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Bötticher, Carl
Der Zophorus am Parthenon: hinsichtlich der Streitfrage über seinen Inhalt und dessen Beziehung auf dieses Gebäude — Berlin, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.4096#0046
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VI. Eröffnungspompe der Agonen. Stadium. 43

VI. Eröffnungspompe der Agonen. Stadium.

Für die Verwendung dessen was im Theorenzuge auf dem Relief von
den Dienern der Theoren als Speisequote geführt wird, lässt sich ein nahe-
liegendes Opf'ermahl angeben. Denn daran kann Niemand zweifeln dass man
die Schafe und Kühe, die Honigkuchen und den Wein in den Krügen, zum
Speiseopfer bei der Panegyris bestimmte: da jedoch nichts hiervon zum
Tempelopfer für Athena-Polias-Nike gebraucht werden durfte, mithin auch
die Schlachtung der Thiere ausserhalb der Burg stattfinden musste, bleibt
dafür bloss die Verwendung zu einer Gusta und ISTtaSi; übrig die von jenem
Tempelöpfer durchaus verschieden ist, auch diesem selbstverständlich erst
später folgen konnte. Ich habe gemeint diese Speisung noch von einem Er-
klärer des Aristophancs berührt zu sehen [Schob Wölk. 386 sva ßoüv st? vnv
Gustav xal stepa tspsta xxX.], auch führen alle Erwägungen auf die Speisung
der Theilnehmer an den öffentlichen Festspielen mittelst dieser Thysia hin.

Nach Analogie der oben berührten Pompen zu den dionysischen Agonen
in Alexandria und zu den circensischen Spielen in Rom, wird auch zu Athen
die Pompe aller Wettkämpfer den panathenäischen Agon eröffnet haben:
dieser werden jene alsdann zum Opfer geschmükkten Thiere der Theoren,
sammt den athenischen Pompeis als Trägern des ganzen zum Festmahle
nöthigen Apparates wie ihn die Ostfronte zeigt, eingereiht worden sein. Mit
diesem aus dem Parthenon entlehnten Apparat mochte man die Träger des-
selben im Pompeion ausstatten, welches Pausanias [1, 2, 4] als Stätte be-
zeichnet von der alle Staatspornpen ausgingen: es schlössen sich an ihren
Zug dann die übrigen im Kerameikos geordneten Pompeis an, von wo der
Zug über die Agora nach der Stätte des Opfers und der Hcstiasis ging.
Reichte der Schätzung nach für die Menge der angemeldeten Wettkämpfer
die gelieferte Speisequote der -Theoren nicht aus, dann ergänzte natürlich der
Staat das Fehlende: ebenso konnte an jedem der drei kleinen Panathenäen-
jahre, in welchen die Lieferungsquote der Theoren wegfiel, die Speisung der
Agonisten nur von der Staatskasse übernommen, aus dieser alles Schlacht-
vieh zur Pompe und Hestiasis der Agonisten von den Boonen gekauft werden.
Die Stätte der Hestiasis, als das nächste Ziel wohin sich dieser Zug
richtete war das Stadium, wie ebenfalls zu Alexandria. Das panathenäische
Stadium deshalb, weil die gymnischen Wettkämpfe die Reihe der Agonen
eröffneten, mithin die Verkündieune aller yoldnen Ehrenkränze deren Vcr-
leihung an den grossen Panathenäen bei den gymnischen Agonen statt finden
sollte (Demostli. f. d. Krone, 2G5), hier geschehen musste. Man darf annehmen,
dass seit dem Bestehen derselben Spiele die Ausrichtung dieser Hestiasis
im Stadium vorangegangen sei: auch wird sich die Schlachtung und
Zerlegung der Opferthiere, wegen des hierbei notwendigen Wasser-
bedarfes, stets in der Nähe des Ilissos und nahe dem Stadium befun-
den hallen, wo letzteres auch vor Lykurg eingerichtet gewesen sein


 
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