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Braun, Joseph
Praktische Paramentenkunde — Freiburg i. Br., 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2048#0017
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ERSTER TEIL.

DIE PAEAMENTE.

VORBEMERKUNG.

Unter Paramenten versteht man, wenn das Wort
in seiner weitesten Bedeutung genommen wird,
alle im Gotteshause gebräuchlichen und den Zwecken
des Gottesdienstes irgendwie dienenden stofflichen Aus-
stattungsgegenstände. Zu den Paramenten in diesem
Sinne gehören also z. B. auch Wandbehänge, Kanzel-
und Betpultdecken, Kissen und Teppiche.

In engerer Bedeutung bezeichnet das Wort „Para-
mente" jene stofflichen Gegenstände, die bei der Feier
des heiligen Opfers, der Abhaltung der öffentlichen
Andachten und der Vornahme sonstiger religiöser Ver-
richtungen, als da sind Prozessionen, Spendung der
Sakramente, Segnungen und ähnliches, nach den An-
ordnungen der Kirche zur Verwendung kommen. Sie
bilden die Ausrüstung teils der amtierenden Personen,
teils des Altars samt seines Zubehörs, des Tabernakels,
der Kommunionbank und des Kredenztisches, teils end-
lich der heiligen Geräte und Gefäße.

2. Die Paramente lassen sich nach ihrer Bestimmung
in drei Klassen einteilen. Die erste Klasse umfaßt
die liturgischen Gewänder des Priesters, des Bischofs,
der Leviten (Diakonen und Subdiakonen) und der
niedern Geistlichen bzw. der Meßdiener, welche die
Stelle der niedern Geistlichen vertreten.

Die priesterliche Gewandung besteht bei der
Messe aus dem Schultertuch (auch Humerale und
Amikt genannt), der Albe, dem Gürtel (Cingulum), dem
Manipel, der Stola und der Kasel. Bei andern Amts-
handlungen trägt der Priester je nachdem entweder
bloß die Stola, oder Stola und Superpelliceum (Chor-
rock, Chorhemd) oder endlich Stola, Superpelliceum und
Pluviale (Chormantel, Rauchmantel, Chorkappe). Ferner
muß zur Ausrüstung des Priesters das Segens- oder
Schultervelum gerechnet werden.

Dem Bischof kommen außer der priesterlichen
Kleidung als fernere Ornatstücke zu: die Tuniceila, die
Dalmatik, die Mitra, die liturgischen Handschuhe und
eine aus besondern Strümpfen und Schuhen bestehende
Fußbekleidung. Sie finden indessen mit Ausnahme der
Mitra nur beim feierlichen Pontifikalamt Verwendung.

Die liturgische Meßgewandung des Subdiakons
setzt sich aus Schultertuch, Albe, Cingulum, Manipel und
Tuniceila, die des Diakons aus Schultertuch, Albe,

Cingulum, Manipel, Stola und Dalmatik zusammen.
Außer der Messe tragen die Subdiakone bei liturgi-
schen Funktionen gewöhnlich nur das Superpelliceum,
die Diakone das Superpelliceum und die Stola.

Die niedern Geistlichen bedienen sich beim
Gottesdienst bloß des Superpelliceums.

Die zweite Klasse besteht aus den stofflichen
Ausrüstungsgegenständen des A11 a r s, der h e i 1 i g e n
Geräte und Gefäße. Zu ihr gehören die Altar-
tücher, das Antependium, der Vorhang des Taber-
nakels (das sog. Conopeum), die innere Auskleidung
des Tabernakels und das Expositionsfälmchen, wo solche
Verwendung finden, Behänge in der Nische, die zur
Aussetzung des hochwürdigsten Gutes dient, das Kom-
muniontuch, die Altardecke, das Kelchvelum, die Bursa,
das Korporale, das Kelchtüchlein, das Ciboriumvelum,
die Krankenbursa, das Säckchen für das ölgefäß, das
Lavabotüchlein, das Handtuch, sowie die Missalpult-
und Lesepultdecken.

Zur dritten Klasse von Paramenten zählen die
Kirchenfahnen, der Baldachin und die Paramente im
weiteren Sinne, d. i. die stofflichen Ausstattungs- und
Ausschmückungsgegenstände der Kirche und deren
Mobiliars, der Kanzelbehang, die Betschemeldecken,
Teppiche, Wandbehänge und Kissen.

3. Zur Anfertigung der Paramente ist nicht bloß
Kenntnis der einzelnen Paramente, sondern auch der
Paramentenstoffe, der bei Paramenten zur Ver-
wendung kommenden Ausstattungs mittel, der
für die Verzierung der Paramente maßgeben-
den allgemeinen Gesichtspunkte und Regeln
und des kirchlichen Farbenkanons erforderlich.
Sehr viele Fehlgriffe bei Herstellung der Paramente
haben ihren Grund in dem Umstände, daß man über
diese Punkte nicht genügend unterrichtet ist.

4. Es soll demnach im Kachfolgenden zunächst das
Notwendigste über die Paramentenstoffe, die Ausstat-
tung der Paramente im allgemeinen und die Farbe der
Paramente gesagt werden. Dann wird eine Besprechung
der einzelnen Paramente gemäß der vorhin gegebenen
Einteilung folgen. Den Schluß werden zweckmäßiger-
weise einige praktische Winke über die Aufbewahrung
und Restaurierung der Paramente bilden.

Braun, Praktische Pannen tu) knnde. i Aull
 
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