Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]: C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 2) (Dresden , Leipzig, 1838)

Kopf eines Pferdes der Nacht vom Giebel-
felde des Parthenons.

¥ v !r dürfen als erwiesen voraussetzen, dafs der das östliche
Giebelfeld mit der Geburt, der Pallas auf der linken Seite schlie-
fsende Pferdekopf wirklieb der Nachfgöltin zugehörte, welche, vor
dem gegenüber emporsteigenden Sonneugotle fliehend, in den Occan
taucht, da Phidias. aus guten Gründen sieb die Geburt der Göllin
ans dein Haupte des Zeus in die ersten Tagesstunden dachte.
Die 2wei Sonnenrosse gegenüber haben sich zwar auch noch er-
hallen , aber sie sind durch die langsam nagende Zeit und durch
die Faust türkischer und christlicher Barbarei (die Yenezianer war-
fen einst Bomben darauf) weit mehr verstümmelt. An unserem
Pferdekopf hat sich durch mancherlei günstige Umschirmung selbst
noch zum Theil -das, was man auch in der Sculpfur .die Epider-
mis, das deckende Häufchen, nennt, erhallen. Es ist nur eine
Stimme Aller, die hier als Augenzeugen ein Urtheil haben dürfen *),
dafs unter allen aus dem Alterthume auf uns gekommenen oder
auch in B.itterstatuen in neuerer Zeit gebildeten Pferdekopfen nichts

*) S, Visconti's deux memoires sur les onvrages de serdpture dans
Ia coUection du Milord Elgin p. 33.: Cette töte est d'une execution
parfaite et Ia siiperiicie en est fort peu degradee. On y admire
cette expression de la vie que les grands artistes seuls savent
donner etc. u. die ausfiiluiiche Beschreibung in E. J. Burrow s
Klgm MarMes Vol. I. p. 216. f. Dieser sieht darin das Ideal in
der Schule des Praxiteles! '

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