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Drilles Kapitel. Die liturgischen Farben. c-j

Volke am besten erklärte, um es in die Bedeutung derselben und ihre
Verwendung bei den einzelnen Festen faßlich einzuführen.

An den Festen der Bekenner und Jungfrauen sinnbildet nach Inno-
zenz Weiß Unversehrtheit und Unschuld- Kr gründet sich dabei auf die
Schriftworte: Nam candidi facti sunt nazaraei eius (d. i. die Bekenner)',
und: Ambulabunt semper cum eo in albis. Virgines enim sunt et sequuntur
agnitm quocumque ierit*. Sinnbild der Reinheit von allem Makel ist
desgleichen Weiß an den Festen der heiligen Engel, am Fest der Ge-
burtjohannes' des Täufers und namentlich am Fest der Geburt des Herrn.
Am Fest der Erscheinung ist die weiße Farbe dagegen für Innozenz
eine Erinnerung an den strahlenden Stern, welcher die Weisen zur Krippe
führte, während er im Weiß am Lichtmeßtage zugleich Maria Reinheit
und Christus als das Licht zur Erleuchtung der Heiden und zur Ver-
herrlichung des Volkes Israel symbolisiert sieht. Daß Weiß am Grün-
donnerstage gebraucht wird, geschieht, wie er sagt, sowohl mit Rück-
sicht auf die Segnung des Chrisams, das ja zum Zweck der Reinigung
und Heiligung der Seele geweiht werde, als auch mit Rücksicht
auf die Fußwaschung, von der das Evangelium des Tages handele
und die die Reinheit der Seele zu pflegen empfehle. Ostern erinnern
uns die weißen Paramente an die Freudenboten der Auferstehung,
die Engel in weißen Gewändern, die den Frauen die frohe Kunde
brachten, daß der LIerr erstanden sei; am Himmelfahrtstage an die weiße
Wolke, in der der Heiland auffuhr, und zugleich an die beiden Engel
in weißem Gewände, welche die auf dem Olbcrg Versammelten über die
Auffahrt des Erlösers trösteten; am Kirchweihfest sagen sie uns, daß die
Kirche die makellose Braut Christi ist; am AUerheiligenfeste gemahnen
sie an die Glorie und Seligkeit der Auserwählten, die der hl. Johannes
in der Offenbarung vor dem Throne des Lammes stehen sah in weißen
Gewändern, Palmen in den Händen.

Rot versinnbildet nach Innozenz an den Festen der Apostel und
Märtyrer, daß diese für den Heiland ihr Blut vergossen. An das Blut,
das Christus am Kreuze für uns hingegeben, will die rote Farbe der
Paramente an den Festen Kreuzerfmdung und Kreuzerhöhimg erinnern,
Pfingsten aber ist das Rot der Paramente Symbol der Feuerzungen, in
Gestalt deren der Heilige Geist sich auf die Apostel herabließ. Am
Festtag einer heiligen Jungfrau, die zugleich Märtyrin ist, symbolisiert
Innozenz zufolge Rot die vollkommene Liebe, welche dieselbe für Christus
in den Tod gehen hieß und an Wert und Würde höher stehe als die
Jungfräulichkeit.

Der Grund für den Gebrauch der schwarzen Farbe im Advent und
zwischen Septuagesima und Ostern ist nach Innozenz, daß sie der Aus-
druck der Buße, Sühne und Trauer ist, die jenen Zeiten eigen sind. Auch

1 Klgl 4, 7. ' Offb 3, 4; 14, 4-
 
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