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Boissard, Jean Jacques
Topographia Urbis Romæ, Das ist: Eigentliche Beschreibung Der Stadt Rom, Sampt Allen Antiquitäten/ Pallästen/ Amphitheatris oder Schauplätzen/ Obeliscis, Pyramiden, Lustgärten, Bildern, Begräbnüssen, Oberschrifften und dergleichen: so in und umb der Stadt Rom gefunden, und in vier Tagen ordentlich beschauet und gesehen werden können — Franckfurt: Zu finden bey Matthäi Merians seel. Erben, 1700 [VD17 3:607021W]

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https://doi.org/10.11588/diglit.57357#0160
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Beschrcibungder StadtRom

donkamivr: Cs ist ein gemein Sag/ daß
Lonckanrinuz aussetzig gewesen/
und sich aufder Aertzten Rath und Gutach-
ten in Kinder-Blut baden sollen / darum
hab er diß köstlich Gebau zurichten lassen:
Nachdem ihn aber ein Engel hiervon ab-
gemahnet und befohlen / daß er sich im
Namen JEsu Christi des wahren GOt-
tes/ den seine Mutter lck-Iena verehrte/
solte mit der Tauffabwaschen lassen/ habe
er der Vermahnung gefolget/ und sich
tauffen lassen / in dem weissen Marmor-
steinen Sarck/ den man noch heutiges
Tags mitten in diesem Laülllco stehet. Es
ist aber ohn Zweiffel ein Fabul / denn wir
lesen in Historien/ daß er von einem Nico-
medischen Bischoff/ als er in kom-
men / sey getaufft worden: Es wäre ja ein
ungereumbt Ding / daß er ein so grosses
und köstliches Gebau zu diesem barbari-!
schen schändlichen Vorhaben hart sollen!
bauen lassen: Ich zwar halt dafür-/ es sey
vielmehr ein Bad des Lateranischen Pal-
laftsgewesen/ welches sich biß an berühr-
ten Ort erstrecket.
An diesem Bau zur rechten Hand stehest
-u8-iceU2 8s<7r2 (dieheiligeCapell) darin
findest du köstlichen Marmorstein / damit
die Wänd überzogen sind/ und Seulen/
welche aus dem Hierosolymischen Tempel
gen Rom geführt worden / auffder lincken
Hand stehen zwo Seulen / von gelbem
Marmorsteinischen ^ scbio : Wenn
man mir Kleidern oder Händen daran
reibt / geben sie einen lieblichen Geruch von
sich/ wie Violen oder Lilien : Man sagt
unterschiedliche Fabulwerck hievon : Als
daß die Königin aus Mohrenland solche
8alomoni verehrt hab/ und dergleichen la-

ben die Gesatz und Raths Abschied / welche
unter VclpaÜLno gemacht worden: Diese AUA,
wurden vor Zeiten samt vielen andern Din- fei
gen im Cspicolio verwahrt gehalten.
Unter diesen Tafeln bey der Sacristey-
Thür stehet mant-aurenciiVaUL Begrab-
nuß / der ein L-monic^ in vorgemelter
Kirch gewesen.
Vorm Chor stunden vier grosse ertzene
hohlgekahlter Seulen / mit Corinthischen
Deckeln.
Diese Seulen sind hohl / und wie der
gemein Mann sagt / mit geheiligter Er-
den / darinn Christus begraben g l gen,
ausgefüllet und nacher Rom geführet
worden.
Jetztgedeuter Seulen halben sind vicler-
leyWahn: Etliche wenden für / b^ü-rhab
sie aus fovis Tempel von Athen gen Rom
führen lassen : Andere sagen Kayser
hab sie aus den Schiffschnabeln / die
er in der Actiacischen Schlacht gefangen be-
kommen / schmieden / und in Tempel
^ov>8 zum Gedachtnuß schaffen lassen / her-
gegen sagen andere/ VcipLlmnus hab sie im
Tempel zu Jerusalem überkommen/ und
nachdem er die Jüden unter seine Gewalt
gebracht / beneben andern OraamemiL in
Icsliam führen lassen.
In dem Lateranischen Xcnoäncbio oder
Spital sicher man einen schönen steimrn
Wassertrog / daran 6. Bilder und 2. Kin-
derlein gar künstlich gehauen, klu. 145. In
der k.arcr3ncr L-jüüca, so noch gantz Und
alt / ist der grosse und weite Saal kocr, in
welchem die Pabste und Kirchen Rath von '
Cardinalen und Ertz-Bischoffen ihren
Lonlcls hatten/ wann sie hochwichtige
Sachen crgAjren wolten. Die drey hohe

cherlich Ding mehr.
Von dannen gehe in die Lateranische
Kirch/ darinn wirst du allenthalben zierliche
kunstreiche Marmorfteine Sarck zum
Begrabnussen und Tafeln finden / in wel-
chen der Pabsten Gebein begraben liegen:
Und zwar es sind nicht allein die Be-
grabnuß / sondern auch die Altar / aus
köstlichen Marmorsteinen/ mit solcher
kunstreichen und fleißigen Arbeit zugericht/
daß man an keinem Ort dergleichen finden
mag.
Oben im Chor auf der lincken Hand/
hangt an der Wand eine ertzene Tafel/
daran sind geschrieben mit alten Buchsta-

Marmorsteine Thor/ dadurch man in
Saal gehet/ sind aus dem Richrhauß zu
Jerusalem kommen.
Wann man durch die weite Spatzier-
gang Nach Oraciarum Capell geht/
da sihet man über den 8c2Ü8 sgnÄ<heiligen
Leitern) zweenCalkeclcr oderStühl von^^-k
weissem Marmorstein / so durchboret sind/ Am Mar-
darauf fassen etliche Jahr ( nachdem Frau mvr.
)o2nn2stchangenommemdaß sie einMann
ware/und dasPabstthum erlangt)die heilige
Pabst/ so sollen erwehlet werden / und griff
einer durch den Lackcäcr und tastet/ ob
er ein Manns-Person war: Wann ers
also befand / rieff er mit lauter Stimm:
Icüi-
 
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