Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Braun, Joseph
Praktische Paramentenkunde — Freiburg i. Br., 1924

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2048#0079
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Viortoa Kapitel: Die irinchon SpitzonV

59

;a) In: bloßer Konturenstickeroi, indem man
sich damit begnügt, außer den Umrissen nur die nötigen
Innenlinien, wie Adern, Staubfaden, Ringe, Schatten-
striche u..dgl., dem Tüll einzusticken. Die Umrisse
müssen sehr kräftig, jedenfalls aber stärker als die
Innenlinien sein, weil das Muster sonst zu wenig
vom Grund hervortreten und zu matt und eintönig
wirken würde.

b) In Aussparstickerei, indem man nach Kon-
turierung der Zeichnung zur deutlicheren Hervor-
hebung derselben den freien Grund mit Füllstichen
ausfüllt. Die einfachste Weise ist, daß man ihn in
wagerechter oder schräger Richtung oder im
Zickzack mit Fäden durchzieht. Sehr dicht wird
der Tüllgrund, wenn man zugleich wagerecht und
schräg oder zugleich schräg nach links und rechts
Fäden einzieht. Wenn man Zickzacklinien zur Aus-
füllung des Grundes anwendet, so müssen dieselben
zum wenigsten drei Maschenreihen umfassen. Man
darf also den Arbeitsfaden nicht schon in der'zweiten,
sondern erst in der dritten oder vierten Maschenreihe
von neuem in den Tüll eintreten bzw. aus ihm hervor-
kommen lassen. Die Zickzacklinien können sich ent-
weder ineinanderschieben oder mit den Ausgangs- und
Endpunkten aneinanderstoßen. Sehr wirksam ist eine
Verbindung des Zickzacks mit einer Reihe aufeinander-
folgender Dreiecke (Bild 29). Um den Tüllgrund
besser abzudecken und der Arbeit ein schöneres, eben-
mäßigeres Aussehen zu verleihen, empfiehlt es sich,
beim Durchziehen des Fadens statt einfacher Stiche
Doppelstiche zu machen.

c) In Vollstickerei, indem man den Tüllgrund
frei läßt, das Muster aber entweder im Plattstich,
Küperstich dicht ausfüllt oder horizontal, schräg, im
Zickzack usw. mit Füllfäden durchstopft.

Hierbei markiert man die Innenlinien des Musters
am wirksamsten dadurch, daß man an den betreffen-
den Stellen den durchsichtigen Tüllgrund zum Vor-
schein kommen, also unbestickt läßt.

Auf dem Grund zwischen dem Muster bringt
man nur da, wo die Brechung und Belebung größerer,
eintönig wirkender Flächen solches erheischt, ver-
einzelte kleine Ornamente, sog. Streumuster, wie
Ringe oder Sterne, an. Im übrigen bleibt er ohne
Füllung.

d) In Applikationsarboit,"indem man Blätter,
Blumen und sonstige größere Teile des'Musters durch
Aufnähen feinen Battistes herstellt. Es geschieht in
folgender Weise (s. Bild 5 auf Tafel H). Man paust
auf den Battist das Muster auf, heftet ihn dann mit
langen Stichen auf den Tüllgrund fest, zieht durch Bat-
tist und Tüll hindurch mit einfachen oder doppelten Vor-
stichen die Umrisse des Musters nach, umstickt diese
Vorstiche dicht mit Schlingstichen, schneidet vorsichtig
um die Schlingsticheinfassung allen Überflüssigen Bat-
tist ab und stickt zum Schluß die notwendigen Innen-
linien (Adern, Rippen usw.) ein. Feinere Partien des
Musters, wie zarte Ranken, Knospen, Beeren und ähn-
liches, werden in gewöhnlicher Vollstickerei gearbeitet.

Es ist ratsam, sich zu Spitzen, die in Voll- und
Applikationsstickerei ausgeführt werden- sollen, des
Stickrahmens zu bedienen, da sie so ungleich exakter
werden, als wenn man sie aus freier Hand herstellt.
• In welcher Weise man im einzelnen Fall eine Tüll-
stickerei am besten ausführt, ob.mittels, bloßer Umriß-
stickerei, mittels Ausfüllung des Tüllgrundes, mittels
Ausfüllung des Musters oder in Applikationsmanier,
hängt, abgesehen von der Geschicklichkeit der Stickerin,
vornehmlich von der Art der Vorlage ab. . Bei der
einen wird es vorzüglicher .wirken, wenn man das
Muster gleichsam aus dem Grunde ausspart, bei einer
andern empfiehlt es sich mehr, / sie; in Weise einer
Umriß- oder Vollstickerei zu arbeiten.'

Damit die Spitzen am Rand nicht einreißen und zu-
gleich einen gefälligeren Abschluß bekommen, versieht
man sie daselbst, gleichviel^.ob sie. geradlinig, in
Bogen oder in Zacken enden sollen, mit einer Ein-
fassung. Man durchzieht zu dem Ende den Tüll,
während er sich noch auf dem Stickrahmen befindet,
in der Form des Saumes, den man. der Spitze geben
will, mit zwei oder, weil so die Umsäumung an Breite
und Solidität gewinnt, besser mit drei Fäden und
übernäht dann diese doppelte bzw. dreifache. Faden-
reihe dicht mit Schlingstichen.' ; Um ' die Einfassung
mit feinen Zäckchen zu verzieren, braucht. man nur
nach jedem einzelnen, jedem zweiten oder jedem
dritten Stich ein, Schlingenzäckchen . anzubringen
(Bild 31 b, S. 61). Der überschüssige Teil des Tülls
wird erst weggeschnitten, wenn man die Einsäumung
fertiggestellt und die Spitze vom Rahmen genommen hat,

' " ' ■ ' VIERTES KAPITEL. • •

!;.'' ;' die.huschen spitzen..

1. Begriff and Arbeitsmaterial. „Irische Spitzen" nennt
man aus Litzen oder Bändchen, die ein bestimmtes
Muster bilden und durch verbindende Stäbchen zu-
sammengehalten werden, bestehende Spitzen. Sie heißen
nach den Litzen, aus denen sie gemacht, auch „Litzen-
spitzen" (Point-lace-Spitzen),

•j;iü:tni[;;/pi:Jico iV.tfJiqö :htm <)■»:.-:
Die irischen Spitzen'sind;heute sehrrbeliebt,'da sie
sich bei gutem Muster unstreitig recht hübsch machen
und zudem ohne besondere Schwierigkeiten; herzu-
stellen sind. Sie kommen auch' zur Ausstattung der
Paramento nicht selten zur Verwendung. In der Tat
dürfen sie als recht brauchbar zur Verzierung derselben
 
Annotationen