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Braun, Edmund Wilhelm
Ein Trierer Sacramentar vom Ende des X. Jahrhunderts: (Universitätsbibl. Freiburg i. B. MS. 360a) — Heidelberg, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.71629#0051
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sehr gut zur Geltung kommen. Die charakteristischen Punktgruppen
sind weiss. Ornament 2 ist ebenfass rot mit weissen Strichen gehöht
auf den Purpurgrund aufgesetzt. Es handelt sich um das alte Motiv
der symmetrischen Anordnung von 4 gleichen Teilen um einen fixierten
oder angenommenen Mittelpunkt. Bei 1 ist der Mittelpunkt durch die
zu einer Gruppe vereinten 4 Punkte bestimmt, bei 2 markiert sich
derselbe schon durch das Zusammenlaufen der 4 Spitzen. Der Adacodex
zeigt (Tafel 4, 16) solche Kombinationen, ebenso die Hs. 7 der Trierer
Stadtbibliothek '); diese zeigen auf ein Ornament der Goldschmiedekunst
als Vorbild hin. Und in der That finden sich auf der Schmalseite des
Andreasschreines ähnliche Kombinationen und die Langseite desselben
Reliquiars weist, wie auch aus'm Weerth 2) und Beissel3) bemerken, eine
Verzierungsart auf, die darin besteht, dass um eine Perle als Mittel-
punkt sich vier rotemaillierte Blätter zu einer Art von Blume legen,
ebenso wie auf dem Deckel des Echternacher Codex. Die Goldschmiede-
technik nahm also dies alte schon im Adacodex4) auftretende Motiv
wieder stärker zur Verwendung auf und wirkte dadurch auf die Malerei
anregend. Die Miniaturen des Echternacher Codex weisen ebenfalls solche
Motive auf. Das dem Echternachcodex sehr nahestehende Pariser Evan-
geliar (Bibl. nat. Cod. lat. 88 S. 1. suppl. lat. 667) hat auf Bl. 2b
ein viereckiges Medaillon mit weissem Stern auf Gold5).
fol 14b. Bereits oben wurde darauf hingewiesen, dass für die
künstlerische Ausschmückung der Sacramentarien zwei Stellen besonders
in Betracht kommen. Bei der sogenannten Praefatio6) hat sich nach
dem litterarischen Zeugnisse des sogenannten Mitralis des Bischofs Sic-
cardus von Cremona eine gewisse typische und monogrammatische Ligatur
der Anfangsbuchstaben V' und D (Vere Dignum) gebildet, die wir in

9 Lamprecht, Initialornam. T. 18, d. S. 29, No. 56. Sie stammt aus
der 2. H. d. 10. Jahrh.

2) Denkm. I, 3. S. 81.

3) Stimmen a. M.-L. a. a. 0. S. 485.

4) Die Hs. 147. 2. II. d. 9. Jahrh. in Köln (Lampr., Initialor. S. 27.
No. 16. Tafel 7, 9) ist vielleicht auch in Trier entstanden, denn nicht bloss
in dem oben erwähnten Verzierungsprinzip, sondern auch in den Bandverschling-
ungen weist sie auf den Adacodex hin; besonders ähnlich ist das über-
hängende knollige Zusammentreffen zweier Bänder (vgl. Initialorn.
Taf. 6).

5) siehe unten,

6) Vere dignum et iustum est, aequum et salutare etc.
 
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