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grossen Silbernimbus umgeben und er schaut, der Richtung des Ober-
körpers folgend, empor zum Buchstaben.
Der Rahmen des Nimbus trägt in der dem Codex eigenen Weise
(schwarze) Punkte; er ist nach aussen rotbraun, nach innen weiss kon-
touriert. Der Engel trägt ein grünes Unterkleid, darüber einen Lila-
mantel. Derselbe fällt über die linke Schulter nach vorne in schwer-
fälligem Bausche, ebenso fällt er hinten herab. Die zum Teile sichtbare
Rückseite ist rot1). Der Mantel legt sieh dann von den Hüften abwärts
um Leib und Kniee. Das linke Kniee lässt das grüne Untergewand
unter dem Mantel hervortreten; die Kniescheibe markiert sich durch
zwei dunklere halbkreisförmige und gleichlaufende Striche. Die Gewand-
teile werden von rotbraunem Kontour umzogen, die Einzeichnung der
Falten ist ziemlich verständig mit weisser und dunklerer Lokalfarbe
geschehen. Der linke Ärmel zeigt die kreisförmig vereinten weissen
Punkte. Die Arme vom Ellbogen abwärts sind nackt.
Der Engel trägt grosse zweifarbige Flügel. Der obere Teil der-
selben ist ziegelrot mit zinnober und rotbraunen Einzeichnungen. Der
untere blaue Teil zeigt schwarze Strichelung und weisse Aufzeichnung
des Gefieders; der Versuch einer naturalistischen, allerdings stilisiert
anmutenden, Zeichnung und Modellierung. Auch hier zeigt die Figur
die langen Hände und Finger.
Es ist klar, dass der Engel zu dem langhaarigen Typus gehört,
wie ihn die Cölner Schule2) bei den Ganzfiguren ausgebildet hat. Er
entspricht auch dem von Voege3) für die Hauptschule fixierten antiken
Schema, nämlich langes helles Untergewand mit langen weissen Ärmeln,
so dass die nackten Unterarme hervortreten, darüber der lange Mantel,
dessen eines Ende über den linken Arm in der gewöhnlichen Weise
geschlagen ist.
Die Sitte, eine Figur (Engel) als Träger eines Buchstabens zu
verwenden (vielleicht eine dunkle Reminiscenz an die antiken Karya-
tiden?) finden wir auch im Echternacher Codex (Initialornarm. Tafel
24, 26. Janitschek Malerei S. 66; Engel mit Buch Bonner Jahrb.
LXX S. 50.).
Der Engel, den Yoege4) abbildet, zeigt, um nur ein Beispiel
heranzuziehen, eine grosse Ähnlichkeit mit unserem Engel.
9 Vgl. oben S. 39, Anm. 3.
2) a. a. 0. Voege S. 306.
3) a. a. 0. S. 315.
4) a. a. 0. S. 206.
grossen Silbernimbus umgeben und er schaut, der Richtung des Ober-
körpers folgend, empor zum Buchstaben.
Der Rahmen des Nimbus trägt in der dem Codex eigenen Weise
(schwarze) Punkte; er ist nach aussen rotbraun, nach innen weiss kon-
touriert. Der Engel trägt ein grünes Unterkleid, darüber einen Lila-
mantel. Derselbe fällt über die linke Schulter nach vorne in schwer-
fälligem Bausche, ebenso fällt er hinten herab. Die zum Teile sichtbare
Rückseite ist rot1). Der Mantel legt sieh dann von den Hüften abwärts
um Leib und Kniee. Das linke Kniee lässt das grüne Untergewand
unter dem Mantel hervortreten; die Kniescheibe markiert sich durch
zwei dunklere halbkreisförmige und gleichlaufende Striche. Die Gewand-
teile werden von rotbraunem Kontour umzogen, die Einzeichnung der
Falten ist ziemlich verständig mit weisser und dunklerer Lokalfarbe
geschehen. Der linke Ärmel zeigt die kreisförmig vereinten weissen
Punkte. Die Arme vom Ellbogen abwärts sind nackt.
Der Engel trägt grosse zweifarbige Flügel. Der obere Teil der-
selben ist ziegelrot mit zinnober und rotbraunen Einzeichnungen. Der
untere blaue Teil zeigt schwarze Strichelung und weisse Aufzeichnung
des Gefieders; der Versuch einer naturalistischen, allerdings stilisiert
anmutenden, Zeichnung und Modellierung. Auch hier zeigt die Figur
die langen Hände und Finger.
Es ist klar, dass der Engel zu dem langhaarigen Typus gehört,
wie ihn die Cölner Schule2) bei den Ganzfiguren ausgebildet hat. Er
entspricht auch dem von Voege3) für die Hauptschule fixierten antiken
Schema, nämlich langes helles Untergewand mit langen weissen Ärmeln,
so dass die nackten Unterarme hervortreten, darüber der lange Mantel,
dessen eines Ende über den linken Arm in der gewöhnlichen Weise
geschlagen ist.
Die Sitte, eine Figur (Engel) als Träger eines Buchstabens zu
verwenden (vielleicht eine dunkle Reminiscenz an die antiken Karya-
tiden?) finden wir auch im Echternacher Codex (Initialornarm. Tafel
24, 26. Janitschek Malerei S. 66; Engel mit Buch Bonner Jahrb.
LXX S. 50.).
Der Engel, den Yoege4) abbildet, zeigt, um nur ein Beispiel
heranzuziehen, eine grosse Ähnlichkeit mit unserem Engel.
9 Vgl. oben S. 39, Anm. 3.
2) a. a. 0. Voege S. 306.
3) a. a. 0. S. 315.
4) a. a. 0. S. 206.