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Boetticher, Adolf
Die Akropolis von Athen nach den Berichten der alten und den neuesten Erforschungen — Berlin, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.674#0325
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274 Halle für das Tempelpersonal.

lässig ordnet. Neben ihr stellt in dorischem Gewände ihre Schwester,
eine reifere, göttlichere Erscheinung. Von der dritten Nymphe ist nur
ein Fragment des unteren Gewandes erhalten.

Über dem Anbeter erscheint in seiner Felsgrotte Pan mit langen
Bockshörnern und -ohren, mit der linken Hand sich auf den Felsen
der Grotte stützend, während über die Stellung seiner rechten ein Zweifel
bestehen bleibt. Es ist der älteste Typus des Pan, welcher bisher in
Attika vorkommt.

Das Nymphenrelief gehört seinem Styl nach zu den vollendetsten
und muss noch in das 5. Jahrhundert gesetzt werden.

Ostlich von der Quelle und südwärts vom Felsabhange befinden
sich die Keste einer Hallenanlage 27,50 Meter lang und 14 Meter tief
(FF Fig. 119).

Es war eine Flucht von vier gleichgrossen Gemächern mit einer
Säulenhalle in der Front. Erhalten sind die Fundamente bis auf die
Südostecke, und die Stufenlage der Säulenhalle mit der Basis der süd-
westlichen Ecksäule, eine attische Basis aus pentelischem Marmor mit
einer kreisrunden Plinthe, welche auf einen Säulendurchmesser von
0,62 Meter schliessen lässt. Diese Säulenhalle war im Innern mit Platten
gepflastert, während die Fundamente und auch die Wände der vier Ge-
mächer von peiraiischem Steine ,gebaut waren. Ihr Fussboden (f) ist aus
kleinen runden in die Erde gestampften Flusskieseln gebildet. Die Halle
von 5,87 Meter Tiefe war an beiden Seiten mit Anten geschlossen und
hatte eine ionische Säulenstellung. In den offenen Hallenraum führten
zwei Stufen aus hymettischem Marmor von je 0,32 Meter Höhe.

Der Hallenbau ist erheblich jünger, als die östliche Asklepioshalle
und kann vielleicht noch aus griechischer, vielleicht aber auch erst aus
römischer Zeit stammen. Er scheint dem Tempelpersonal als Obdach
gedient zu haben.

Südlich vom Quellenhause befinden sich die Reste eines Anten-
tempels (J) von 5,15 Meter Länge bei 4,07 Meter Breite, dessen Front
nach Südosten gewendet war. Auf einem Stereobat von Conglomerat-
steinen liegt eine Lage sorgfältig behauener Felsquadern und auf diesen
ruht auf beiden Langseiten und der Bückseite eine Lage von Kalkstein.
An der Frontseite bildete die äussere Hälfte der Felsquadern die eine
Stufe, während eine zweite aus Marmor darauf lag.

Das verwandte Material und die Sauberkeit der Bearbeitung lassen
Professor Köhler vermuthen, dass der Bau dieses ionischen Tempelchens
in die beste Zeit Athens fällt. Er schreibt seine Anlage den Verehrern
 
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