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Borchardt, Ludwig; Deutsche Orient-Gesellschaft [Hrsg.]
Ausgrabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft in Abusir: 1902 - 1904 (Band 1): Das Grabdenkmal des Königs Ne-User-Re' — Leipzig, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.36919#0175
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VI.

Geschichte der Grabung.
Arbeitsbetrieb. Über den Betrieb unserer deutschen Ausgrabungen in Ägypten, wie
er sich in nunmehr achtjähriger Praxis ausgebildet und, man kann wohl sagen, bewährt hat,
ist in dem entsprechenden Abschnitte meines Bandes des Re'heiligtums- gesprochen, auch
in einem der vorläufigen Berichte^ über die Grabung bei Abusir der Verlauf eines Grabungs-
tages geschildert worden. Diese Hinweise mögen dem genügen, der sich ein allgemeines
Bild von den äußeren Vorgängen in unserer Arbeit verschalten will. Hier will ich nur, um
nicht in Wiederholungen zu verfallen, das hervorheben, was unseren Betrieb von anderen
nach demselben Schema eingerichteten deutschen Arbeitsstätten unterschied.
Unsere Grabung war nämlich die ausgedehnteste und daher mit dem größten Apparat
arbeitende, die von deutscher Seite bisher in Ägypten durchgeluhrt worden ist; vielleicht könnte
man — wenn jemand auf diese Vergleichung Wert legen sollte — sie auch als die größte
seit den Marietteschen Zeiten der Frohnarbeit überhaupt durchgeführte Grabung bezeichnen.
Daß da der ganze Betrieb in anderem Stile geführt werden mußte, als es bei der kurz
vorhergehenden Grabung in Abu Gurab der Fall war, bei der meist nicht halb soviel
Arbeiter beschäftigt waren wie bei Abusir, ist selbstverständlich.
Die Arbeiterzahl betrug im ersten Jahre i. max. 326 Mann, allerdings wurde dieses Maximum
sehr lange gehalten, im zweiten stieg sie über 330, im dritten blieb sie trotz unserer Ver-
suche, sie noch zu vergrößern, auf dieser Höhe, da die umliegenden Dörfer, Abusir, Saqqara;,
Saujet Abu Musellim — selbst von dem entfernten Nimrus kamen einige — nicht mehr Arbeiter
hergeben konnten. Man hätte, ohne die Übersichtlichkeit und Beaufsichtigung zu verschlechtern,
gut noch mehr einstellen können. Das System, in Kolonnen unter oberägyptischen Vorarbeitern
und Antreibern arbeiten zu lassen, hat sich wegen der dabei erzielten leichten Übersichtlichkeit
des ganzen Betriebes bewährt. Unser erster Vorarbeiter Mohamed Achmed es Senussi,
der seinen Dienst nun schon acht Jahre versieht, hätte dabei auch noch eine größere Anzahl
von Leuten kommandieren können.
Die Löhne sind, trotz der enormen Preissteigerung, die in Ägypten auf allen Gebieten
eingetreten und vorläufig noch im Wachsen begriffen ist, bisher nicht in die Höhe gegangen,
auch haben sich Streikversuche, wie wir 1900 einen zu verzeichnen hatten, nicht wiederholt.
Unbotmäßigkeiten der Jungen gegen ihre Antreiber kann man dazu nicht zählen. Sie wurden
1) Re'heiligtum, I, S. 76 ff. 2) Mitt. d. D. O.-G. No. 14, S. 7.
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