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Borchardt, Ludwig
Die Entstehung des Generalkatalogs und seine Entwicklung in den Jahren 1897 - 1899 — Berlin, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.31987#0010
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Der damalige Directeur Général du Service des Antiquités, J. de Moegan, hatte
nâmlich gleicli bei Antritt seines Amtes den gigantischen Plan gefaßt, einen »Catalogue
des monuments et inscriptions de l’Egypte Antique« unter Mitwirkung von Gelehrten
aller Länder ins Leben zu rufen. In diesen » G eneralkata] og « gehôrten selbst-
verständlich auch die ihm unterstellten Museumsbestânde innerhalb Agyptens,
sogar die Sammlungen außerhalb Ägyptens umfaßte der Plan.

Für den Museumskatalog war nur erst ein kleiner Anfang sichtbar. Seit Anfang
Novernber 1896 war der damalige Conservateur adjoint Ahmed Kamal daran, unter
Benutzung des ViRETSchen Fiihrers ein Inventarverzeichnis auf Zetteln anzulegen.
Es lag also, namentlich da der Umzug der ganzen Bestânde aus Gise nach Kairo
in absehbarer Zeit erfolgen sollte, im Interesse des Museums, für diesen Teil des
großen Katalogunternehmens wenigstens zeitweilige Hilfe zu bekommen.

Daß diese Hilfskraft gerade ein Deutscher sein sollte, war, wie ich bald erfuhr,
de Morgan nicht durchaus erwünscht. Um so mehr bewunderte ich die Liebens-
würdigkeit, mit der er mir in den ersten Tagen des Dezember 1896 ankiindigte, ich
sei für ein halbes Jahr als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter fiir die Katalogisierung
eingestellt und möchte ihm angeben, welchen Teil der Bestânde ich mir vorzunehmen
gedâchte. Meine Bitte, mir die Statuen, mit denen ich mich im Museum gerade
zuletzt beschaftigt hatte, zur Katalogisierung anzuvertrauen, bewilligte de Morgan
sofort, und wir unterhielten uns nun iiber die Art des Vorgehens. Da ich durch mehr-
jährige Tätigkeit als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter im Berliner Museum wahrend der
Neuordnung dieser Sammlung eine vielleicht nur kleine Erfahrung im Inventarisieren,
Katalogisieren usw. mir erworben, auch mir über diese Organisationsfragen schon
früher manche Gedanken gemacht hatte, so konnte ich schnell meine Ansichten
iiber das Auszuführende entwickeln. Sie fanden Billigung bei de Morgan und
zeigen sich in der Anordnung der gedruckt vorliegenden Bânde des Catalogue Général
— mit wenig Ausnahmen in den nach 1899 bearbeiteten Bânden, bei denen das
Prinzip, nur Tatsächliches zu geben und jede Erôrterung beiseite zu lassen, nicht
durchgefiihrt worden ist.

De Morgans Bedenken, daß nun die von Aiimed Kamal begonnene Arbeit nochmals
und in anderer Weise gemacht werden müsse, konnte ich durch den Hinweis
beruhigen, daß Ahmed Kamals Arbeit auf Zetteln als Standkatalog benutzt werden
könne, die meine aber in festen Banden Inventar mit ausführlichen Beschreibungen
werden solle. Das Journal d'Entrée, das der Conservateur fiihre, müsse daneben
natiirlich bestehen bleiben.

Es war leicht, mit einem so klaren Kopfe wie de Morgan über die Organisations-
fragen ins reine zu kommen, und so konnte ich schon am Tage nach dieser Unter-
redung an meine Arbeit gehen, die dann schnell voranschritt.

Im Voranschreiten wurden mir aber mehr und mehr die schier uniiberwindlichen
Schwierigkeiten klar, die sich vor mir auftiirmten. Hatte ich bisher geglaubt, daß
im Museum in Kairo von jedem Stiick die Herkunft genau bekannt sei, so mußte
 
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