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Braun, Edmund Wilhelm
Ein Trierer Sacramentar vom Ende des X. Jahrhunderts: (Universitätsbibl. Freiburg i. B. MS. 360a) — Heidelberg, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.71629#0035
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25

Entwicklung die Reichenauer Werke, besonders der Egbertcodex und
die Wandgemälde von St. Georg von aussen hineintraten. Den Grund
dieser Beeinflussung können wir in späteren Werken nachweisen.
Selbstverständlich zweigten sich von dieser Centralschule verschiedene
Filialschulen ab, die Voege in Trier, Limburg a. d. H., Echternach,
Bremen1) lokalisierte. Verwandt ist die Schule von Minden 2), doch
ist letztere „kein unmittelbarer Seitenschössling der ausgedehnteren Cölner
Schule." „Es muss genügen festzustellen, dass die Mindener Schule
zu jener weitverzweigten Familie zu zählen ist, der eine ganze Reihe
deutscher Klöster dieser Zeit angehört haben 3)."
Auf Trier weist auf Grund des Kalendars das Sacramentar in
Paris4). In engstem Zusammenhänge mit der Trierer Filialschule stellt
die Echternacher Schule, für die Voege im Exkurs seines Hauptwerkes
Material zusammengetragen hat.
Für unsern Codex können wir in erster Linie den Einfluss einer
Kunstweise konstatieren, wie sie sich im Münchener Ms. Cim 58 und
im Aachener Ottonencodex documentiert, ferner finden sich Reminiscenzen
an Reichenauer Werken, welche durch die Annahme, dass der Codex
unter Egbert oder nach seinem Tode in den letzten Jahren des endenden
Jahrtausends geschrieben wurde, selbstverständlich sind. Das Echternach-
Evangeliar, das auf demselben Boden entstanden ist, sowie andere Werke
Trierer Kunst weisen verwandte Züge und technische Übereinstimmungen
auf. Man kann wohl mit Sicherheit annehmen, dass die für Trier
bestimmte Hs. auch da geschrieben und gemalt worden ist. Voege')
bezweifelt allerdings, dass ein textlich nach Trier weisender Codex auch
notwendigerweise auch da geschrieben sein müsse. Aber in unserem
Falle darf man doch mit Recht Trier als das Lokal des scriptorium
bezeichnen. Seiner Schrift und Malweise nach fällt der Codex in die
Zeit des Erzbischofs Egbert (977—93) [Kraus6) setzt ihn als spät-
karolingisch an, von Oechelhäuser 7) bezeichnet ihn als saec. X/XI].
Egbert war ein grosser Freund und Liebhaber kostbarer Handschriften8).

9 Voege S. 177 ff.

2) Voege Repert. f. Kunstwiss. XVI. S. 198 ff.

3) Voege a. a. O. S. 213.

4) Veege, Malerschule S. 143, 178,

' 5) a. a. 0. S. 178.

6) Repertor. f. Kunstwiss. X. 1887. S. 185/6.

7) a. a. 0. S. 25 Anm. 2.

8) Lamprecht, Bonner Jahrb. LXX. S. 57. Kraus, Codex Egberti,
Einleitung, woselbst auch weitere Litteraturangaben.
 
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