene Tasse Tafel VIII. 11 gleich-
falls an die mykenische Form (Furtwängler und Löschcke t. 44. 99).

Der Skyphos ist verhältnismäfsig selten. Aufser dem Exemplar mit den Knospen
Tafel V. 7 und dem Miniaturgefäfs aus Grab 40 habe ich ihn nur einmal im Schutte
beobachtet, mit Streifenverzierung und einer Punktreihe unter dem Rande. Dafs die proto-
korinthische Lekythos neben ihm fehlt, ist kaum zufällig, da sie auch in der festländischen
Keramik früh zurücktritt.

Das häufigste Gefäfs in der Nekropole ist die Schale. Wir unterscheiden drei
Formen. Einmal die aus der altkorinthischen Keramik zuerst bekannte, mit tiefem Re-
cipienten, im Winkel absetzender hoher Lippe mit grader Wandung, einem kurzen koni-
schen Fufse und zwei wagrechten ziemlich dicht unter der Lippe ansetzenden Henkeln.
Diese Form ist typisch für die Buccheroschalen, kommt aber auch rotthonig mit Firnifs-
streifenverzierung vor: Tafel VIII. 24. Im allgemeinen ist sie seltener als die zweite, jüngere
Hauptform Tafel VHI. 20, 22 und 23. Für sie ist die steilere Lippe charakteristisch, die ent-
weder konkav oder, die Konturführung des Recipienten wiederholend, konvex gebogen ist,
aufserdem der entweder ausgesprochen stieiförmige hohe, oder der etwas niedrigere Fufs
mit eingezogenem Profil, beide mit breiter Standfläche; sie kommt nur mit ionischer
Streifenverzierung oder Ornamentik vor. Tafel VHI. 21 ist eine Kreuzung der beiden Formen.
Die dritte, seltenste Form Tafel VIH. 19 endlich hat keinen Fufs, sondern steht auf einem
weiten Ringe, ihre Lippe ist ganz niedrig, einer schmalen Leiste ähnlich. Von dieser
Form scheint die Schale der samischen (Fikellura-) Vasen gewesen zu sein (s. Tafel IX. 9).
Von der durch die Augenschale als ionisch bezeugten Form der Schale ohne Lippe fand
sich keine Spur. Es sind im Wesentlichen also dieselben Formen, die in den Schichten
von Naukratis zum Vorschein gekommen sind. Konnte man aber dort wegen des starken
attischen Imports an attischen Einflufs denken, so zeigt unsere Nekropole, dafs wir die
Entstehung aus einer ionischen Quelle abzuleiten haben. Dasselbe beweisen die kyrenäischen
Schalen, die die Form mit der konvexen Lippe bevorzugen, und die im Kapitel 2 dieses
Abschnittes zusammengestellte ionische Gruppe. Besonders erwähne ich noch ganz ge-
ringfügige Reste einer Schale mit geknicktem Wandungsprofil und einer Leiste unterhalb
des Randes zum Aufsetzen des Deckels, ähnlich wie sie für die Vurvaschale typisch ist.
Die Tafel VIII. 3 abgebildete Schale mit schwarzem Firnifsüberzuge, die mit der S. 10
erwähnten Amphora zusammen gefunden wurde, gleicht in der scharf profilierten Form
Stücken wie Naukratis t. 10. 9.

Zu den Schalen gehört das kleine äufserst fein gearbeitete Stück Tafel VIII. 2,
von hellem Thone mit Resten roter Streifenbemalung, das in Nachbildung von Metall-
schalen Henkelattachen und Knäufe am Rande zeigt. Ein ähnliches aus Rhodos stam-
 
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