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Bohn, Richard
Die Propylaeen der Akropolis zu Athen — Berlin u.a., 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.675#0018
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plusieurs maisons; il y a quelques tours, que l'on dit estre el
reste de l'arsenal de Lycourgue. •
Sodann de Guillet aus Paris, der sich Kopieen und Mitteilungen
von den Kapuzinern verschafft, schreibt ähnlich [mitgeteilt bei de Laborde

I, pag- 23i]-

• l'arsenal basty par Lycourgue, fils de Lycophron, qui paroist
encore avec une magnificence et une elevation surprenante, parti-
culierement une grande tour qui fait partie de cet edifice. Elle
est un des premiers objets qui fönt discerner le chasteau aux
navires qui entrent dans le golf d'Engia. •>

Wachsmuth bemerkt hierzu (pag. 755, Anmkg. 1) wie ich glaube
ganz richtig, dass der Ursprung dieser Bezeichnung in der (aus Ps. Plu-
tarch im Leb. d. 10 Rdn. pag. 844°) bekannten Nachricht zu suchen
sei, dass Lykurgos Waffenvorräte auf der Burg angelegt habe; denn tat-
sächlich dienten die Propyläen in türkischer Zeit als ZeiS^laus. Wegen
des bei Babin erwähnten römischen Adlers vergleiche die Notiz bei
Spon und Wheler.

IV. ITALIAENISCHE. DALMATISCHE, GRIECHISCHE
UND ORIENTALISCHE REISEBESCHREIBUNG,

welche Jacob Spon med. doctor und Georgius Wheler, Englissher
von Adel — fleissig zusammengetragen haben.

Ich citiere nach der auch von Laborde (II, pag. 27, Anmkg. 1)
besonders gerühmten Übersetzung ins Deutsche. Nürnberg 1690. Spon
und Wheler trafen am 26. Januar 1676 in Athen ein und blieben bis
zum 15. Februar dort; in die Burg erhielten sie nur einmal Zutritt; und
deshalb ist dieser Teil auch verhältnissmässig knapp, aber dennoch für
uns für die Bestimmung des Burgaufgangs vor 1687 von grösster Wich-
tigkeit. Ich gebe deshalb auch die ganze Stelle direkt, und es ist inter-
essant, dieselbe mit den Notizen Vernedas1 zu vergleichen:

• Innwendig bei dem ersten Thor2, sahen wir zwey nicht tieff
ausgehauene Figuren, die einander die Hände gaben. Es mag
vielleicht wohl Mann und Weib sein, die von einander Abschied
nahmen wie man offt auf ihren Gräbern sihet mit dem Wort
VALE lateinisch, und XAIPE griechisch. Über der anderen, hat
es einen Querstein von Marbel, an welchem man die Inscription
eines gewissen Flavii Septimii Marcellini liset, der die Thore auf
eigenen Unkosten wieder erbauet3. Wenn man durch das Portal
hineinkommt, findet man einige Fundamenten alter Propyleen,
oder Vor-Portal von Marbel, welches so prächtig war, dass es
mehr denn eine Million Thaler gekosteti. Über dem dritten
Thor ist ein Adler, aus altem Marmel, ein Zeichen der Römischen
Herrschafft, die vormals Herren darüber waren". Wenn man
aber durch den Vorhof hinein, und recht in der Vestung ist,
findet man zur Rechten den Tempel6, welchen Pausanias gar
eigentlich aufgezeichnet; Ich verwundere mich warum der Herr
Guilletier diesen, der doch am Hauptvveeg stehet, nicht auf-
geschrieben hat. Es wird vielleicht diss die Ursach sein, weil

1 Erläuterungen zu dem in „Atene Attica descritta da suoi Principii sino all'
acquisto fatto dall' Armi Venete nel 1687, di Francesco Fanelli. Venezia 1707" mitge-
teilten Verneda'schen Plan: pianta del castello d'Acropolis [vgl. de Laborde II, pag. 176 f.]

3 Ist der jetzige gewölbte Gang, durch welchen man von dem Wagenhalteplatz
zu dem Raum oberhalb des Odeion gelangt, nur sind die Reliefs nicht mehr dort.

3 Ist der jetzige Burgeingang mit der Inschrift [(F) Porta que va nella prima
ritirata del castello d'una piecola Corte (Verneda)].

i Offenbar standen an der Stelle, wo jetzt nur Felsbearbeitungen sind, unterhalb
des Nikepyrgos, noch Reste; es ist unten die Vermutung ausgesprochen worden, dass
dieses der Tempel der Demeter Chloe gewesen. Ganz unmöglich wäre es jedoch nicht,
dass man hierin das römische Tor des Septimius Marcellinus hätte; dann wäre der römische
Weg noch bestimmter gegeben.

5 Ist die jetzige kleine Pforte unterhalb der Nikebastion [(G) Altra porta sopra
la quäle si vede un aquila sopra un piedestallo in segno di sovranitä romana per dove
si va nel primo recinto, dove e sotta una batteria da quatro pezzi (Verneda)]. Dieser
Adler mag ursprünglich auch zum Marcellinustor gehört haben. Das Tor am Agrippa-
postament erwähnt Spon nicht besonders, dagegen Verneda [(I) Altra porta che corris-
ponde nel recinto di mezzo, que contiene una batteria da 6 pezzi].

