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Dritter Abschnitt. Die Paramente des Altars, der hl. Gefäße U. der Kirche.

Saum entlang mit einer Weißstickerei zu schmücken oder mit einem
Spitzchen zu besetzen.

Das Korporale, welches man in der Messe oder bei Austeilung der
heiligen Kommunion gebraucht, sollte stets 45-—50 cm im Geviert messen,
wenn nicht besondere Umstände andere Maße erheischen; dasjenige,
welches im Tabernakel oder bei Aussetzung des Allerheiligsten benutzt
wird, mag man zweckmäßigerweise den Raumverhältnissen des Taber-
nakels bzw. der Expositionsnische anpassen.

Das Korporale wird gefaltet aufbewahrt. Das Zusammenfalten
erfolgt in der Weise, daß man es zuerst der Tiefe nach zu drei gleichen
Teilen zusammenschlägt und dann in gleicher Weise der Breite nach.
Anseinandergespreitet zeigt das Korporale infolgedessen neun quadratische
Felder.

2. Geschichtliches. Das Korporale ist unzweifelhaft das älteste
aller Paramente. Wenn je ein Parament durch die dem Heiligsten
schuldige Ehrfurcht geboten war, dann ist das sicher das Korporale.
Altartücher dürfte man anfangs unter dem Korporale nicht gebraucht
haben. Man kannte, wie es scheint, in dem ersten Jahrhundert nur eine
Palla, die zugleich Altartuch und Korporale war, die sindon Isidors von
Pelusium (ca 431). Die Einführung eines zweiten und dritten Altartuchs
führten dann dazu, daß man dem obersten, auf welchem unmittelbar die
heiligen Geheimnisse ruhten, den auszeichnenden Namen palla corpo-
ralis oder kurzweg corporate gab.

Der Stoff, aus dem das Korporale sowohl dem kirchlichen Brauch
wie zahlreichen ausdrücklichen Verordnungen gemäß zu aüer Zeit an-
gefertigt werden mußte, war Leinwand. Darin waren Orient und Okzident,
Rom und die übrige abendländische Kirche völlig eins. In Leinwand ein-
gehüllt war ja der Leichnam des Herrn ins Grab gelegt worden, ein Linnen-
tuch sollte es daher auch sein, in das er gleichsam auf dem Altar gebettet
und bestattet wurde. Das ist die Auffassung Isidors von Pelusium, das der
Gedanke des angeblichen Dekrets Silvesters L, welches jedenfalls die rö-
mische Praxis und Anschauung des beginnenden 6. Jahrhunderts wiedergibt,
das die Idee der alten gallikanischen Meßerklärung. Das Meßopfer, heißt es
in dem Dekret Silvesters I., dürfe weder auf einem seidenen noch einem ge-
färbten Tuch, sondern nur auf Linnen, dem Erzeugnis des Erdbodens, dar-
gebracht werden, wie ja auch der Leib des Herrn in ein reines Linnentuch
gehüllt begraben wurde; die gallikanische Meßerklärung aber sagt: «Die
Korporalpalla, aufweiche die Opfergaben gelegt werden, ist von purer Lein-
wand, weil auch Christus in reines Linnen eingewickelt bestattet wurde.»
Im 9. und 10. Jahrhundert belehren uns Hrabanus, Amalarius, Pseudo-
Alkuin, Riculf von Soissons, Regino von Prüm u. a., daß das Korporale
aus Leinwand gemacht werde. Für das 11.—13. Jahrhundert liefern den
Beweis die Schriften der damaligen Liturgiker, für das ausgehende Mittel-
alter die Statuten zahlreicher Diüzesansynoden. Ausnahmen sind freilich
 
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