MANUSKRIPTE MIT MINIATUREN
129
MANUSKRIPTE MIT MINIATUREN
477 Corpus juris canonici. Pergamenthandschrift italienischen Ursprungs
(Bologna oder Padua) Mitte des XIII. Jahrhunderts. 280 nicht numerierte
Blätter, 29 X 37 cm, starkes Pergament; italienisch-gotische Schrift in
Schwarz und Rot von großer Schönheit. Roter Maroquin-Einband aus dem
XVIII. Jahrhundert mit Goldpressung.
Die vorliegende Hs. ist ein wichtiges Beispiel der juristischen Handschriften, die so
zahlreich an den beiden Hauptsitzen der Rechtswissenschaften im Mittelalter, Bologna und
Padua, entstanden sind. Auf dem Markt kommen sie höchst selten vor, zumal Stücke von
der Schönheit des vorliegenden gehören zu den größten Raritäten.
Der Hauptschmuck der Handschrift besteht in 40 größeren Miniaturen (meistens ca.
7X8 cm), die mit einigen Ausnahmen, die Bischofsportraits darstellen, Szenen aus der
kirchlichen Rechtssprechung des Mittelalters darstellen. Abgesehen von der großen kultur-
historischen Bedeutung dieser Bilder, die ganz realistische Darstellungen sind, haben sie
als Werke eines ausgezeichneten Miniators einen großen Wert. Der Künstler gehört seinem
Stilcharakter nach der noch unter byzantinischem Einfluß arbeitenden oberitalienischen
Miniaturmalerei an. Nur wenig ist vom erlösenden Einfluß Giottos zu verspüren. Zu be-
achten sind auch die zahllosen, entzückenden kleinen Initialen, die teils mit dem Pinsel
gemalt, teils mit der Feder in bunten Tinten gezeichnet sind. Die Anordnung des
Textes ist der in den juristischen Manuskripten übliche: in der Mitte der Text in zwei
Kolonnen, rings herum am Rand die Kommentatoren. Am Anfang und am Ende fehlen
einige Blätter, sonst ist die Hs. von vorzüglicher Erhaltung. Besonders frisch sind die
Miniaturen.
Siehe die Abbildungen auf Tafel X.
478 Niederdeutsches Gebetbuch. Pergamenthandschrift aus dem Anfang des
XV. Jahrhunderts, wahrscheinlich in Köln entstanden. 240 Blätter zu
9,5 X 12 cm. Ursprünglicher, schöner blindgepreßter Ledereinband mit dem
bekannten Eichelmuster, der leider etwas beschädigt ist. Das Pergament ist
ungleich, zum Teil velin.
Das Manuskript enthält eine große Anzahl von gemalten Initialen und geschmackvollen
Umrahmungen und Randverzierungen, die noch die französischen Arbeiten des XIV. Jahr-
hunderts nachahmen.
479 Mashtots oder Ritus der armenischen Kirche. Armenisches Orig.-
Manuskript auf Papier rot u. schwarz geschrieben aus dem 895. Jahr der
armen. Zeitrechnung (= 1445). 192 nn. Bl. KI.-40. Etwas fleckig u. gering
beschädigt.
Wertvolles Manuskript, die hauptsächlichsten liturgischen Regeln der armenischen Kirche
(»Mashtots«) enthaltend. Brauner Lederband ganz mit besticktem Canevas-Gewebe über-
zogen und mit ziselierten Bronzestücken aufgenäht. 17 X 14 cm. Sehr interessanter
armenischer Einband, dessen eigentliche Deckel ganz mit Canevas überzogen sind, der
mit Seidenstickerei verziert ist. Auf diese sind in Form von Längs- uud Querstreifen
Bronzestücke aufgenäht, die mit einem fortlaufenden Knotenornament verziert sind.
480 Fragment eines Missale. Pergamenthandschrift von 6 Bl. zu 29,3X39 cm.
Sehr schöne, große gotische Schrift in Schwarz und Rot in 2 Kol. zu je 36 Z.
Unbeschnitten. Deutsch-böhmische Arbeit vom Ende des XIV. Jahrhunderts.
