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Boner, Ulrich; Pfeiffer, Franz [Editor]
Dichtungen des deutschen Mittelalters (Band 4): Der Edelstein — Leipzig: Göschen, 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.52929#0179
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155
sö bist du swacr alsam der stein;
alle diu weit ist dir ze klein.
wenn aber du gevallcst nider,
sö kunt din kraft nicht me har wider;
25 als bald din houbet wirt bedacht
mit erde, sö zergät din macht,
da von soltu bedenken dich,
da; du bist, herre, toetlich,
und solt dich richten üf die vart,
30 diu nie an mensehen wendig wart.
Wenn der gewaltig nider valt,
so ist erlöschen sin gewalt.
wer recht gedenket an den töt,
der hüet sich vor der helle nöt.
35 nieman vröuw sich sincr jugent
noch sis gewaltes; hat er tugent,
der mag er sich ervröuwcn wol.
w'enn er von hinnan seheiden sol
(sö grö; wart nie dekein gew'ait,
40. noch kein richtuom sö manigvalt,
noch mag nieman sö wise wesen,
der vor dem töde möge genesen),
so beschicht im als dem stein beschach,
wenn er mit eschen wart bedacht:
45 sinr kraft wart er beroubel gar.
als wirt der keiser ouch vür wär
beroubet aller wirdekeit;
sin gewalt wirt klein, der e was breit,
dar an gedenken jung und alt,
50 wie gar zergät der weit gewalt,
wisheit, adel unde guot.
wer sol denn haben höhen muot,
und vroelich in der weite wesen,
sit vor dem töde niut mag genesen!
55 alle^ da; ie geboren wart,
da; kunt üf des tödes vart;
er si jung, alt, arm oder rieh,
si müe;en sterben alle gelich.
 
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