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Borchardt, Ludwig; Deutsche Orient-Gesellschaft [Hrsg.]
Ausgrabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft in Abusir: 1902 - 1904 (Band 1): Das Grabdenkmal des Königs Ne-User-Re' — Leipzig, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.36919#0153
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IV.

Bauausführung.
Werden zwei Bauten derselben Epoche, vielleicht gar desselben Meisters, hinter einander
auf ihre technische Ausführung untersucht, so wird selbstverständlich nur der erste wirklich
lehrreich sein, vorausgesetzt, daß sie beide die gleiche Untersuchungsmöglichkeit durch
einen ungefähr gleichen Grad der Zerstörung bieten. Die Technik macht in ruhigen Zeiten,
in denen keine neuen Konstruktionsprinzipien aufkommen, namentlich in dem konservativen
Ägypten, nicht so rapide Fortschritte, daß man dieselben in so kurz auf einander folgenden,
vielleicht gar gleichzeitigen Bauten, wie es das Sonnenheiligtum und das Grabdenkmal des
Ne-user-re' sind, nachweisen könnte. Wir werden also schon a priori annehmen dürfen, daß
wir für die Bauausführung eines großen Staatsbaues des alten Reiches hier nicht viel neues
zulernen werden, nachdem wir soeben in Abu Gurab* unter günstigeren Bedingungen diese Frage
hatten studieren dürfen. Dazu sind die Verhältnisse im Totentempel für solche Untersuchungen
noch wesentlich schwieriger, denn er ist ganz unvergleichlich viel besser erhalten als das
Re'heiligtum. Wir werden also meist nur Bestätigungen und neue Beispiele für das an Abu
Gurab Gelernte aulzuweisen haben. Nur für die Pyramidenkonstruktion und die Grabbauten
wird einiges Neue hinzutreten.
Um nicht in Wiederholungen zu verfallen, setze ich das in Abu Gurab Ermittelte als be-
kannt voraus und folge daher, des leichteren Vergleichens wegen, mit nur kleinen Abweichungen
dem bei Besprechung der Bauausführung jener Ruine einmal angenommenen Schema.
Baumaterialien. Ein neuer Baustoff oder eine neue Bezugsquelle sind beim Toten-
tempel zu den von Abu Gurab her schon bekannten nicht hinzugetreten. Nur die Ausdehnung
der Verwendung der einzelnen Steinarten scheint sich verschoben zu haben. Aber dies kann
auch nur scheinbar sein, da aus Abu Gurab viel mehr fortgeschleppt worden ist als von hier.
Die verbauten harten Steinarten sind: der rotbunte Assuangranit, der Basalt von Abu
Zabel und der feste rote Sandstein vom Gebel achmar; die weichen: Alabaster aus Ha't-nub,
unweit vom heutigen Hagg Qandil, weißer Kalkstein aus dem Mokattam und gelber bezw.
in den guten Schichten etwas bläulicher aus Abusir. Die harten Steinarten spielen eine größere
Rolle als im Re'heiligtum.
Der rotbunte Granit wird wegen seiner Farbe zu Wandverkleidung und Architektur
der Haupträume wegen seiner Festigkeit zu große Lasten tragenden Konstruktionsteilen

1) Siehe Re-heiligtum, I, Abschnitt IV.
2) So schon im Torbau zum Tempel der zweiten Pyramide bei Gise.
 
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