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Philippeion. 351

diesem eine ähnliche Bestimmung gegeben haben, vornehme Festgäste
mochten hier mit ihrem Gefolge gastfreundlich aufgenommen und verpflegt
werden. Dass hier lange Zeit hindurch ein lebhafter Wagenverkehr statt-
gefunden hat, bezeugen die deutlichen Spuren von Radgeleisen innerhalb
der nördlichen Aussenhalle, von wo aus ein Haupteingang in der Axe
des Gebäudes zum Inneren führte; wo indessen die Einfahrt in diese
Halle lag, ist bisher nicht ermittelt worden, da ein beträchtlicher Theil
derselben nicht mehr ausgegraben werden konnte.

Nachdem das umfangreichste Gebäude Olympias, das Leonidaion, als
den makedonischen Bauten unmittelbar vorangehend, im Vorigen seine
Darstellung gefunden hat, werden wir nunmehr zur Betrachtung der ein-
zelnen Baulichkeiten übergehen dürfen, welche mit der in ihrer Gesammt-
disposition gekennzeichneten Umgestaltung der Altis im letzten Drittel
des vierten Jahrhunderts zusammenhängen, und beginnen hierbei mit dem
Philippeion.

Wer sich aus Pausanias Schilderung des Philippeions ein Bild von
diesem Gebäude gemacht hatte, wird, nachdem dasselbe zu Tage gekommen,
sich stark getäuscht und überrascht sehen. Der Perieget beschreibt das-
selbe folgendermaassen: „Innerhalb der Altis ist auch ein rundes Haus,
das Philippeion genannt; auf der Spitze dieses Philippeions befindet sich
ein eherner Mohnkopf, der die Sparren zusammenhält. Dieses Gebäude
liegt nahe dem Ausgange beim Prytaneion, zur Linken, ist aus Ziegel-
steinen erbaut, und Säulen stehen um dasselbe herum. Es ist von Philipp
erbaut, nachdem bei Chaironeia Hellas gefallen war. Es stehen dort Philipp
und Alexander und mit ihnen Amyntas, der Vater des Philipp. Es sind
Werke des Leochares aus Elfenbein und Gold, wie auch die Bildnisse
der Olympias. und Eurydike."

Rundbauten aus hellenischer Zeit waren nicht nur durch literarische
Zeugnisse bekundet, sondern man kannte ihrer auch mehrere und musste
geneigt sein, die .bekannte Form auf das Philippeion zu übertragen. Die
ältesten Rundbauten, die man kannte, das sogenannte Schatzhaus des
Atreus in Mykenai und ein ähnliches ebenda zeigten die durch Schlie-
manns Ausgrabungen in Orchomenos durch ein neues Beispiel belegte
Form der Tholos, eine bienenkorbartige Gestalt. Dass derselbe Ausdruck
auch für künstlerischer gestaltete Rundbauten gebraucht ward, konnte
man wohl aus dem so benannten Gebäude abnehmen, welches der Meister
Polykleitos in Epidauros errichtet hatte. Wenn auch dort die unteren
Iheile des marmornen Mauerringes wieder aufgefunden worden sind, so
vermochte man sich doch von der ganzen Anlage kein Bild zu machen, so.
 
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