ü Hier bestimmt er richtig den Niketempel, der bald darauf abgerissen wurde,
und dessen Verschwinden dann unter den späteren Besuchern die grosse Konfusion in
seiner Wiederansetzung hervorrief.

ihm der herrliche Tempel Minerva gleich ins Gesicht kam, dass
er an das übrige nicht mehr gedachte. Ist demnach dieser
kleine Tempel derjenige, welchen Pausanias den Tempel der un-
geflügelten Victoriae, involucris victoriae, nennet, wie es Amasäus
mit einem neuen Wort übersetzet oder verdolmetschet hat. Er
ist neben der Mauer erbauet, wo sich Aegeus hinabstürtzete.

— — — (Folgt Erzählung.)

Dieser Tempel ist auf Ionische Art erbauet, mit kleinen aus-
wendig hohlen Seulen, und ist der Zierrath daran, von kleinen
nicht sehr tieff doch zimlich künstlich ausgehauenen Figuren,
deren eine sitzet, neun oder zehen aber hinter und vor ihr auf-
recht stehen. Er ist ohngefehr nur fünffzehen Werck-Schuhe breit,
woraus die Türeken anjetzo einen Ort zur Verwahrung des Pul-
vers gemacht.

Gleich gegen über, zur lincken Hand am Weeg sihet man
annoch ein schön Gebäude, welches etliche vor des Licurgi Zeug-
haus achten'. Vielleicht haben sie ihre Ursachen, und ich zwar
auch die meinigen, dass ich es nit glaube. Bin also der Meinung,
es sey ein Tempel, weil es einen vorderen Gibel hat, und wie
andere formiret ist; Ja man darff nur lesen, was Pausanias davon
meldet. Er spricht, jenseit der Propyleen, zur Linken habe es
einen Tempel, allwo des Polygnoti Gemähide oder Bildhauerwerck
sey; dann ich halte davor, man könne das Wort Oikima, welches
der Author brauchet, mit dem Wort Tempel verdolmetschen, wie er
solches an anderen Orten in diesem Verstand nimmt, welches auch
mit dem Lateinischen Wort Aedes übereinstimmt. Er meldet
gleich unmittelbar nach dem Gebäu Victoria ohne Flügel, so nur
mit einem Weg vom andern abgesondert wird. Er ist von aussen
nach Dorischer Art aufgerichtet, doch sind die inwendige Seulen,
worauf er ruhet, nach Ionischer Weise formiret, dann, weil er
nun so viel höher ist als die Dicke des Durchzuges austraget, damit
er dessen obere Decke trage, so ist die Proportion nach Ionischer
Art, welche eine höhere Seule, als die Dorische machet, viel be-
quemer darzu. Aber wo es nicht der alten Griechen Zeughaus war,
ist es doch der jetzigen Türken ihres worden, massen nur 20 Jahre
sind, dass er voll Schiess-Pulvers und Türkischer Waffen gewesen.

— — — (Folgt die Erzählung der Explosion.)

Das unterste des Gebäudes, welches aus stareken Mauern
von Marbel gewesen, konte ausdauren, doch wurden sie von oben
biss unten an, an etlichen Orten gespalten, dass man gar die Hand
konte durchstecken. Ein sehr starkes Thor wurd aus seiner Stelle
in etwas verruckt. Die Merckzeichen solchen Unglücks sind noch
zu sehen, und ist seit dem nichts wieder aufgebauet, uneracht der
jetzige Aga einige Gemächer gantz nahe darbey vor sein Frauen-

volck hat.-------------Der dem Tempel zur lincken Hand stehende

Thurm2 ist sehr hoch, allwo etliche davor halten, dass der Palladis
Seulenbild gewesen, welches man schon beym Vorgebürge Sunium,
eine Tagreise weit von Athen, sehen konte. Es ist kein alt Werck,
und darff man desswegen keiner andern Proben, als dass er auf
dem Fundament des lincken Theils des Tempels stehet, so nach
Ordnung der Bau-Kunst, dem zur rechten Hand gleich seyn soll,
auch sihet man abwerts den Rest des alten Bauwercks, welches
mit dem Obern nicht übereintrifft.

1 Dieses ist die Propyläenmittelhalle; er widerspricht allerdings der Bezeichnung
als Arsenal des Lycurgos, ohne jedoch das Richtige zu finden. Wheler dagegen, der
im Übrigen dasselbe sagt, geht schliesslich nur den Schritt weiter, indem er die Propyläen
in dem Bau richtig vermutet; er ist also nach langer Zeit sozusagen der Wiederentdecker
des Baues. [Die Notiz, die Cornelio Magni, der Begleiter des Marquis de Nointel,
welcher 1674 in Athen war, und sein Tagebuch herausgab (Relazione della citta d'Athene,
Parma 1688) „Procedendo alquanto scorgemmo un edificio magnifico da molti creduto
l'arsenale di Licurgo, ma da Pausania la parte interiore del detto Propyleo" könnte ja
auf Priorität der Beobachtung Anspruch machen, doch sind diese kritischen Bemerkungen
wahrscheinlich erst infolge der Lektüre von Spon und Wheler entstanden]. Die ionischen
Säulen müssen mit ihrem Gebälk noch gestanden haben, denn er bestimmt sie richtig. (Vgl.
die ziemlich richtigen Maassangaben bei Fanelli, libro IV, pag. 315 ff. über Säulenumfang
und Höhe, und die Beschreibung von Verneda.

3 Dieses ist der türkische Turm [(O) Torre altissima fatta tutta di marmo bianco
sopra le quäle vi era due piecoli pezzi (Verneda)]. Das Tor südlich von demselben er-
wähnt er nicht [(K) Porta superiore con la quäle s'entra in castello (Verneda)].
 
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