Westgiebel. 133
Hauptscene den Kücken kehrend (K L M). Endlich ist das ganze Bild
eingerahmt von den grossen Himmelslichtern, links von dem aus den
Wellen des Meeres auftauchenden Viergespann des Helios (A B C), rechts
von der hinabreitenden Selene (N 0). (v. Sybel, a. a. 0.)
Der Westgiebel, welcher ebenfalls nach Carrey's Zeichnung dar-
gestellt ist, stellt den Wettstreit von Athena und Poseidon um das Land
Attika dar. Im alten Burgtempel, im Erechtheion, wurden Athena und
Poseidon unter einem Dache verehrt. Als sichtbare Zeichen dieser Götter
zeigte man im Tempelgarten den Ölbaum der Athena und unter dem
Tempel den Seewasserbrunnen mit dem Dreizackstoss Poseidon's im.
Felsen.
Die Thatsache dieses Doppelcultus, in welchem doch immer Athena
die erste Stelle hat, als die ausgesprochene Stadtgöttin, formt sich im
Mythus zur Geschichte eines Streites um den Besitz des Landes: fast
gleichzeitig erscheinen die Götter auf der Höhe und ergreifen Besitz
durch ihre Wunderzeichen; ein Schiedsgericht entscheidet für Athena.
Die Sculpturen sind fast ganz zerstört; die Oomposition gewinnen
wir wieder aus den Zeichnungen.
Blitzschnell vollzieht sich die Handlung; eben angekommen sind die
Götter von ihren Wagen gesprungen, Poseidon (M) hat den Dreizack in
den Fels gestossen, dass der Salzquell hervorsprang, im Bilde durch
einen Delphin verkörpert; aber schon ist Athena erschienen, den bereits
emporgeschossenen Ölbaum fasst ihre gehobene Linke. Gewaltig sind
die Bewegungen: nur in dem Zurückfahren Poseidon's ist der Sieg
Athena's ausgesprochen. Dann folgen in symmetrischer Gegenüberstellung
die beiden Viergespanne der feurig bäumenden Rosse; kaum zügelt sie
die ganze Kraft der Lenkerinnen, Nike (G) und Amphitrite (deren Torso
erhalten ist); neben jedem Wagen ein Begleiter, Hermes (H) dort, eine
Nereide (N) hier. Hinter dem Rücken der Lenkerinnen schneidet die
Mittelgruppe ab. In den Flügeln des Giebels sitzen und hocken uner-
klärte Gestalten.
Die lange Reihe Erklärungen beider Giebel, insbesondere der Gruppen
in den Flügeln hat Michaelis zusammengestellt. Welker z. B. wollte im
Ostgiebel Personen der Burgculte erkennen, wie Kekrops, Thallo und
Auxo, Aglauros, Herse und Pandrosos, in B C des Westgiebels Herakles
und Hebe, während Michaelis in diesen Asklepios und Hygieia sah.
Seitdem sind wieder neue Deutungen aufgetreten, wie die Eug.
Petersen's, welcher in der Prachtgestalt im Ostgiebel M Aphrodite erkennt,
und die Brunn's, welcher die in den Eckfiguren vorliegende grossartige
Hauptscene den Kücken kehrend (K L M). Endlich ist das ganze Bild
eingerahmt von den grossen Himmelslichtern, links von dem aus den
Wellen des Meeres auftauchenden Viergespann des Helios (A B C), rechts
von der hinabreitenden Selene (N 0). (v. Sybel, a. a. 0.)
Der Westgiebel, welcher ebenfalls nach Carrey's Zeichnung dar-
gestellt ist, stellt den Wettstreit von Athena und Poseidon um das Land
Attika dar. Im alten Burgtempel, im Erechtheion, wurden Athena und
Poseidon unter einem Dache verehrt. Als sichtbare Zeichen dieser Götter
zeigte man im Tempelgarten den Ölbaum der Athena und unter dem
Tempel den Seewasserbrunnen mit dem Dreizackstoss Poseidon's im.
Felsen.
Die Thatsache dieses Doppelcultus, in welchem doch immer Athena
die erste Stelle hat, als die ausgesprochene Stadtgöttin, formt sich im
Mythus zur Geschichte eines Streites um den Besitz des Landes: fast
gleichzeitig erscheinen die Götter auf der Höhe und ergreifen Besitz
durch ihre Wunderzeichen; ein Schiedsgericht entscheidet für Athena.
Die Sculpturen sind fast ganz zerstört; die Oomposition gewinnen
wir wieder aus den Zeichnungen.
Blitzschnell vollzieht sich die Handlung; eben angekommen sind die
Götter von ihren Wagen gesprungen, Poseidon (M) hat den Dreizack in
den Fels gestossen, dass der Salzquell hervorsprang, im Bilde durch
einen Delphin verkörpert; aber schon ist Athena erschienen, den bereits
emporgeschossenen Ölbaum fasst ihre gehobene Linke. Gewaltig sind
die Bewegungen: nur in dem Zurückfahren Poseidon's ist der Sieg
Athena's ausgesprochen. Dann folgen in symmetrischer Gegenüberstellung
die beiden Viergespanne der feurig bäumenden Rosse; kaum zügelt sie
die ganze Kraft der Lenkerinnen, Nike (G) und Amphitrite (deren Torso
erhalten ist); neben jedem Wagen ein Begleiter, Hermes (H) dort, eine
Nereide (N) hier. Hinter dem Rücken der Lenkerinnen schneidet die
Mittelgruppe ab. In den Flügeln des Giebels sitzen und hocken uner-
klärte Gestalten.
Die lange Reihe Erklärungen beider Giebel, insbesondere der Gruppen
in den Flügeln hat Michaelis zusammengestellt. Welker z. B. wollte im
Ostgiebel Personen der Burgculte erkennen, wie Kekrops, Thallo und
Auxo, Aglauros, Herse und Pandrosos, in B C des Westgiebels Herakles
und Hebe, während Michaelis in diesen Asklepios und Hygieia sah.
Seitdem sind wieder neue Deutungen aufgetreten, wie die Eug.
Petersen's, welcher in der Prachtgestalt im Ostgiebel M Aphrodite erkennt,
und die Brunn's, welcher die in den Eckfiguren vorliegende grossartige