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Borchardt, Ludwig; Deutsche Orient-Gesellschaft [Hrsg.]
Ausgrabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft in Abusir: 1902 - 1904 (Band 5): Das Grabdenkmal des Königs Nefer-Ir-Ke-Re — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30508#0073
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V.

Einzelfunde.
Alles aus unserer Grabung, was nicht mit dem Bau des Totentempels in direkte feste
Verbindung gebracht werden kann, soll im folgenden Abschnitt als „Einzelfund" besprochen
werden. Hierbei ist natürlich zu scheiden zwischen den Funden, die nachweislich oder wahr-
scheinlich aus der Zeit der Benutzung des Tempels stammen und denjenigen Stücken, die
später irgendwie auf das Areal unserer Grabung kamen und so mitgefunden wurden. Die
letztere Kategorie ist — mit Ausnahme der Grabfunde, denen ein besonderer Abschnitt ge-
widmet werden soll — wenig zahlreich und von geringer Bedeutung. Von der ersten, wich-
tigeren Gruppe sollen auch die in großen Mengen gefundenen besiegelten Tonverschlüsse,
die zu solchen Siegeln gebrauchten Zylinder, die Ostraka und die Papyri einer bereits von
Dr. Möller vorbereiteten besonderen Veröhentlichung Vorbehalten werden, da diese Dinge
mehr historische und philologische Bedeutung haben und daher später in dem vorliegenden
Bande, in dem mehr die archäologische und baugeschichtliche Seite unserer Arbeiten betont
ist, von den Interessenten kaum gesucht werden würden.
Die Scheingefaße. Bei Weitem die erste Stelle unter den Funden, die in die Zeit der
Benutzung des Tempels hinaulreichen, die also noch zu seiner inneren Einrichtung gehören,
nehmen die Scheingefäße ein, von denen so reichliches Material erhalten ist, daß es zur voll-
ständigen Rekonstruktion von vieren derselben (Blatt i, 3 u. 4) ausreichte. Schon bei der
ersten Versuchsgrabung kamen Bruchstücke von Fayencetäfelchen mit erhaben gepreßten
Hieroglyphen darauf zum Vorschein. Während der Grabung mehrten sich diese und wurden
zahlreicher, je weiter die Aufräumung in die Südwestecke des Tempels vordrang. Sie wurden
für Einlagen der Holzsäulen gehalten, bis endlich in den Schatzkammern (e, 2) zuerst ein, dann
mehrere Holzkerne gefunden wurden, an denen solche Einlagen noch hafteten. So wurde
es klar, daß diese Fayencehieroglyphen und Ornamente zum größten Teil jedenfalls zu Schein-
gefäßen gehörten, deren Form nach den Holzkernen und nach älteren Funden ^ leicht rekon-
struiert werden konnte. Es waren aus Holz gefertigte, mit prächtigem Fayencebelag verzierte
und vergoldete Gefäße, die bei den Totenfesten gedient haben müssen. Einer der nächsten
Nachfolger des vorzeitig verstorbenen Nefer-ir-kepre' dürfte sie in den Totentempel gestiftet
haben. Nefer-ir-kepre' selbst würde wohl dafür gesorgt haben, daß echte Gefäße aus Gold

t) z. B. Schäfer, Priestergräber, S. 7$, Abb. 128;
mit Ausguß de Morgan, Dahchour, I, S. $7, Fig. 226b.

mit Deckel Steindorff, Grabfunde des mittl. Reichs, I, Taf. 7;
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