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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 1): Arten, Bestandteile, Altargrab, Weihe, Symbolik — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2141#0507
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Viertes Kapitel. Die Ausstattung des Tragaltares 489

sind, eingelassen". Das Portatile ist das jüngste seines Typus, da es erst gegen Ende
des 13. Jahrhunderts entstanden sein kann. Die heutigen Holzfüßchen sind schwer-
lich ursprünglich7.

VIERTES KAPITEL

DIE AUSSTATTUNG DES TRAGALTARES

I. ALLGEMEINES

Die Portatilien sind heute stets schmucklos. Bei der Art der Verwen-
dung, die sie gegenwärtig finden, hätte es wenig Zweck, sie reich zu verzieren.
Zudem ist es wenig mehr üblich, den Altarstein in eine Holzfassung einzu-
lassen oder ihn mit einem Holzrahmen zu umgeben, diese aber und nicht der
Stein waren es, welche man früher durch eine Metallbekleidung, Emails,
Malerei oder sonstwie auszuschmücken liebte. Schon die Portatilien, die wir
aus dem ausgehenden Mittelalter besitzen, sind einfacher als diejenigen, die
sich aus dem 11.—13. Jahrhundert erhalten haben, und noch mehr ist das
der Fall bei den Tragaltären, die uns das 16., 17. und 18. Jahrhundert hinter-
lassen hat. Auch die am reichsten geschmückten derselben halten nicht im
entferntesten einen Vergleich mit den Portatilien aus, die sich aus der Zeit
des romanischen Stiles und der frühen Gotik in die Gegenwart gerettet haben,
ja nicht einmal mit den Portatilien, wie sie noch die späte Gotik schuf. Es
war schon viel, wenn man dem Rahmen des Altarsteines auch nur einen
farbigen Anstrich gab oder ihn gar mit Einlegearbeit versah.

Das im Beginn des 18. Jahrhunderts entstandene Kastenportatile im
Dommuseum zu Augsburg ist, wie hinsichtlich seines Typus so auch hin-
sichtlich seiner Ausstattung, eine ganz vereinzelte Erscheinung, zu der sich
schwerlich aus dem 17. und 18. Jahrhundert ein Gegenstück finden dürfte.
Es hat auch wohl seinen ungewöhnlich reichen Schmuck nur erhalten, weil
es die Umarbeitung eines kostbar verzierten Portatiles aus romanischer Zeit
darstellt. Aus dem 19. Jahrhundert ist mir nur ein Beispiel bekanntgeworden,
dessen Rahmenwerk mit Dekor bedacht wurde, das 1827 von Bischof Ignatius
Albert konsekrierte Portatile im Dommuseum zu Augsburg.

Freilich spielte das Portatile im Mittelalter eine größere Rolle als in der
Neuzeit. Hatten ja doch damals manche Geistliche wie höherstehende Laien
das Privileg, ein altare viaticum zu besitzen, jene, um selbst auf ihm zu zele-
brieren, diese, um durch einen Priester sich auf ihm die Messe lesen zu lassen,
und zwar galt das Privileg oft nicht bloß für die Hauskapelle, sondern auch
für die Reisen. Wer aber ein solch bedeutsames Vorrecht besaß, sorgte wohl
auch meist dafür, daß das Portatile, dessen er sich erfreute, in einer seinem

Die Perlenstickerei kommt um 1300 auf
manchen Stickereien Niedersachsens vor; ge- ' Abb. und Beschr. in Zeitschrift XVI (1903)

wohnlich sind es Paramente, an denen sie ge- 125 f. Ein altarförmiges Portatile zu Wassen-

ubt ist, doch wurde sie auch zur Verzierung berg, das auf Klauenfüßen steht (Kd. derRhein-

anderer Gegenstände angewendet. So ist z. B. provinz, Kr. Heinsberg 113), hat nur mehr

auch eine Holzpyxis im Kölner Kunstgewerbe- einen geringen Teil seines Beschlages. Es sei

"luseum (Sammlung Schnütgen) mit Perlen- daher hier bloß kurz erwähnt.
Stickerei dieser Art überzogen.
 
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