Der außerordentliche Wert dieses Fragmentes besteht in den 3 sehr feinen Miniatur-
malereien, die in Initialen untergebracht sind: f. 4 v. der Prophet Jesajas in einem
B; f. 5 v.: Christus als Weltenkönig in einem D; f. 6 v. ein sitzender König (wahrschein-
lich König Wenzel der IV.). Diese entzückenden, frisch erhaltenen Miniaturmalereien ge-
hören zu den besten Produkten, die uns von der so berühmten Miniatorenschule Deutsch-
Böhmens, die unter Wenzel IV. einige herrliche Werke produziert hat (Wenzelsbibel,
AUKTIONSKATALOG 121 C. G. BOERNER, LEIPZIG
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MANUSKRIPTE MIT MINIATUREN
477 Corpus juris canonici. Pergamenthandschrift italienischen Ursprungs
(Bologna oder Padua) Mitte des XIII. Jahrhunderts. 280 nicht numerierte
Blätter, 29 X 37 cm, starkes Pergament; italienisch-gotische Schrift in
Schwarz und Rot von großer Schönheit. Roter Maroquin-Einband aus dem
XVIII. Jahrhundert mit Goldpressung.
Die vorliegende Hs. ist ein wichtiges Beispiel der juristischen Handschriften, die so
zahlreich an den beiden Hauptsitzen der Rechtswissenschaften im Mittelalter, Bologna und
Padua, entstanden sind. Auf dem Markt kommen sie höchst selten vor, zumal Stücke von
der Schönheit des vorliegenden gehören zu den größten Raritäten.
Der Hauptschmuck der Handschrift besteht in 40 größeren Miniaturen (meistens ca.
7X8 cm), die mit einigen Ausnahmen, die Bischofsportraits darstellen, Szenen aus der
kirchlichen Rechtssprechung des Mittelalters darstellen. Abgesehen von der großen kultur-
historischen Bedeutung dieser Bilder, die ganz realistische Darstellungen sind, haben sie
als Werke eines ausgezeichneten Miniators einen großen Wert. Der Künstler gehört seinem
Stilcharakter nach der noch unter byzantinischem Einfluß arbeitenden oberitalienischen
Miniaturmalerei an. Nur wenig ist vom erlösenden Einfluß Giottos zu verspüren. Zu be-
achten sind auch die zahllosen, entzückenden kleinen Initialen, die teils mit dem Pinsel
gemalt, teils mit der Feder in bunten Tinten gezeichnet sind. Die Anordnung des
Textes ist der in den juristischen Manuskripten übliche: in der Mitte der Text in zwei
Kolonnen, rings herum am Rand die Kommentatoren. Am Anfang und am Ende fehlen
einige Blätter, sonst ist die Hs. von vorzüglicher Erhaltung. Besonders frisch sind die
Miniaturen.
Siehe die Abbildungen auf Tafel X.
478 Niederdeutsches Gebetbuch. Pergamenthandschrift aus dem Anfang des
XV. Jahrhunderts, wahrscheinlich in Köln entstanden. 240 Blätter zu
9,5 X 12 cm. Ursprünglicher, schöner blindgepreßter Ledereinband mit dem
bekannten Eichelmuster, der leider etwas beschädigt ist. Das Pergament ist
ungleich, zum Teil velin.
Das Manuskript enthält eine große Anzahl von gemalten Initialen und geschmackvollen
Umrahmungen und Randverzierungen, die noch die französischen Arbeiten des XIV. Jahr-
hunderts nachahmen.
479 Mashtots oder Ritus der armenischen Kirche. Armenisches Orig.-
Manuskript auf Papier rot u. schwarz geschrieben aus dem 895. Jahr der
armen. Zeitrechnung (= 1445). 192 nn. Bl. KI.-40. Etwas fleckig u. gering
beschädigt.
Wertvolles Manuskript, die hauptsächlichsten liturgischen Regeln der armenischen Kirche
(»Mashtots«) enthaltend. Brauner Lederband ganz mit besticktem Canevas-Gewebe über-
zogen und mit ziselierten Bronzestücken aufgenäht. 17 X 14 cm. Sehr interessanter
armenischer Einband, dessen eigentliche Deckel ganz mit Canevas überzogen sind, der
mit Seidenstickerei verziert ist. Auf diese sind in Form von Längs- uud Querstreifen
Bronzestücke aufgenäht, die mit einem fortlaufenden Knotenornament verziert sind.
480 Fragment eines Missale. Pergamenthandschrift von 6 Bl. zu 29,3X39 cm.
Sehr schöne, große gotische Schrift in Schwarz und Rot in 2 Kol. zu je 36 Z.
Unbeschnitten. Deutsch-böhmische Arbeit vom Ende des XIV. Jahrhunderts.
Der außerordentliche Wert dieses Fragmentes besteht in den 3 sehr feinen Miniatur-
malereien, die in Initialen untergebracht sind: f. 4 v. der Prophet Jesajas in einem
B; f. 5 v.: Christus als Weltenkönig in einem D; f. 6 v. ein sitzender König (wahrschein-
lich König Wenzel der IV.). Diese entzückenden, frisch erhaltenen Miniaturmalereien ge-
hören zu den besten Produkten, die uns von der so berühmten Miniatorenschule Deutsch-
Böhmens, die unter Wenzel IV. einige herrliche Werke produziert hat (Wenzelsbibel,
AUKTIONSKATALOG 121 C. G. BOERNER, LEIPZIG