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In den "Ziehenden Wolken" (vE 84) von 1821 (1) ist es hauptsächlich das
Atmosphärische, das den Raum trotz seiner Teilung homogen erscheinen läßt,
da es ihn ganz erfüllt. In der "Gebirgshütte im Nebel" (vE 49) von 1811, einem
ähnlichen Motiv, ist der felsige Vordergrund hart und klar gegen den nebeligen
Hintergrund abgesetzt. Sodann ist in den "Ziehenden Wolken" die vorderste mit
braun-violetten Felsblöcken gefüllte Zone zunächst vor einer dunkelgrünen, sich
weiter nach hinten aufhellenden Matte hinterfangen, hinter der dann erst der
Hintergrund mit blauen Bergen und weißem Nebel beginnt. Der Mattenstreifen
ist als Ansatz eines Mittelgrundes zwischen die felsige Zone und den Hintergrund
geschoben.
In dem "Einsamen Baum" von 1823 (vE Tf. VII) (2) ist der Mittelgrund noch
umfänglicher ausgebildet. Wenn er auch nicht bruchlos bis zum Hintergrund
überleitet und nur Verlängerung des Vordergrundes bleibt, so mildert er doch
die Antithese der Raumschichten.
1821 ist der "Nebel im Elbtal" (vE 83) gemalt worden (3), in dem ebenfalls
Nebel den Raum vereinheitlicht. Hier wird zugleich die neue Erscheinungsweise
des Lichtes deutlicher erkennbar. Ist in der "Frau in der Morgensonne" (vE 36)
um 1809 die Lichtfigur flach in der Ferne ausgebreitet, ohne daß sie den Raum
ganz durchstrahlt, so wird im "Nebel im Elbtal” das Licht von der Atmosphäre
überall hingetragen, sich mit Schatten mischend und so ein bewegtes Bild er-
zeugend.

1) Friedrich schreibt in einem Brief vom 21. 7.1821 an Dr. Wilhelm Körte in
Halberstadt (E. Cassierer: Künstlerbriefe aus dem 19. Jahrhundert, Berlin
1923, S. 149 f.): "zwei Bilder 10 1/2 Zoll breit und 8 Zoll hoch (= 27, 3:
20, 8 cm), beide Erinnerungen an Brocken von der Höhe" seien fertig. Daß
es sich bei dem Hamburger Bild um einen Blick vom Brocken handelt, beweist
die benutzte Naturstudie (vgl. S. 52 Anm. 2 ). Die Differenz der Maße ist
nur geringfügig (25:19 cm). "Der Marmorbruch bei Dübeland im Harzgebirge
18 1/2 Zoll breit und 14 1/2 Zoll hoch", der im gleichen Brief als fertige
Arbeit aufgeführt wird, ist vermutlich mit der "Felsenschlucht" des Stettiner
Museums (vE 52) identisch, die eben dieses Motiv darstellt. Die lockere
Malweise paßt durchaus in die zwanziger Jahre.
2) F. Kugler: Verzeichnis der Gemäldesammlung des königl. schwedischen und
norwegischen Gonsuls J. H. Wagener zu Berlin, Berlin 1838, Nr. 60: "Gemalt
in Dresden, 1823".
3) v. Einem: Friedrich, 1950, S. 131, zu Abb. 88.
 
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