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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0683

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1373

3. November. DEUTSCHE LITERATURZEITUNG 1917. Nr. 44/45.

1374

Dortmunder Quellen häufiger Erwähnung finden,
immer mehr Reichsleute im Rate erscheinen.

Es ist nun das Verdienst der Winterfeldschen
Studie, nachgewiesen zu haben, dafs es sich
hierbei um ein zufälliges Zusammentreffen in-
sofern handelt, als seit jener Zeit das Dort-
munder Reichsgut immer mehr von den rats-
fähigen Erbsassen erworben wurde, ohne doch
auf ihren ratsfähigen, patrizischen Stand irgend
einen Einflufs zu üben. Es ist das ja auch
selbstverständlich, denn der patrizische Stand,
die Befähigung zum Ratsstuhle in der Stadt,
regelt sich ebenso nach Landrecht, wie die
Schöffenbarkeit, die Befähigung zum Schöffen-
stuhle auf dem Lande: sie setzt ebenso hier
wie dort altfreie Geburt und echtes Eigen
voraus. Nach dieser letzten Richtung hin wird
hoffentlich Fräulein v. W. ihre Forschungen noch
erweitern und vertiefen, so dafs sie von der
Verneinung der Rübeischen Ansicht zu einer
Bejahung, d. h. einer scharfen Formulierung
er eigenen Ansicht über die Grundlage der
atsfähigkeit des Dortmunder Stadtadels kom-
men wird.

Münster i. W. F. Philippi.

H. Töndury [ord. Prof. f. Handelswiss. an der Univ.
Genf], Von der Handelswissenschaft zur
Privatwirtschaftslehre. Zürich, Greil Füssli,
1916. 44 S. 8°. Fr. 1.

Von H. Hoenigers Forderung einer besonderen
Privatwirtschaftswissenschaft als Grundlage für das
Privatrecht und ähnlichen Bedürfnissen der kaufmänni-
schen Praktiker ausgehend, denen die Handelshoch-
schulen entgegenzukommen suchten, will der Verf.
in einem gedrängten Überblick zeigen, wie sich
das alte Schulfach der Handelswissenschaften in
langer Arbeit in eine von wirklich wissenschaft-
lichem Geiste durchdrungene Disziplin umgewandelt
hat und sich als Privatwirtschaftslehre in das System
der Wirtschaftswissenschaften einordnet. Die kleine
Schrift wird das Interesse von Nationalökonomen und
Juristen finden.

Mathematik,Naturwissenschaftu.Medizin.

Referate.

Alfred Kötz, Über die astronomischen
Kenntnisse der Naturvölkei Australiens
und der Südsee. Leipziger Inaug.-Dissen.
Borna-Leipzig, Buchdruckerei Noske, 1911. XIV
u. 73 S. 8°.

Die Einschränkung der literarischen Produk-
tion durch den Krieg erlaubt, auch älteren
Arbeiten ihr Recht nachträglich angedeihen zu
lassen. Die vorliegende Untersuchung gehört
zu denen, die ich mit besonderem Bedauern in
der Flut der Dissertationen verschwinden sähe;
sie ist eine vorzügliche Leistung, und wenn
ich nach so vielen Jahren, ohne äufsere Ver-

pflichtung zur Besprechung, hier auf sie hin-
weise, so geschieht das vor allem deswegen,
weil ich dem lebhaften Wunsch Ausdruck geben
möchte, dafs der Verf. die mit ihr begonnene
Untersuchung fortsetzen und sie zu einer Dar-
stellung der Astronomie aller Naturvölker aus-
gestalten möge. Er hat recht, dafs das eine
Lebensarbeit ist; aber bei so umfassender
Durcharbeitung des Stoffes und in so klarer
und umsichtiger Behandlung, wie sie diese
Probe aufweist, wird der abschliefsenden Ge-
samtleistung sicherlich ihr Lohn nicht fehlen.

Wer mit der Geschichte der Astronomie der
Kulturvölker, die von Babylon und Griechen-
land bis zur Gegenwart eine grofse Einheit
bildet, einigermafsen vertraut ist, wird schon in
der hier vorliegenden Sammlung der astronomi-
schen Anschauungen bei den Naturvölkern
Australiens und der Südseeinseln auf Schritt
und Tritt die anziehendsten Parallelen finden.
Die Sonne als Feuer, als Wanderer, die Frage,
ob die am Morgen aufgehende Sonne eine neue
Sonne oder die des vorigen Tages ist, die ver-
schiedenen Auffassungen über ihren nächtlichen
Weg; ihr Verhältnis zum Monde, der als Kugel
oder Kahn oder als Felsen oder wie bei den
Pythagoreern al« ein grosses srhörveg Lqnd mit
Bäumen und Früchten aufgefafst wird; die
merkwürdige Meinung der Maori, der Mond sei
ein Schwärm von Sternen; die Vorstellungen
von den Ursachen der Sonnen- und Mond-
finsternisse; die Auffassung der Pleiaden als
Mädchen, von denen eine oder zwei geflohen
oder geraubt seien; der Gedanke, dafs sich die
Sternwesen gegenseitig verfolgen, dafs sie des
Nachts (oder vielmehr Tags über?) sich auf der
Erde bewegen (s. Plautus im Prolog zum
Rudens!); die Auffassung der Venus als Schwester,
also als ebenbürtig mit der Sonne, die Be-
zeichnung des Mars als Kriegsgott und als
Adler; Orion — vermutlich nur die Gürtelsterne

— als die drei Brüder (im Griechischen viel-
leicht die drei Chariten); Castor und Pollux als
Zwillinge, die den Stern Capella jagen; der
(rötliche) Arktur als Mutter des (roten) Antares,
die gewaltige Ausdehnung des Skorpionstern-
bildes, die Auffassung aller Sterne als Augen

— ich würde kein Ende finden, wenn ich zu
alledem die antiken Parallelen mitteilen wollte.
Ich möchte dem Verf. nicht den geringsten
Vorwurf daraus machen, dafs er von ihnen
keine Notiz genommen hat (es sei denn in der
leider falschen Bemerkung über Dithyrambos
als angeblichen griechischen Beinamen des
Sonnengottes); auch eine vollständige Verar-
beitung der Astronomie der Naturvölker ohne
 
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