Anlage des Blattes war möglicherweise Kat. 97. Der gedankliche
Zusammenhang der Einzelheiten des Blattes deutet eher auf
einen Sonnenaufgang als auf einen Sonnenuntergang. Der Mond
dürfte kaum, wie Schmitt vermutet, gemeint sein, da die Schlag-
schatten zu kräftig sind. Das auf das Ufer gezogene Boot bedeu-
tet das Dasein nach dem Tode, das die Wanderer vor sich sehen.
Der abschüssige Weg, auf dem sie stehen, bedeutet den zum Tode
führenden Lebensweg. Zugleich erscheint den Wanderern die
Sonne, die den Vordergrund scharf beleuchtet, als eine Verhei-
ßung der Auferstehung und des Jüngsten Tages. Die ängstliche
Haltung des Kindes, das sich hinter der Mutter verbirgt, kann auf
diese Weise gedeutet werden.
Vielleicht Gegenstück zu Kat. 90. Siehe auch S. 20.
Lit.: Schildener 1828, S. 40; Pyl 1868, S. 49 (Sonnenuntergang);
Pyl.iS/S, S.64; Schmitt 1936, S.432, Abb. 10 (erstmals abgeb.,
der Dresdener Zeichnung näher stehend als alle anderen Varian-
ten) ; v. Einem 1938, S. 111 Anm. 35 (Hinweis auf Erwähnungen
1868 und 1878); Wilhelm-Kästner 1940, S.74; Hinz 1966, Nr.
282 (um 1801); Sumowski 1970, S. 147, 185, 186, 189 (möglicher-
weise 1803 von Runge an Quistorp übergeben); Stubbe 1970,
S. 276-280 (ausführliche Darlegung der Provenienz).
9 7 Blick auf Arkona
Bleistift. Ursprünglich ca. 65 x 95 cm. Unvollendet, wohl zur Aus-
führung in Sepia vorgesehen. Nur in einem 36,2x25,7 cm gro-
ßen und einem vermutlich zugehörigen 25,8 x34,5 cm großen
Fragment erhalten, die anscheinend mit anderen Blättern zu
einem Skizzenbuch zusammengeheftet worden sind. Die Rück-
seiten wurden am 9. und 12. 6. 1809 für Baumstudien in Breesen
(a) und vermutlich 1807 oder 1808 für eine Studie mit dem Gro-
ßen und dem Kleinen Milleschauer (b) benutzt (Sumowski 1970
Abb. 132 und 150). a) ist links unten mit dem Nachlaßvermerk
bezeichnet »Caspar David Friedrich f/+ zu Dresden d. 7. Mai
1840.«
a) Bremen, Kunsthalle, Inv. 58/594.
1843 im Nachlaß Friedrichs; 1958 bei Karl & Faber, München,
ersteigert.
b) 1928 Privatbesitz, Kat. Kühl Nr. 90 als »halbierte Vorzeich-
nung zu dem Aquantintablatt Arcona (1802)«.
Zeichnung: wie Kat. 94.
Variante von Kat. 96. Auf dem Fragment a) ist rechts noch die
gleiche gebückt stehende Frau zu erkennen, das Kind hinter ihr
fehlt jedoch.
Vermutlich um 1803, möglicherweise ist das Blatt wegen eines
Fehlers bei der Lavierung oder wegen einer Verschmutzung un-
vollendet geblieben und zerschnitten worden. Siehe auch S. 20.
Lit.: Auktionskat. Karl & Faber 66, 1958, Nr. 258 (a); Hinz 1966,
Nr. 519 (a), Nr. 562 (b); Sumowski 1970, S. 70, 73, 94, 148, 159;
Stubbe 1970,S.279.
Ausstellungskat.: Dresden (Kühl) 1928, Nr. 90.
98 Blick auf Arkona
Sepia.
Verschollen.
Zum ehemaligen Aufbewahrungsort siehe Kat. 93.
Zeichnung: wie Kat. 94. Die Steine im Vordergrund, die weitge-
hend mit Kat. 95 und 128 übereinstimmen, das Segelboot, das
auch in Kat. 128 begegnet, und die Netze vorn sind hinzugefügt.
Graphische Reproduktion: Aquatintaradierung von Carl Fried-
rich Thiele, beschriftet: »Friedrich del - C. F. Thiele sculpsit -
Berlin bei August Rücker« in der 1821 erschienenen Folge »Ma-
lerische Reise durch Rügen« (vgl. Kat. 93). .
98
Zur topographischen Situation siehe Kat. 94.
Das auf das Ufer gezogene Boot bezeichnet den Zustand der Seele
nach dem Tod. In diesem Zusammenhang sollen die zum Trock-
nen auf gehängten Fischernetze vermutlich die Ruhe nach der
Vollendung des Lebenswerkes ausdrücken. Der auf gehende Voll-
mond bedeutet die Erscheinung Christi im Jenseits. Die Bewe-
gung der Uferlinie, die zum Mond hinführt und in dem Felsen
von Arkona endet, ist vielleicht als die Ausrichtung der irdischen
Welt auf das Göttliche hin gemeint. Mit dem Segelboot, dessen
Bug auf die offene See gerichtet ist, eines Motives, das sich bei
Zusammenhang der Einzelheiten des Blattes deutet eher auf
einen Sonnenaufgang als auf einen Sonnenuntergang. Der Mond
dürfte kaum, wie Schmitt vermutet, gemeint sein, da die Schlag-
schatten zu kräftig sind. Das auf das Ufer gezogene Boot bedeu-
tet das Dasein nach dem Tode, das die Wanderer vor sich sehen.
