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ein Ganzes bildet. Im Jahre 1915 ist der Maler und Bildhauer Maurice Baud nach langem
Leiden, doch im besten Mannesalter, gestorben, und ein Unstern hatte es gewollt, daß
der ungestüme, unstete, aber, nach vielen Aussagen zu urteilen, anregende Künstler einen
guten Teil seiner ewig von Krankheit bedrohten und auf die Dauer unheilbar angezehrten
Kräfte auf wenig lohnende Gegenstände, nachbildende, nur dann und wann auch schaffende
Graphik und teils kritische, teils utopistische Schriftstellerei verwendet und wohl auch
verschwendet hat. So ließ er seine Familie in engen Verhältnissen zurück, und die ge-
nannten Künstler ließen es sich angelegen sein, ihre Sympathien für den Geschiedenen
durch Schenkungen für seine Familie zu bekunden. Diese Stiftung soll jetzt den Kunst-
freunden gezeigt, und es soll ihnen so Gelegenheit geboten werden, das Ihre zu den
guten Absichten der Künstler-Geber hinzuzufügen. Der Kunstsalon seinerseits will es
sich angelegen sein lassen, den Ertrag möglichst fruchtbar seinem Zwecke zuzuleiten.
Von Rechts wegen müßten die Bilder und Zeichnungen Hodler's, die der Katalog
aufführt, unter seinen Zeitgenossen, der mittleren Gruppe also, aufgeführt werden. Doch
ragen einige davon an Bedeutung über die dort verzeichneten, meist schlichtem Werke
hinaus. Schon das kleine Frauenbildnis aus den 1880 er Jahren ist ein vollkommenes
Juwel. Gut ist auch das Bildnis der englischen Tänzerin. Aber ungewöhnlich an einer
Auktion ist gewiß das Auftreten eines richtigen Wandbildes von der Art des Turner-
banketts. In Hodlers Entwicklung eingestellt, muß man es mit dem „Gebet" (im Kanton
Bern, der zweiten Fassung dieses Themas) und mit dem Bilde „Vom Gewitter überrascht"
zusammenhalten. Zugleich weist es aber auf spätere Aufgaben hin: wie wächst Hodler
mehr und mehr ins Dramatische, Zentrale, in den warmen Lebensmittelpunkt, ins über
der Gelegenheit Stehen hinein, von diesem Redner und den seitlich ihm zugesellten
Turnern aus betrachtet. Wie ist es interessant, auch Teil um Teil die energische Arbeit
des Künstlers nachzuerleben, womit er die Stücke dem Ganzen anpaßt, sie vereinfacht,
sie eingliedert, auf manche Stärke verzichtend, die schon lange sein eigen war, wie der
neuerdings dem Zürcher Kunsthaus einverleibte, bedeutend ältere Männerkopf wieder so
glänzend zeigt: in der Anlage sind seinesgleichen manche am „Bankett", aber sie durften
keine Soli vortragen in der Gruppe, bei währender Rede und Aufmerksamkeit; ihre
ein Ganzes bildet. Im Jahre 1915 ist der Maler und Bildhauer Maurice Baud nach langem
Leiden, doch im besten Mannesalter, gestorben, und ein Unstern hatte es gewollt, daß
der ungestüme, unstete, aber, nach vielen Aussagen zu urteilen, anregende Künstler einen
guten Teil seiner ewig von Krankheit bedrohten und auf die Dauer unheilbar angezehrten
Kräfte auf wenig lohnende Gegenstände, nachbildende, nur dann und wann auch schaffende
Graphik und teils kritische, teils utopistische Schriftstellerei verwendet und wohl auch
verschwendet hat. So ließ er seine Familie in engen Verhältnissen zurück, und die ge-
nannten Künstler ließen es sich angelegen sein, ihre Sympathien für den Geschiedenen
durch Schenkungen für seine Familie zu bekunden. Diese Stiftung soll jetzt den Kunst-
freunden gezeigt, und es soll ihnen so Gelegenheit geboten werden, das Ihre zu den
guten Absichten der Künstler-Geber hinzuzufügen. Der Kunstsalon seinerseits will es
sich angelegen sein lassen, den Ertrag möglichst fruchtbar seinem Zwecke zuzuleiten.
Von Rechts wegen müßten die Bilder und Zeichnungen Hodler's, die der Katalog
aufführt, unter seinen Zeitgenossen, der mittleren Gruppe also, aufgeführt werden. Doch
ragen einige davon an Bedeutung über die dort verzeichneten, meist schlichtem Werke
hinaus. Schon das kleine Frauenbildnis aus den 1880 er Jahren ist ein vollkommenes
Juwel. Gut ist auch das Bildnis der englischen Tänzerin. Aber ungewöhnlich an einer
Auktion ist gewiß das Auftreten eines richtigen Wandbildes von der Art des Turner-
banketts. In Hodlers Entwicklung eingestellt, muß man es mit dem „Gebet" (im Kanton
Bern, der zweiten Fassung dieses Themas) und mit dem Bilde „Vom Gewitter überrascht"
zusammenhalten. Zugleich weist es aber auf spätere Aufgaben hin: wie wächst Hodler
mehr und mehr ins Dramatische, Zentrale, in den warmen Lebensmittelpunkt, ins über
der Gelegenheit Stehen hinein, von diesem Redner und den seitlich ihm zugesellten
Turnern aus betrachtet. Wie ist es interessant, auch Teil um Teil die energische Arbeit
des Künstlers nachzuerleben, womit er die Stücke dem Ganzen anpaßt, sie vereinfacht,
sie eingliedert, auf manche Stärke verzichtend, die schon lange sein eigen war, wie der
neuerdings dem Zürcher Kunsthaus einverleibte, bedeutend ältere Männerkopf wieder so
glänzend zeigt: in der Anlage sind seinesgleichen manche am „Bankett", aber sie durften
keine Soli vortragen in der Gruppe, bei währender Rede und Aufmerksamkeit; ihre