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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 1): Arten, Bestandteile, Altargrab, Weihe, Symbolik — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2141#0386
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368 Zweiter Abschnitt. Das altare flxum

FÜNFTES KAPITEL

DIE ZAHL DER ALTÄRE

I. DIE ZAHL DER ALTÄRE BIS ZUM SPÄTEREN MITTELALTER
Wie in vorkonstantinischer Zeit, so gab es auch in der nachkonstantini-
schen in den Bauten, welche zur Feier der Liturgie dienten, nach wie vor
zunächst nur einen Altar, Movoyeveg, eingeboren, nennt Eusebius in der
Rede, die er bei der Einweihung der Basilika zu Tyrus hielt, sehr bezeichnend
den Altar1. Nebenaltäre waren eine unbekannte Einrichtung, und zwar
ebensowohl in den Basiliken wie in den Memorien und den Coemeterial-
kirchen, in den Oratorien der klösterlichen Genossenschaften wie in den von
Privatpersonen errichteten Oratorien. So verhielt es sich gleichmäßig im
Orient wie im Okzident.

Wo ein Bedürfnis für eine größere Zahl von Altären vorlag, vermehrte man
entweder die Kirchen oder baute an die vorhandenen Oratorien Kapellen an. Der
Basiüka, der sie angefügt waren, nur äußerlich angegliedert, bildeten diese, auch
wenn sie durch eine Türe mit dem Innenraum derselben in Verbindung gesetzt
waren, selbständige, in sich abgeschlossene Räume. Es war aber darum auch der
Aitar, der in ihnen errichtet war, kein Nebenaltar in dem späteren Sinne des Wortes,
sondern in seiner Art und für die Kapelle das, was der Altar der Basilika für die
Basilika war. Insofern bestand allerdings zwischen dem Altar der Basilika und
demjenigen des ihr angefügten Oratoriums ein Unterschied, als für gewöhnlich bloß
jener für die missa publica, den Gemeindegottesdienst, gebraucht wurde, dieser da-
gegen in der Regel lediglich für die Privatmessen, zur Abhaltung des öffentlichen
Gottesdienstes aber nur bei besonderen Gelegenheiten verwendet wurde.

Ein lehrreiches Beispiel eines solchen Kapellenanbaues mit Altar bieten die
Ruinen der in jüngster Zeit bei St. Peter im Holz (Kärnten) aufgedeckten, gegen

Ende des 6. Jahrhunderts zerstörten alt-
christlichen Basilika. In die beiden zwi-
schen Chor und Querarm liegenden
Winkel sind Kapellen eingebaut, die
durch eine schmale Tür mit den Quer-
armen verbunden sind. In dem Oratorium,
das sich links vom Chor befindet, hat
sich von dem Altar nichts erhalten, da-
gegen ist dieser in dem zur Rechten noch
fast vollständig vorhanden. Eine Schranke
schloß in Nachahmung der Schranken,
welche man vor dem Altar der Basilika
anzubringen pflegte, den Altar von dem
vorderen Teil der Kapelle ab.

Ein anderes gutes Beispiel bietet
S. Maria Antiqua zu Born. Hier liegt
links neben dem Chorraum ein Ora-
torium, das einen selbständigen Raum
bildet, eine kleine Kirche für sich
darstellt, die mit dem Innern der Basilika durch zwei Türen in Verbindung
gesetzt ist, von welchen die eine in den Chorraum, die andere in das linke
Seitenschiff führt. Von dem Altar des Oratoriums hat sich die Sockelplatte erhalten.

Altchristliche Basilika (Chorpartie-Grundriß).
St. Peter im Holz

1 Hist. eccl. 1. 10, c. 4 (Mg. 20, 877).

• Abb. oben S. 198.
 
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