Der abschüssige Weg, auf dem sie stehen, bedeutet den zum Tode
führenden Lebensweg. Zugleich erscheint den Wanderern die
Sonne, die den Vordergrund scharf beleuchtet, als eine Verhei-
ßung der Auferstehung und des Jüngsten Tages. Die ängstliche
Haltung des Kindes, das sich hinter der Mutter verbirgt, kann auf
diese Weise gedeutet werden.
Vielleicht Gegenstück zu Kat. 90. Siehe auch S. 20.
Lit.: Schildener 1828, S. 40; Pyl 1868, S. 49 (Sonnenuntergang);
Pyl.iS/S, S.64; Schmitt 1936, S.432, Abb. 10 (erstmals abgeb.,
der Dresdener Zeichnung näher stehend als alle anderen Varian-
ten) ; v. Einem 1938, S. 111 Anm. 35 (Hinweis auf Erwähnungen
1868 und 1878); Wilhelm-Kästner 1940, S.74; Hinz 1966, Nr.
282 (um 1801); Sumowski 1970, S. 147, 185, 186, 189 (möglicher-
weise 1803 von Runge an Quistorp übergeben); Stubbe 1970,
S. 276-280 (ausführliche Darlegung der Provenienz).
9 7 Blick auf Arkona
Bleistift. Ursprünglich ca. 65 x 95 cm. Unvollendet, wohl zur Aus-
führung in Sepia vorgesehen. Nur in einem 36,2x25,7 cm gro-
ßen und einem vermutlich zugehörigen 25,8 x34,5 cm großen
Fragment erhalten, die anscheinend mit anderen Blättern zu
einem Skizzenbuch zusammengeheftet worden sind. Die Rück-
seiten wurden am 9. und 12. 6. 1809 für Baumstudien in Breesen
(a) und vermutlich 1807 oder 1808 für eine Studie mit dem Gro-
ßen und dem Kleinen Milleschauer (b) benutzt (Sumowski 1970
Abb. 132 und 150). a) ist links unten mit dem Nachlaßvermerk
bezeichnet »Caspar David Friedrich f/+ zu Dresden d. 7. Mai
1840.«
a) Bremen, Kunsthalle, Inv. 58/594.
1843 im Nachlaß Friedrichs; 1958 bei Karl & Faber, München,
ersteigert.
b) 1928 Privatbesitz, Kat. Kühl Nr. 90 als »halbierte Vorzeich-
nung zu dem Aquantintablatt Arcona (1802)«.
Zeichnung: wie Kat. 94.
Variante von Kat. 96. Auf dem Fragment a) ist rechts noch die
gleiche gebückt stehende Frau zu erkennen, das Kind hinter ihr
fehlt jedoch.
Vermutlich um 1803, möglicherweise ist das Blatt wegen eines
Fehlers bei der Lavierung oder wegen einer Verschmutzung un-
vollendet geblieben und zerschnitten worden. Siehe auch S. 20.
Lit.: Auktionskat. Karl & Faber 66, 1958, Nr. 258 (a); Hinz 1966,
Nr. 519 (a), Nr. 562 (b); Sumowski 1970, S. 70, 73, 94, 148, 159;
Stubbe 1970,S.279.
Ausstellungskat.: Dresden (Kühl) 1928, Nr. 90.
98 Blick auf Arkona
Sepia.
Verschollen.
Zum ehemaligen Aufbewahrungsort siehe Kat. 93.
Zeichnung: wie Kat. 94. Die Steine im Vordergrund, die weitge-
hend mit Kat. 95 und 128 übereinstimmen, das Segelboot, das
auch in Kat. 128 begegnet, und die Netze vorn sind hinzugefügt.
Graphische Reproduktion: Aquatintaradierung von Carl Fried-
rich Thiele, beschriftet: »Friedrich del - C. F. Thiele sculpsit -
Berlin bei August Rücker« in der 1821 erschienenen Folge »Ma-
lerische Reise durch Rügen« (vgl. Kat. 93). .
98
Zur topographischen Situation siehe Kat. 94.
Das auf das Ufer gezogene Boot bezeichnet den Zustand der Seele
nach dem Tod. In diesem Zusammenhang sollen die zum Trock-
nen auf gehängten Fischernetze vermutlich die Ruhe nach der
Vollendung des Lebenswerkes ausdrücken. Der auf gehende Voll-
mond bedeutet die Erscheinung Christi im Jenseits. Die Bewe-
gung der Uferlinie, die zum Mond hinführt und in dem Felsen
von Arkona endet, ist vielleicht als die Ausrichtung der irdischen
Welt auf das Göttliche hin gemeint. Mit dem Segelboot, dessen
Bug auf die offene See gerichtet ist, eines Motives, das sich bei