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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0229

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159

VI.

Eros und Antcros.

Ochon die Griechen bildeten einen Eros nnd Antoros, einen
Amoi- und Gegen-Amor. Docli gern wird der gewitzigte Aller-
tlruuisförs'eher seine Unwissenheit gestehen, wenn er gefragt wird,
wer bei den Griechen dem Eros zuerst einen Anteros entgegenbil-
dete. Wissen wir doch nicht einmal den artistischen Stammbaum
(den mythologischen mag der Sagenklitlerer Pausanias verantwor-
ten IX, 27. p. 82) und den frühesten Bildner des Eros anzu-
geben. Nur so -viel scheint nicht unwahrscheinlich, dafs dersel-
ben Liebhaberei, der die Homerischen Gesänge sechs unechte Verse
verdanken (Hins Sl., 6 — 9. 130. 676), auch die ältesten Ab-
bildungen des Eros entsprofsten. Die Knaben- und Jünglings-
liebc der Griechen, die sich einer allen Sage nach zuerst von
Bö'otien aus verbreitete, (s. oben S. 42; führte in mehr als einer Be-
deutung den Eros zuerst vom Helicon in die Akademie (Worte
Plutureh's in E?«r. 18. T. IV. P. I. p. 61. Wytf.) und gab,
wie auch schon Winckelmnnn in einem noch ungedruckten Briefe
mulhmafste, dem Eros in Bildwerken zuerst die zarte Jiiuglingsge-
stalt. Denn soviel ist bekannt, dafs die ältesten geschnittenen
Steine und andere Ueherreste aus der frühesten Knust der Grie-
chen dem Eros nur die Gestalt eines reifenden Jünglings, nicht die
eines Kindes oder kleinen Knaben gaben. S. Storiadelle
Arti T. II. p. 121. ed. Fca. Doch hier gilt es ja nur der
Frage, wer diesem Amor zuerst einen Gegen-Amor zugesellte, und
von welchen Vorstellungen man dabei ausging. Aus einer ge-
nauen Vergleichung der Stellen, die von diesem Anleros sprechen,
geht deullich hervor, dafs die Alten unter ihm keinen befreunden-
den, Liebe mit Gegenliebe vergeltenden Genius, sondern einen
racheübenden, oder wenigstens kampflustigen Gegner des Eros zu
denken gewohnt waren. Verschmähete Liebe war also die Mutter
des Anteros, und als Eros in den Piingschuleu und Gymnasien
selbst Altäre und Bildnisse erhielt, wurde Anteros auch hier als
sein harlankämpfeiider Widersacher vorgestellt. Die schwärmeri-
sche Leidenschaftlichkeit, womit der Grieche besonders die Kna-
benliebe betrieb, endete da, wo sie kein Gehör fand, oft mit Ver-
zweiflung imj Selbstmord. Man erinnere sich z. B. nur au die
Geschichte beim Maximus Tyrius, Diss. XXVI, p. 28. Reisk.,
wo sich eine ganze Reihe Lokrer tun eines spröden Knaben
 
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